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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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verbracht hatte, dann erinnerte er sich an zahllose Missgeschicke, Fehlentscheidungen und Schlampereien, die ihr unterlaufen waren. Die Kohärenz war in gewissem Sinne ein übermenschliches Wesen, aber sie bestand aus Menschen und Menschen machten nun einmal Fehler.
    Außerdem war es nicht einmal gesagt, dass das hier wirklich ein Fehler war. Vielleicht war sie das Risiko bewusst eingegangen. Womöglich wäre es auf keine andere Weise gelungen, ihm diesen Virus einzupflanzen. Der war nämlich an sich schon ziemlich genial. Und klar, er war nicht der einzige Computerhacker, den sich die Kohärenz gekrallt hatte. Aus naheliegenden Gründen waren Computerfreaks zu Anfang sozusagen ihre bevorzugte Beute gewesen.
    Wieso also nicht? Der Plotter stand bereit, er musste ihn nur einschalten. Jack hatte ihm auch genug Papier dagelassen; es lag locker zusammengerollt auf den Aktenkästen unter seiner Pfeil-und-Bogen-Wanddekoration.
    Wie gesagt. Vernünftig wäre es gewesen.
    Doch etwas sträubte sich in ihm. Es widerstrebte ihm, auch nur in die Richtung zu denken, die sich hier auftat. Wenn das stimmte, was er entdeckt zu haben glaubte, konnte es tatsächlich ein Weg sein, den Virus auszuschalten – aber es war ein Weg, den er nicht gehen wollte.
    Es musste eine andere Möglichkeit geben!
    Er musste sie nur finden. Irgendwo. Irgendwie.
    Christopher rieb sich die Augen, spürte die Müdigkeit darin, in seinen Augen, in seinem ganzen Körper. Wie lange mochte er geschlafen haben, da auf der Zeichnung? Er wusste es nicht. Vielleicht ein paar Stunden, vielleicht nur eine halbe. So, wie er sich fühlte, konnten es genauso gut nur ein paar Minuten gewesen sein.
    Vielleicht war es das Beste, er machte erst mal Pause. Ging unter die Dusche. Schaute mal, was es zum Frühstück gab. Lüftete sich das Hirn aus. Und dann sah man weiter. Gut möglich, dass es dann kein Problem mehr sein würde, den Plan noch einmal ganz frisch auszudrucken und noch einmal ganz von vorn zu beginnen.
    In diesem Augenblick wurde der Bildschirm des PCs hell, der bis jetzt neben ihm im Dämmerschlaf gesummt hatte, und mit einem leisen Fing! erschien ein Instant-Message-Fenster.
    Computer*Kid? Bist du da? Pentabyte-Man.
    Christopher starrte das Fenster an. Auf einmal hatte er ein ganz übles Gefühl.
    Dann rollte er mit dem Schreibtischsessel rüber zur Tastatur und tippte: Bin da. Was gibt’s?
    Eine Pause wie ein Atemholen, dann kam: Du hast irgendjemanden aufgeschreckt. Hat jemand bemerkt, dass du in dem Server warst? Jedenfalls haben sie dich lokalisiert und sind hinter dir her.

74 | Nachdem George geduscht und sich angezogen hatte und von Christopher immer noch nichts zu sehen oder zu hören war, beschloss er, ihn sich selber zu überlassen und nachzuschauen, ob es vorne auch so was wie Frühstück gab.
    Gab es. Jack saß allein an dem großen runden Tisch, in dessen Mitte ein Gebirge aus Cornflakesschachteln, Milchflaschen, Saftkartons und dergleichen aufgebaut war und an dem vor Kurzem eine ganze Horde gefrühstückt haben musste, den vielen benutzten Schüsseln, Tellern und Kaffeetassen nach zu urteilen, die herumstanden. Der ganze Raum roch nach dem Kaffee, der auf der Warmhalteplatte der Kaffeemaschine leise vor sich hin zischelte.
    Jack hatte einen dicken Kalender vor sich und das Telefon vom Küchenbüfett auf einem Stuhl neben sich stehen – weiter reichte das Kabel nicht. Offenbar managte er, da er aus seinem Büro vertrieben war, sein Unternehmen von hier aus.
    »Jaja, schon klar«, sagte er gerade in ziemlich ungehaltenem Ton, als George hereinkam. »Im Ausredenerfinden sind die Leute immer großartig. Wenn sie sonst nichts können, Ausreden erfinden können sie. Aber ich brauch keine Ausreden, ich brauch Ergebnisse, verstehst du? Die Vorlagen für die Anzeigen müssen nächste Woche bei der Druckerei sein. Wie soll ich das jetzt machen ohne Leons Zeichnungen?« Er lauschte. »Mary! Red dir doch nichts ein! Dein Mann ist Alkoholiker. Er braucht Hilfe. Ist mir scheißegal, ob er zu einem Medizinmann geht oder zu einem weißen Hirnklempner, Hauptsache, er geht überhaupt mal irgendwohin! Und du hilfst ihm nicht, wenn du ihn dauernd entschuldigst.« Pause, dann: »Ja, sag ihm das. Und wenn du seine Flaschen nicht einsammelst und wegschüttest, komm ich und übernehme das selber.«
    Er legte auf und stieß ein zorniges Schnauben aus, das irgendwo tief aus dem Bauch kam. »Ehrlich – diese versoffenen Indianer gehen mir so was von auf die

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