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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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»Ayulin6.23«, las er. »Was ist das? Der Name des Herstellers?«
    »Nein. Die Kohärenz operiert zwar unter vielen Firmennamen, aber sie handelt nicht mit diesen Chips. Also ist ein Herstellername unnötig. Es dürfte eine Typenbezeichnung sein und die Ziffern sind vermutlich die Versionsnummer. Das bedeutet, dass nicht alle Upgrader denselben Chip tragen. Er muss nach und nach weiterentwickelt worden sein.«
    »Leuchtet ein.« Jack nickte bedächtig. »Und konkret heißt das… was?«
    »Dass ich, wenn ich der Spur dieser Inschrift folge, vielleicht die Originalschaltpläne des Chips finde«, erklärte Christopher. »Das Problem ist bloß, das zu tun, ohne die Kohärenz zu alarmieren. Ich kann ja nicht einfach Google aufrufen und nach dem Stichwort ›Ayulin‹ suchen.«
    »Überwacht die Kohärenz das etwa?«
    »Klar. Wer nach diesem Begriff sucht, hat die Kohärenz auf den Fersen.«
    Jack furchte die Stirn. »Aber so viele andere Möglichkeiten, irgendwas zu finden, gibt es ja nicht, oder? Wie willst du es dann machen?«
    Doch, zum Glück gab es andere Möglichkeiten. Deswegen brauchte Christopher ja den Pentabyte-Man. Der hatte mithilfe von Trojanerprogrammen Unmengen von Rechnern gehijackt – meistens PCs in irgendwelchen Büronetzwerken, die zu nichts anderem benutzt wurden, als Solitaire zu spielen, E-Mails zu empfangen und hin und wieder welche zu schreiben. Auf diesen Rechnern ließ er eigene Webcrawler arbeiten, die das Internet nach Mailadressen absuchten. In den Indexfiles dieser Programme blieben zwangsläufig unbekannte Worte hängen – und das war die Chance, unauffällig die Spur dieses Chips aufzunehmen.
    Christophers Blick fiel auf die Wanduhr. Höchste Zeit, dass er an den Rechner zurückkehrte und nachfragte, was der Pentabyte-Man herausgefunden hatte.
    Er stand auf. »Vielleicht besser, du weißt das nicht.«

70 | Als Christopher wieder an Jacks Schreibtisch saß, bemerkte er, dass auch in dessen Büro kein Mangel an Bogen und Pfeilen herrschte. Das war ihm vorhin gar nicht aufgefallen – da hatte er nur Augen für den Computer gehabt –, aber an der Wand neben der Tür hingen, dekorativ drapiert, zwei kunstvoll verzierte Bögen und ein ganzer Strauß von Pfeilen, alle offensichtlich handgefertigt, mit echten Vogelfedern am hinteren Ende. Auch in dem Spalt zwischen den beiden Aktenregalen gegenüber stand ein Bogen, gegen den Ordner »Anstellungsverträge« gelehnt, und griffbereit neben dem Schreibtisch ein weiterer, zusammen mit einem Köcher voller Pfeile: So, als rechne Jack damit, ab und zu jemanden erschießen zu müssen, der sein Büro betrat.
    So hatte eben jeder seinen Spleen. Die einen mit Computern, die anderen mit Pfeil und Bogen. Warum auch nicht.
    Hi. Computer*Kid hier. Wie sieht’s aus?
    Diesmal dauerte es nicht lange mit der Antwort. Der Pentabyte-Man schien nur darauf gewartet zu haben, dass er sich meldete.
    Hallo, Computer*Kid. War ja ein heißes Suchwort. Ich hab einen Server in Korea für dich. Reinzukommen ist dein Part. In einer zweiten Zeile folgte die IP-Adresse des Servers, hexadezimal verschlüsselt.
    Wie hast du den gefunden, wenn du nicht reinkommst?, tippte Christopher zurück.
    Die hatten einen zugänglichen Bereich, aber als meine Suchprogramme da das erste Mal durchgekrabbelt sind, ohne sich um robots.txt zu kümmern, ist wohl jemand sauer geworden und hat den Server ganz dichtgemacht. Ich hab manchmal das Gefühl, dass man seither hinter mir her ist. Also, pass auf!
    Das verstand sich von selber, dachte Christopher und schrieb: Danke!, ehe er sich ausloggte.
    Der Server in Korea war gut gesichert, in der Tat. Mal wieder eine richtige Herausforderung.
    Wie in alten Zeiten. Nur dass es wehtat, daran zu denken. Christopher verscheuchte die Erinnerungen und stürzte sich mit voller Energie – und voller Wut, auch das – auf die Herausforderung, den Zugang zu knacken. Sich mit wirklich ausgeklügelten Sperren zu messen, war die beste Methode, Gedanken an andere Dinge gar nicht erst aufkommen zu lassen.
    Anderthalb Stunden und einige gewagte Manöver später war Christopher endlich drinnen, durchstöberte Dateiverzeichnisse, Dokumente und Shellscripts auf der Suche nach…
    Bingo. Da waren sie. Die aktuellen Schaltpläne des Ayulin-Chips. Wie er es sich gedacht hatte: Wenn die Kohärenz neuerdings die Chips überall auf der Welt verteilt produzierte, dann musste es eine zentrale Stelle geben, von der aus die aktuellen Schaltpläne und Belichtungsvorlagen

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