Kohärenz 02 - Hide*Out
kannst du tippen!« Madonna stand so dicht neben ihm, dass er unwillkürlich zurückzuckte. Noch nie war ihm ein Mädchen so nahe gekommen.
Er musste ihr irgendwie klarmachen, dass er so nicht arbeiten konnte. Auch die ständigen Blicke vom Billardtisch waren nicht gerade das ideale Mittel zur Förderung seiner Konzentration.
Dann kam die Meldung Pentabyte-Man is offline und alles ringsum war schlagartig vergessen. Christopher saß da, starrte diese Zeile auf dem Schirm an und wartete darauf, dass sie sich als schlechter Scherz entpuppen würden.
Der Pentabyte-Man war nie offline. Sie hatten sich noch nie gesehen und Christopher wusste so gut wie nichts über den Pentabyte-Man, aber sie standen miteinander in Kontakt, seit Christopher zwölf Jahre alt war und es war sozusagen das Hauptmerkmal des Pentabyte-Man, dass er immer online war, Tag und Nacht, werktags wie feiertags, immer bereit zu einem kleinen Chat.
Dass er es ausgerechnet jetzt nicht war, war ausgesprochen beunruhigend.
25 | Sie packten Dylan auf den Rücksitz eines Autos. Je ein FBI-Agent setzte sich rechts und links von ihm; jede ihrer Bewegungen war eine deutliche Botschaft, dass sie ihm keinerlei Chance zur Flucht geben würden. Der Fahrer erkundigte sich noch einmal nach der Adresse von Dylans Appartement; der Typ auf dem Beifahrersitz las sie von einer Kopie von Dylans Anstellungsvertrag ab, dann ging die Fahrt los.
Unterwegs dachte Dylan über seine Chancen nach. Sie wollten seinen Roman sehen. Okay, das war kein Problem. Er hatte tatsächlich angefangen, einen Roman zu schreiben, war inzwischen bei Seite 45 und wusste gerade nicht, wie die Geschichte weitergehen sollte. Das Manuskript war schlecht, aber es war ein Manuskript. Er hatte es geschrieben für den Fall, dass er eines Tages eine Tarnung benötigen würde, aber inzwischen hatte es angefangen, ihm trotz allem Spaß zu machen.
Aber im Augenblick machte ihm der Roman keine Sorgen. Im Augenblick zählte nur sein Plan für den Notfall.
»Sag mal, wie fährst du eigentlich?«, fragte der Mann auf dem Beifahrersitz. Er hatte ein zernarbtes Kinn, als sei er mal damit in einem Haufen Glasscherben gelandet, und war eindeutig der Boss der Gruppe. »Hätten wir nicht auf die Georgia Avenue müssen?«
»Ich fahr so, wie’s das Navi sagt«, erwiderte der Mann am Steuer. »Die ganzen Straßennamen konnt ich mir noch nie merken.«
»So ein Navi weiß auch nicht alles.«
»Meins schon.«
Der Wagen bretterte durch schmale Straßen, bog immer wieder scharf ab. Vom Stop-and-go-Verkehr der Rushhour, die anderswo herrschte, war tatsächlich wenig zu merken.
Umso besser, dachte Dylan. Die beiden Muskelprotze links und rechts von ihm ließen ihm kaum Platz zum Atmen.
Schließlich hielten sie vor dem Haus, in dem er wohnte. Es war ein graues, mehrstöckiges Gebäude, an dessen Front lange braune Roststreifen herabliefen. Von einem Mülleimer aus beobachtete eine Katze, wie Dylan und seine beiden Begleiter aus dem Wagen stiegen, und wandte sich erst ab, als feststand, dass ihr niemand den Platz auf dem Blechdeckel streitig machen würde.
Im Foyer roch es nach Zigarettenrauch. Die Treppe war mit uraltem Linoleum belegt, das unter ihren Schuhen quietschte.
»Es ist im vierten Stock und der Fahrstuhl ist kaputt«, sagte Dylan. Die beiden FBI-Agenten seufzten, wirkten aber, als beruhige sie diese Information: Keine Gefahr, dass ihr Verdächtiger aus dem Fenster sprang.
Als er den Schlüssel in die Wohnungstür steckte, bedeutete ihm einer der beiden, ein nahezu kahlköpfiger Schwarzer mit dem Körperbau eines Schwergewichtsboxers, zurückzutreten und öffnete an seiner Stelle.
Im nächsten Moment drehte er sich zu Dylan um und fragte vorwurfsvoll: »Wer ist das?«
Dylan spähte an ihm vorbei. Mr Townsend stand im Flur, noch in Schlafanzug und Bademantel, auf seinen Stock gestützt. Er hatte den Mund halb offen, so, als habe er ihn irgendwann zu schließen vergessen. Er wirkte verwirrt.
»Das ist Mr Townsend«, erklärte Dylan. »Mein Vermieter.«
Der FBI-Agent sah ihn misstrauisch an. »Und was macht Ihr Vermieter in Ihrer Wohnung?« Er warf einen Blick durch die Tür. »In diesem Outfit noch dazu?«
Dylan hob die Schultern. »Nun, es ist eigentlich seine Wohnung. Ich hab hier nur ein Zimmer. Ich wohne zur Untermiete.«
»Untermiete? Wieso haben Sie uns das nicht gesagt?«
»Sie haben nicht danach gefragt.«
Ein abschätziger Blick. »Kleiner Schlaumeier, was?« Er nickte in Richtung der
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