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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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von früh bis spät.«
    »Kein Mensch, den ich kenne, schaut viel fern. Die meisten gar nicht mehr.«
    »Das Internet ist auch nicht besser«, beharrte Mom. Sie machte eine Handbewegung, als wolle sie alle weiteren Einwände beiseitefegen. »Wie dem auch sei, wir drei setzen uns jedenfalls nach dem Mittag zusammen und sprechen durch, wie es mit dir und der Schule nun weitergehen soll.«
    »Heute Nachmittag hab ich aber keine Zeit«, sagte Serenity.
    Mom spähte zu den lichtdurchfluteten Baumwipfeln empor. »Das will ich jetzt überhört haben.«
    Serenity sank seufzend in sich zusammen. Okay. Sie musste ja auch nicht mitkommen, wenn Christopher seine Hackertricks vollführen ging. Das konnte er ohne sie genauso gut. Womöglich sogar besser. Sie musste nur in Erfahrung bringen, wie man Madonnas Video eigentlich fand. Und sie musste mit Kyle reden, damit er Christopher in die nächste größere Siedlung kutschierte.
    »Also gut«, sagte sie. »Von mir aus. Ich muss aber noch kurz mit Kyle reden. Weißt du zufällig, wo er steckt?«
    Kyle saß mit Anthony Finney und zwei anderen Männern zusammen und war, genau wie diese, damit beschäftigt, ein in seine Einzelteile zerlegtes Gewehr zu reinigen, zu ölen und wieder zusammenzubauen.
    »Keine Zeit«, erklärte ihr Bruder gelassen, nachdem sie ihr Anliegen vorgetragen hatte. »Wir gehen nach dem Mittag los, unsere Fallen kontrollieren.«
    »Kann das nicht jemand anders machen?«, wollte Serenity wissen.
    Kyle hob die Augenbrauen. »Ich glaube, das Einfachste ist, wenn jemand anders fährt. Frag doch mal deine Freundin.«
    »Wen? Madonna?«
    »Klar. Oder hat die auch schon was anderes vor?«
    Serenity schüttelte den Kopf. »Ich glaub nicht«, hörte sie sich sagen, »aber…« Aber genau sie will ich nicht fragen!, schoss ihr durch den Kopf. Was sie ihrem Bruder jetzt aber auf die Schnelle unmöglich erklären konnte. »Kann die denn Auto fahren?«, fragte sie stattdessen.
    Kyle lachte nur kurz auf und fuhr fort, das Teil, das er in Händen hielt, mit einem öligen Lappen zu polieren. »In den Reservaten lernen die das alle mit dreizehn, vierzehn Jahren. Erstens, weil man dort an den meisten Autos nichts mehr kaputt machen kann, und zweitens, weil es anders nicht geht. Soweit ich weiß, hat Madonna den Führerschein, seit sie sechzehn ist.«
    So blieb Serenity schließlich nichts anderes übrig, als Madonna doch alles zu erzählen.
    Sie flippte schier aus vor Begeisterung. »Tolle Idee! Und das wolltest du heimlich machen?«
    »Ja, ich…« Wie sollte sie das erklären? »Es ist irgendwie ein bisschen unfair, oder? Und ich dachte, da ist es besser, es macht jemand anders für dich…«
    Madonna schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, verstehst du nicht? Ich will doch nur eine Chance. Ich will nur, dass die Leute sich den Song anhören. Wenn er dann niemandem gefällt, okay, dann ist das halt so. Dann muss ich eben versuchen, einen besseren zu schreiben. Aber dass mein Lied untergeht in all dem Zeug – das ist doch unfair!«
    Serenity überlegte, ob man das so sagen konnte. Was Madonna sagte, stimmte natürlich. Aber andererseits gab es bestimmt Tausende anderer Sängerinnen, die Videos ins Internet stellten und eben niemanden kannten, der die Bewertungssysteme hacken konnte: Denen gegenüber blieb es zweifellos unfair, wenn man so etwas tat.
    Sie seufzte. Sie wollte doch nur etwas tun, damit ihre Freundin ihren Traum wahr machen konnte, ehe die Kohärenz sie alle schluckte.
    »Auf jeden Fall«, sagte Serenity schließlich, »scheint Christopher dein Lied gut gefallen zu haben.«
    »Ehrlich?«, fragte Madonna mit großen Augen.
    »Er war total begeistert von meiner Idee. Und er will das unbedingt machen. Je eher, desto besser, hat er gesagt.«
    Madonna wirkte schwer beeindruckt. »Wow!«, meinte sie. »Hätte ich nicht von ihm gedacht.«
    Serenity zuckte ratlos mit den Schultern. »Ja. Ich ehrlich gesagt auch nicht.«

23 | Es lief wirklich so ab, wie man es immer in Filmen sah: ein kahles Zimmer, ein Tisch, eine Lampe und ein Rekorder. Eine Handvoll grimmig dreinblickender Beamter auf der einen Seite des Tisches und der Verdächtige auf der anderen.
    Blöd, wenn man selber dieser Verdächtige war.
    Was er mit den Unterlagen gewollt habe? Wie lange er das schon treibe? Für wen er arbeite? Wer seine Hintermänner seien? Wer noch beteiligt sei?
    Dylan konnte sich auf einmal gut vorstellen, dass man auf diese Weise mit der Zeit tatsächlich mürbe wurde.
    Aber er hatte

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