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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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vorn. »Bei der Abzweigung da vorn musst du rechts.«
    »Bist du sicher?« Das fragte sie bei jedem Richtungshinweis, den er ihr gab. Was erwartete sie eigentlich für eine Antwort? Er folgte der Karte. Falls die Karte stimmte, waren sie richtig. Falls nicht, dann fuhren sie in die Irre. So einfach war das.
    Madonnas Orientierungsvermögen jedenfalls ließ nichts von jenen legendären Fähigkeiten erkennen, Fährten, Spuren und andere Hinweise zu lesen, die man ihren Vorfahren nachsagte. Christopher hatte den Verdacht, dass er sie auch im Kreis herum hätte dirigieren können, ohne dass sie es gemerkt hätte.
    Immerhin: Die Schotterpisten lagen inzwischen hinter ihnen und allmählich auch die Wege, die zwar asphaltiert, aber so schmal waren, dass einem besser niemand entgegenkam. Die Straßen, auf denen sie nun fuhren, waren zwar immer noch äußerst sparsam beschildert, aber sie führten durch andeutungsweise bewohntes Gebiet.
    Dann, endlich: eine Siedlung. Und es war tatsächlich der Ort Lanestoke, von dem es hieß, hier gäbe es ein Postamt mit einem öffentlichen Internet-PC.
    Das Postamt gab es, aber es hing ein Schild an der abgeschabten braunen Holztür: Heute geschlossen. Warten auf Geburt unseres Enkels. Viele Grüße, Ernest.
    »Okay«, meinte Christopher und faltete die Karte wieder auseinander. Drei weitere Orte standen zur Auswahl. »Wohin jetzt?«
    Madonna deutete zielsicher auf einen Punkt, der »Perlet« hieß. »Dahin.«
    Bis Perlet waren es noch einmal etwa zwanzig Kilometer, dafür machte der Ort richtig was her: Es gab ein Einkaufszentrum mit Tankstelle, eine Bank und ein Café mit zwei Billardtischen und vier Internet-PCs. An einem der Billardtische lungerten ein paar Jugendliche herum, die etwas älter als Christopher waren und ihnen Blicke zuwarfen, die man auch ohne Gedankenlesen verstand: Was will so ein tolles Mädchen mit so einem Typen?
    Von den PCs war einer besetzt; eine alte Frau saß davor und schrieb E-Mails. Sie tippte so langsam, dass es wehtat, ihr zuzusehen.
    Christopher wählte den Rechner, der am weitesten von ihrem entfernt stand.
    »Etwa zwei Stunden«, sagte er dem jungen Typen, der hinter der Bar hervor und zu ihnen kam, um sich zu erkundigen, wie lange sie den PC brauchen würden.
    Der Mann bot ihnen seine Hilfe an, falls sie nicht zurechtkämen, und es war leicht zu erraten, wem genau er gerne geholfen hätte. Aber Madonna lächelte ihn nur freundlich an und meinte, auf Christopher deutend: »Danke, aber er kennt sich echt super aus.«
    Als sie endlich ihre Ruhe hatten, sahen sie sich zuerst mal Madonnas Video an.
    »Wow!«, hörte sich Christopher unwillkürlich sagen, als es durch war. Er klickte auf Play again.
    Es war gut. Richtig gut. Zwar war es total einfach gemacht – die meiste Zeit sah man Madonna Two Eagles mit ihrer Gitarre am Ufer eines Sees –, aber dazwischen waren sehr effektvoll ein paar kleine Sequenzen aus historischen Indianerfilmen geschnitten, was dem Video eine geradezu hypnotische Wirkung verlieh. »Wer hat das gemacht?«, wollte Christopher wissen.
    »Carol, eine Cousine von mir«, sagte Madonna. »Sie fotografiert und hat eine ziemlich gute Videokamera. Wir haben es bei uns in der Gegend aufgenommen und sie hat es dann am Computer nachbearbeitet.«
    »Nicht übel«, meinte Christopher.
    Verzwickte Sache. Denn eigentlich hatte er gehofft, das Video wäre schlecht.
    Noch während ihm Serenity ihre Idee vorgetragen hatte, war es Christopher klar geworden, dass es zu riskant sein würde, ausgerechnet Madonnas Video mit einer Massenmail zu bewerben: Über den Namen »Two Eagles« konnte die Kohärenz die Verbindung zu Jeremiah Jones herstellen und so vorzeitig dahinterkommen, dass sie etwas vorhatten.
    Wäre Serenity mit ihm gefahren, hätte er ihr das erklären können. Doch als sich herausgestellt hatte, dass er mit Madonna fahren musste, hatte er es nicht übers Herz gebracht, ihr zu sagen, dass er die Aktion zwar durchführen wollte – aber mit irgendeinem anderen Video!
    Ein richtig schlechtes Video wäre die Rettung gewesen. Dann hätte er Madonna empfehlen können, es zu löschen, anstatt sich damit weltweit lächerlich zu machen. Das hätte sie bestimmt eingesehen.
    Aber so hatte er ein Problem.
    Er schob den Gedanken beiseite. Da würde sich später schon eine Lösung finden. Erst einmal installierte er ein paar Tools, die er möglicherweise brauchen würde, und schickte anschließend eine Instant Message an den Pentabyte-Man.
    »Mann,

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