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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nachdenken konnte er jetzt nicht, musste er auch nicht, es war ja alles vorbereitet. Nur klicken, das machten seine Hände von alleine, die Mail abschicken, die Aufräumroutinen starten…
    Der Typ von der Bar kam wieder an, redete auf sie ein. Christopher konnte ihm nicht zuhören, brauchte alle Kraft dafür zu widerstehen. Madonna schien ihn abzuwimmeln, jedenfalls ging er wieder.
    Okay. Die Löschbefehle rauschten über den Schirm. Das war erledigt.
    »Raus hier«, bat er.
    Sie gingen. Zur Tür. Endlos. Sie stützte ihn; er kam sich groß und ungelenk und tonnenschwer vor. Standhalten: Das fiel leichter, wenn man tonnenschwer war.
    Die Tür quietschte in den Angeln. Es roch nach Kaugummi und Staub, als sie hinaustraten. Einen Fuß vor den anderen, immer nur an den nächsten Schritt denken, und standhalten.
    »Hoffentlich finde ich den Weg zurück«, bangte Madonna, während sie die Stufen auf die Straße hinab bewältigten. »Du siehst nicht so aus, als ob du jetzt Karten lesen könntest…«
    Nicht nachgeben. Ihn zupressen, den virtuellen Zugang in seinen Geist. Nichts hereinlassen.
    »Na ja«, meinte sie seufzend. »Wird schon irgendwie gehen.«
    Das Auto stand auf der anderen Straßenseite. Es herrschte nicht viel Verkehr, aber genug, dass sie warten mussten. Das Stehen fiel Christopher schwer; er musste seinen Kopf einen Moment auf Madonnas Scheitel legen, nur einen Moment lang. Ihr Haar roch gut, nach fremden Gewürzen und duftendem Holz. Warum auch immer. Vielleicht gab es eine Erklärung für diesen Geruch, aber die würde er jetzt nicht finden, jetzt, da er alle Kraft brauchte, um standzuhalten.
    »Was ist denn jetzt?«, sagte Madonna plötzlich, mit einem alarmierten Ton in der Stimme.
    Christopher sah sich schwankend um. Da war ein Wagen, der plötzlich aus dem Verkehrsstrom ausscherte und genau auf sie zuhielt.

32 | Dad und Kyle eilten davon und im nächsten Moment, so schien es Serenity, brach ringsum Aufregung und Hektik los. Kein planloses Durcheinanderrennen allerdings, vielmehr sah es aus, als wisse jeder seit Langem, was in so einem Fall zu tun war, und habe die dafür nötigen Handgriffe gründlich eingeübt. Zelte fielen in sich zusammen, wurden mit raschen Bewegungen zusammengepackt. Aus Luftmatratzen wurde die Luft abgelassen, Feldbetten wurden zusammengeklappt, Ausrüstungsgegenstände in Anhänger und Wohnwagen verladen. Alles schien seinen Platz zu haben.
    »Lilian, Serenity, packt eure Sachen!« Dad tauchte wieder auf, schnappte sich sein Notizbuch und die Kugelschreiber und machte Anstalten, den Campingtisch zusammenzuklappen. »Und schnell. Serenity, weißt du, wo Christopher steckt?«
    Serenity war es, als erwache sie aus einer Art Schockstarre. »Christopher? Der ist weggefahren. Mit Madonna. Einen Internetanschluss suchen.«
    »Auch das noch. Wohin genau?« Er bedeutete ihr aufzustehen, weil er ihren Stuhl zusammenklappen wollte.
    Serenity übernahm das Zusammenfalten selber. »Keine Ahnung. Sie haben eine Karte mitgenommen, so viel weiß ich.«
    »Mist.« Dad nahm ihr den Stuhl ab, legte ihn zu dem zusammengelegten Tisch, machte sich an die anderen beiden Stühle. »Das heißt, die können sonst wo sein. Im Radius von dreißig Meilen kommen wenigstens fünf Siedlungen infrage…«
    Stimmt, durchfuhr es Serenity, das war auf einmal ein echtes Problem. »Vielleicht kommen sie rechtzeitig zurück?«, schlug sie zaghaft vor, aber in Wirklichkeit glaubte sie das selber nicht.
    Dad wischte sich mit einer Hand Schweiß vom Gesicht. »Wir können nicht warten. Wir müssen die beiden finden.«
    Mom gab einen Laut von sich, der klang, als unterdrücke sie mit Mühe ein Schluchzen. »Wohin gehen wir überhaupt? Was habt ihr jetzt vor?«
    Dad sah sie an. »Unser Notfallplan sieht vor, dass wir uns in kleine Gruppen aufteilen – ein paar werden auch ganz alleine aufbrechen – und uns sozusagen in alle Himmelsrichtungen zerstreuen. Jeder schlägt sich so gut wie möglich durch und versucht, Informationen zu sammeln, was überhaupt vor sich geht – was die Medien behaupten, was man von den Leuten erzählt bekommt, eigene Beobachtungen. In spätestens drei Tagen treffen wir uns wieder an einem bestimmten Punkt.« Er nahm die Stühle in die eine und den Tisch in die andere Hand. »Vielleicht können wir es so einrichten, dass jede Gruppe eine andere Siedlung anfährt und nach den beiden Ausschau hält. Mit welchem Auto sind sie unterwegs? Mit Georges braunem Ford?«
    »George! Das ist die

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