Kohärenz 02 - Hide*Out
Idee!«, rief Serenity aus. »Er kann uns bestimmt sagen, wo Madonna steckt! Er weiß immer, wo seine Schwester ist und wie es ihr geht.«
Dad musterte sie irritiert. »Ah ja? Wie das?«
Serenity zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, wie das funktioniert. Das ist irgend so ein Indianer-Ding, eine besondere Fähigkeit.«
»Auf so was würde ich mich aber nicht verlassen«, meinte Mom.
»Ich hab das selber mal erlebt«, erklärte Serenity. »Madonna und ich waren im Wald, um Kräuter zu sammeln, sie hat sich geschnitten – und im nächsten Moment ist George aus dem Gebüsch gekommen, um sie zu verbinden. Als ob er es geahnt hätte. Echt!«, fügte sie hinzu, als sie die Furchen auf der Stirn ihrer Mutter bemerkte.
»Okay«, sagte Dad. »Mit diesen Indianern erlebt man so manches, das man nicht recht versteht… Fragen wir ihn.«
Wie sich herausstellte, war George Angry Snake bereits in großer Sorge. Sie fanden ihn bei Kyle und seinem alten Geländewagen, wie er versuchte, Serenitys Bruder zu überreden, nach Madonna zu suchen.
»Irgendwas ist mit ihr! Sie braucht Hilfe«, erklärte er. Ihn so aufgewühlt zu sehen, der sonst immer seinen ganzen Stolz daransetzte, das sprichwörtliche reglose Indianergesicht zur Schau zu tragen, war furchteinflößender als alle Alarmrufe und Packaktionen zusammen.
»Weißt du denn, wo sie sich befindet?«, fragte Dad.
»Klar«, erklärte George und schränkte ein: »Das heißt, ich weiß, dass ich sie finden kann. Aber sie hat mein Auto.«
Kyle warf einen zu einem Bündel zusammengerollten Schlafsack in den Kofferraum und meinte: »Okay, dann fahren wir drei, Serenity, du und ich. Oder?« Er sah Dad an.
Der überlegte kurz. »Gut, aber ihr müsst die Sachen von Christopher und Madonna mit einladen. Lilly, du kommst mit mir, Bob und Christophers Vater.« Er nickte. »Beeilt euch. Wir treffen uns heute Abend am Ausweichlager und fahren morgen gemeinsam zum Treffpunkt.«
Kyle nickte. »Alles klar.«
»Gut. Macht, dass ihr fortkommt.«
Genau das taten sie. Serenity raffte in Windeseile all ihre Sachen zusammen und stopfte sie in ihre Tasche, dann tat sie das Gleiche mit Madonnas Gepäck, während Kyle sich um Christophers Klamotten kümmerte. Das alles dauerte gefühlte zwei Minuten, wobei die meiste Zeit damit draufging, dass sich der völlig unpraktische Reißverschluss an Madonnas völlig unpraktischer paillettenbesetzter Reisetasche im Futter verhakte und Serenity ihn erst mühsam freipfriemeln musste.
Ihre Mutter stand noch bei den Fahrzeugen. Sie kannte sich zu wenig aus, um sich am Zusammenpacken beteiligen zu können.
»Mir gefällt das gar nicht«, sagte sie, als Serenity sie zum Abschied umarmte.
»Kyle passt auf mich auf.«
Mom schien sie gar nicht mehr loslassen zu wollen. »Das hab ich ja gesehen. Das letzte Mal bist du mit ihm mitgefahren und nicht wiedergekommen.«
Kyle war noch mit dem Gepäck beschäftigt, aber das hatte er gehört. Er bekam die hintere Klappe endlich zu, kam herübergestapft und drückte Mom einen Kuss auf den Scheitel. »Wir müssen.«
Dann ging es los. Kyle fuhr, dirigiert von George Angry Snake, der sich ständig witternd nach allen Seiten umsah, mit seltsam entrücktem Blick, als lausche er einer Stimme in seinem Inneren. Serenity saß auf der Rückbank, eingezwängt zwischen all dem Gepäck.
Und sie fanden die beiden tatsächlich. Sie kamen gerade an, als sie aus einer Bar traten, wobei Madonna Christopher stützte, der schwankte, als sei ihm entsetzlich schlecht.
»Ist der betrunken oder was?«, murmelte Kyle und brachte den Wagen direkt vor den beiden zum Stillstand.
Serenity hörte ihn kaum. Die beiden so zu sehen – so eng umschlungen! – war beinahe ein Schock für sie.
War sie etwa eifersüchtig auf ihre Freundin? Nein, was für ein alberner Gedanke, sagte sie sich und versuchte, ihn nicht mehr zu denken.
Sie stiegen aus, umringten die beiden, alle redeten durcheinander – alle bis auf Christopher, der stieren Blicks dastand und geistig völlig weggetreten wirkte. Nicht wirklich wie ein Betrunkener, aber so, wie sich Serenity jemanden auf einem heftigen Drogentrip vorstellte.
Endlich gelang es Kyle, sich Gehör zu verschaffen. »Vielleicht sagt Christopher mal was dazu, was hier los ist!«
Christophers Blick irrte umher, als könne er keinen Punkt mehr fixieren. »Es ist der Chip«, erklärte er. »Er will… selber ins Feld. Er versucht, mich mit der Kohärenz zu verbinden, sobald Funkkontakt…« Er sprach
Weitere Kostenlose Bücher