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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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seltsam ungenau und beiläufig, nuschelte, als denke er währenddessen über ganz andere und viel wichtigere Dinge nach. »Ich schaffe es grade… ihn davon abzuhalten. Muss so schnell wie möglich zurück ins Camp.«
    »Tja, heut ist nicht unser Glückstag«, sagte Kyle und verzog das Gesicht. »Das Camp ist aufgelöst. Die Polizei ist uns auf der Spur. Die anderen zerstreuen sich gerade in alle Windrichtungen.«
    Serenity erschrak, als sie sah, wie Christopher daraufhin regelrecht in Panik geriet. Seine Augen wurden so groß, als wollten sie aus den Höhlen springen, sein Atem ging auf einmal schnell und hektisch. »Ich darf nicht nachgeben«, keuchte er. »Ich muss standhalten. Standhalten! Ich darf sie nicht… reinlassen…«
    »Was meinst du damit?«, rief Serenity besorgt.
    Er keuchte eine Weile, ohne zu antworten, dann wurde sein Atem ein wenig ruhiger, sodass er sagen konnte: »Dann müsst ihr mich hierlassen. Geht. Ich bleibe hier und…« Wieder hob und senkte sich sein Brustkorb so schnell, dass man Angst um ihn bekam.
    »Spinnst du jetzt?«
    »Ist nur… eine Frage der Zeit, bis ich in der Kohärenz aufgehe«, stieß Christopher hervor, den Blick unverwandt in die Ferne gerichtet. »Und dann holt sie euch auch.«
    Serenity war sich nicht sicher, ob sie wirklich verstand, was hier vor sich ging, aber so viel schien festzustehen: Christopher kämpfte dagegen an, von der Kohärenz übernommen zu werden, und die einzige Chance für ihn war, dass sie ihn rechtzeitig aus dem Bereich des Funknetzes schafften, ehe er den Kampf verlor.
    »Kyle!« Sie drehte sich zu ihrem Bruder um. »Es muss doch noch andere Gegenden ohne Netzempfang geben! Jede Menge, oder?«
    Kyle nickte fahrig. »Ja, klar. Halb Montana hat keine Netzabdeckung, der größte Teil von Idaho auch nicht…« Er überlegte. »Es gibt entsprechende Karten. Aber an die kommen wir so schnell nicht ran.«
    »Und wenn wir fragen?«
    »Wen?«
    Madonna mischte sich ein, hielt ihnen ein glitzerndes kleines Ding hin. »Damit«, meinte sie. »Wir fahren einfach drauflos und prüfen mit meinem Telefon, ob das Netz schwächer wird.«
    Serenity sah ihre Freundin mit offenem Mund an. »Du hast ein Mobiltelefon?« Das war in Dads Gruppe ein absolutes No-go. Und Serenity selber war – kein Wunder, bei der Erziehung! – am Schluss die Einzige in ihrer Klasse ohne so ein Ding gewesen.
    »Na ja«, meinte Madonna schuldbewusst. »Für den Notfall halt.« Ihre Augen leuchteten auf. »Den haben wir ja jetzt, nicht wahr?«
    Kyle hatte schon durch das Fahrerfenster die Karte vom Sitz gefischt und breitete sie mit raschen Bewegungen auf der Motorhaube aus, ohne sich um den Staub und Dreck darauf zu kümmern. »Okay, das versuchen wir. Weiße Zonen liegen auf jeden Fall abseits großer Siedlungen. Und je gebirgiger es ist, desto besser. Hmm…«, meinte er und versenkte sich in den Anblick der Striche und Linien, die Serenity ewig ein Rätsel bleiben würden.

33 | Was war nur passiert? Es lag an seinem Chip, so viel stand fest. Aber wie war das möglich? Es hatte sich doch nichts daran geändert! Er trug diesen Chip nun schon seit Monaten und es war nie ein Problem gewesen, ihn unter Kontrolle zu halten. Nie, nicht ein einziges Mal hatte der Chip Anstalten gemacht, sich von selber ins Feld einzuschalten, geschweige denn, ihn derart… mitzunehmen! Wegzusaugen!
    Standhalten. Widerstand leisten. Es ermüdete, diesen verräterischen Zugang verschlossen zu halten, der sich so unvermutet aufgetan hatte.
    Und dabei war erst höchstens eine Viertelstunde vergangen, seit das begonnen hatte.
    Die anderen beugten sich über die Motorhaube von Kyles altem Geländewagen, studierten eine Karte, diskutierten. Christopher hörte Ortsnamen, die ihm nichts sagten, und Straßennummern, mit denen er noch weniger anfangen konnte. Und von was für einem Ausweichlager redeten sie?
    Standhalten. Nicht nachlassen.
    Es ging darum, wohin sie fahren konnten. Okay. Und es ging darum, dass sie es mit zwei Autos tun mussten und sich nicht aus den Augen verlieren durften.
    Standhalten. Nicht müde werden. Christopher blinzelte in das trügerisch friedliche Blau des Himmels, holte tief Luft, spürte den seltsamen Druck im Inneren seines Geistes. Es ging schon besser. Er gewann allmählich so etwas wie Übung. Vielleicht war auch einfach nur die anfängliche Panik abgeklungen, die das Erlebnis, in virtueller Schwärze zu versinken, ausgelöst hatte. Er konnte die Kohärenz draußen halten. Es war

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