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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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eine Berufsausbildung – oder hänge eben rum, so wie sie. Wobei sie aber nicht wirklich herumhänge, jedenfalls nicht so, wie es viele taten; sie übe ja Gitarre und Singen, nähme ab und zu, wenn sie mit irgendwelchen kleinen Jobs mal wieder zu Geld gekommen war, Musikunterricht. Sie hänge sozusagen nur in den Statistiken der Behörden herum.
    Kaum saßen sie, redete Mom drauflos wie ein platzender Ballon. »Wir müssen uns dringend etwas überlegen wegen Serenity. Noch eine Woche länger hier und die schmeißen sie in Santa Cruz von der Schule. Entweder sie muss schnellstens zurück und sich eine supergute Ausrede einfallen lassen, wieso sie so viel Unterricht versäumt hat – «
    »Sie wird nicht zurückgehen«, unterbrach Dad. »Denn sonst würde ihr nur das passieren, wovor wir dich in letzter Minute bewahrt haben.«
    »Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen. So kann es jedenfalls nicht – «
    »Lilian«, mahnte Dad.
    Mom schüttelte heftig den Kopf. »Nein, so kann es nicht weitergehen. Serenity hat ohnehin nicht die Traumnoten und inzwischen – «
    Dad beugte sich blitzartig vor, bekam ihre Hände zu fassen und sah sie eindringlich an. »Lilly – sieh mich an und sag mir, dass das wirklich die größte Sorge ist, die dich im Moment umtreibt!«
    »Ihr gesamter Abschluss ist in Gefahr!« Mom zitterte, als sie das sagte.
    »Serenity hat zwölf Jahre Schule hinter sich, da wird sie in den letzten zwei Monaten nichts verpassen, was im Leben wesentlich wäre.«
    »Aber – « Diesmal war es Mom selbst, die sich unterbrach. Sie sah Dad an, mit geweiteten Augen, atmete immer tiefer, immer stockender. »Die wollten mir… die wollten mir so ein Ding einpflanzen… die hatten schon meinen Kopf festgeschnallt…«
    Dad nickte. »Ja.«
    Nun brach Mom in Tränen aus. Sie zog ihre Hände aus den seinen, schlug sie vors Gesicht und schluchzte hemmungslos. Serenity rückte neben sie, nahm sie in den Arm. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, dass es gut war, dass ihre Mutter weinte. Auf einmal kam es ihr vor, als habe sie seit dem Moment ihrer Ankunft im Camp auf eine Gelegenheit dazu gewartet.
    So saßen sie eine kleine Ewigkeit, saßen einfach da, bis das Schluchzen irgendwann nachließ. Mom löste sich aus Serenitys Umarmung, ließ sich gegen die Lehne ihres Klappstuhls sinken und schaute mit nassen Augen ins Leere. Dann sagte sie: »Hat einer von euch ein Taschentuch?«
    Dad hatte schon eines griffbereit. Er reichte es ihr. Sie nahm es wortlos, trocknete sich das Gesicht ab und meinte dann mit leiser, heiserer Stimme: »Es ist nicht nur wegen dem Überfall. Es ist auch wegen… wegen früher. Wegen dem, was wir hatten und was wir verloren haben…«
    Serenity hatte das Gefühl, dass das jetzt nur noch ihre Eltern etwas anging. Sie machte gerade Anstalten, leise aufzustehen, um sich zu verdrücken, als Kyle durch die Büsche gestürmt kam. »Dad!«, rief er. »Notfall!«
    Dad reckte den kahl geschorenen Schädel. »Was für ein Notfall?«
    »Die Abwasserrechnung ist seit vierzehn Tagen überfällig«, stieß Kyle hervor.
    »Verdammt!« Jeremiah sprang auf.
    Serenity und ihre Mutter wechselten einen entgeisterten Blick. »Und du fragst mich, ob ich keine größeren Sorgen habe?«, stieß Mom hervor.
    Dad stutzte, dann schüttelte er unwillig den Kopf. »Das ist ein Alarmcode. Er bedeutet, dass unsere Tarnung aufgeflogen ist. Das Camp kann jeden Moment entdeckt werden.«

31 | Madonna half ihm auf, weil er es selber nicht schaffte. Seine Beine waren wie Gummi; sein ganzer Körper fühlte sich an, als sei die Mehrzahl der Muskeln daraus verschwunden. Es war seltsam und zugleich logisch: All seine Energie floss nach innen, in den Widerstand gegen die Versuche der Kohärenz, in seinen Chip einzudringen.
    »Wäre es nicht doch besser, wir warten auf den Arzt…?«, schlug Madonna zaghaft vor.
    »Nein.« Standhalten. »Ein Arzt kann mir nicht helfen.« Nicht nachgeben, um keinen Preis. »Ich muss raus aus dem Mobilfunkbereich. So schnell wie möglich.«
    Und dann? Was wollte er dann tun? Sich den Rest seines Lebens in entlegenen Wäldern und unzugänglichen Schluchten verbergen?
    Darüber konnte er jetzt nicht auch noch nachdenken. Er hatte genug damit zu tun, die Barriere aufrechtzuerhalten und einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Das hieß… Halt. Da war noch etwas. Der PC. Spuren beseitigen.
    »Warte«, stieß er hervor, drehte sich zum Computer um. Standhalten, er musste standhalten, über Details

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