Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
äußerste Zurückhaltung, und sie hatten keine festen Zusagen bekommen. Nicht eine einzige, obwohl Jeremiah das Risiko eingegangen war und trotz der FBI-Fahndung zu den meisten Treffen selbst mitgegangen war.
    »Melden Sie sich noch mal, wenn genügend andere mitmachen«, war das beste Ergebnis geblieben, und selbst das nur bei so wenigen, dass es Jeremiah Jones mittlerweile aussichtslos vorkam, auch nur eine Mindestmenge an Veröffentlichungsmöglichkeiten zusammenzubekommen.
    Hinzu kam, dass er sich allmählich ernsthaft Sorgen um Serenity, Kyle, Christopher und George machte. Ihm fielen kaum noch glaubhafte Erklärungen für Lilian ein, warum die vier sich noch nicht gemeldet hatten. Von Informanten wussten sie, dass die Straßensperren noch am selben Abend wieder aufgehoben worden waren. Kyle hätte die Zeichen finden, hätte längst die Gelegenheit finden müssen, zu ihnen zu stoßen oder wenigstens über das Netzwerk Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Warum diese Verzögerung? Warum dieses Schweigen?
    Es gab eine logische Erklärung dafür, natürlich gab es die, aber dass einem seiner Kinder etwas zugestoßen sein könnte, diese Vorstellung verbot er sich einfach.
    Jeremiah Jones sah, die Gabel in der Hand, in die Runde und hatte das Gefühl, dass er etwas sagen musste. Etwas, das die anderen aufbaute. Das ihnen Kraft und Zuversicht gab.
    Er wusste nur nicht, was.
    Er hätte gerade selber jemanden brauchen können, der ihn aufbaute, ihn Zuversicht empfinden ließ. Brian hatte das oft getan, auf seine brummige, wortkarge Art. Und Melanie, die ihm in manchen Momenten einfach nur mit einer Berührung, einem Blick, einem kurzen Lächeln das Gefühl geben konnte, auf dem richtigen Weg zu sein.
    Aber Brian war sonst wo und Melanie ging, seit er Lilian ins Camp geholt hatte, nur noch förmlich mit ihm um.
    Er hatte diese Rolle nie gewollt. Die Rolle des Anführers. Alles, was er gewollt hatte, war, im Kreis von Freunden und in Harmonie mit der Natur zu leben. Er war da irgendwie hineingerutscht. Und jetzt gerade hatte er einen Punkt erreicht, an dem er einfach nicht mehr konnte.
    Ausgerechnet in diesem Moment hob Neal Lundkvist sein weißhaariges Haupt und fragte mit dünner Stimme in die schweigsame Runde: »Habt ihr euch schon mal überlegt, ob wir überhaupt auf der richtigen Seite stehen?«

58 | Tatsächlich wartete ein Abendessen auf sie, als sie zurück im Wald waren. Und endlich einmal gab es keine Bohnen aus der Dose und kein labberiges Weißbrot, sondern frischen Salat und kaltes Brathähnchen.
    Aber das war so ziemlich der einzige Lichtblick.
    »Ich werde es erst einmal weiter über die Notfallnummer versuchen«, war Kyles Resümee. »Vielleicht meldet sich ja doch noch jemand.«
    »Wie oft hast du es heute in der Stadt probiert?«, wollte Serenity wissen.
    »Oft«, sagte Madonna. »Er hat keine Telefonzelle ausgelassen.«
    »Vier, fünf Mal«, sagte Kyle, aber es klang eher so, als sei es öfter gewesen.
    »Und wenn sich niemand mehr meldet?«, fragte Serenity.
    »Dann müssen wir uns was ausdenken.«
    Christopher sagte nichts, stocherte nur in seinem Salat. Auf der ersten Fahrt ins Camp hatte er miterlebt, wie die Kontaktaufnahme mit dem Netzwerk von Serenitys Vater vor sich ging: Sie würden an mehreren Stellen Informationen sammeln, die zusammengesetzt eine Adresse eines Hauses ergaben, in dem sie darauf warten mussten, bis sich jemand meldete. Das konnte Tage dauern, in der jetzigen Situation bestimmt eher eine Woche.
    Mitten in einer Stadt. Mitten im Mobilfunknetz.
    Ausgeschlossen.
    Er betrachtete Serenity, wie sie mit ihrem Bruder Strategien diskutierte, in denen Zeltplätze und Vorräte eine Rolle spielten, und musste an vorhin denken, kurz bevor die anderen zurückgekommen waren. Er hatte gerade das Gefühl gehabt, ihr etwas sagen zu können, von dem er selber nicht genau wusste, was es war. Nur dass er es bei ihr gut aufgehoben gewusst hätte.
    Schade und jetzt war es irgendwie wieder vorbei. Verpasst. Jetzt war es wieder schwierig. Er musterte sie, sah einen müden Zug um ihre Augen, hörte Erschöpfung in ihrer Stimme. Er wollte sie immer noch beschützen… aber er wusste gerade nicht mehr, wie.
    Madonna sagte etwas, was beide Jones-Geschwister gleichermaßen zum Kopfschütteln brachte. Irgendwas mit Seattle.
    Sie hatte wirklich nur ihre Musik im Kopf. Inzwischen nervte es, dass sie von nichts anderem redete.
    Aber sie hatte ihn geküsst. Das war schwer zu vergessen.
    Er stellte den Teller

Weitere Kostenlose Bücher