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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sagte.
    Nach weiteren zehn Minuten kam ein Parkplatz für Lastwagen. Zwei Sattelschlepper mit Baumstämmen standen schon nebeneinander, die beiden Fahrer unterhielten sich, jeder eine Dose Bier in der Hand. Platz war noch für ein Dutzend weiterer Trucks dieser Größe.
    »Die kommen aus Kanada, übernachten hier«, meinte Kyle, während er seinen Wagen ans entgegengesetzte Ende der riesigen Asphaltfläche steuerte. Er stellte den Motor ab. »Also, wie sieht’s aus? Haben wir Netz?«
    Christopher nickte. »Ziemlich stark sogar.«
    »Dachte ich mir, denn da vorne an dem Klohaus scheint mir ein Repeater installiert zu sein. Okay. Versuch es.«
    Es blieb ihm nichts anderes übrig. Christopher faltete das schimmernde Gewebe auseinander und legte es sich über den Kopf. Es fiel von alleine herab, tauchte alles, was er ringsum sah, in einen goldenen Schimmer. Er zog es unter dem Kinn zusammen und band es mit der Schnur so eng zusammen, wie es ging, ohne dass ihn das Ganze würgte.
    »Und?«, fragte Kyle hoffnungsvoll.
    Es tat ihm so leid, ihn enttäuschen zu müssen.
    »Nach wie vor Empfang«, gestand er leise und fragte sich, wie er wohl von außen aussehen mochte. Er wollte nicht in den Spiegel schauen, aber bestimmt wäre es nicht gerade unauffällig gewesen, so kostümiert herumzufahren.
    Kyle überlegte, das Gesicht in grimmige Falten gelegt. Sein Unterkiefer machte mahlende Bewegungen, als müsse er das Problem zerkauen. »Okay. Dann fahren wir an die Stelle zurück, an der du das Netz zum ersten Mal gespürt hast. Vielleicht funktioniert es dort. Das wäre auch schon mal eine Hilfe, wenn wir wenigstens nur Stellen mit schlechtem Empfang finden müssten.«
    Es würde auch dort nicht funktionieren. Aber das wagte Christopher ihm nicht zu sagen.
    So war es dann auch. Die Abschirmung wurde auf den letzten zwanzig, dreißig Metern wirksam, und auch nur, wenn Christopher den Kopf in die richtige Richtung hielt. Sich im Schlaf herumzuwälzen, wäre selbst hier verhängnisvoll gewesen.
    »Das darf nicht wahr sein«, meinte Kyle erbittert. »Was sollen wir denn dann machen? Den ganzen Kofferraum mit dem Zeug auskleiden und dich da drin spazieren fahren?« Er schüttelte den Kopf. »Das geht sowieso nicht. Da müsste Madonna viel singen, ehe wir das Geld für so viel Abschirmfolie zusammenhätten. Außerdem müssten die Typen die erst bestellen und sie haben gemeint, das dauert wenigstens zwei Wochen.«
    »Vielleicht fällt uns was anderes ein«, meinte Christopher zaghaft und eigentlich auch nur, um was Beruhigendes zu sagen.
    »Verstehst du das Problem?«, fragte Kyle. »Wir müssen Verbindung mit dem Kontaktnetzwerk meines Vaters aufnehmen, um rauszufinden, wohin sie gegangen sind. Und die meisten dieser Leute leben nun mal in ziemlich dicht besiedelten Gegenden. Du hast es ja damals auf der ersten Fahrt ins Camp miterlebt, wie so was geht. Wo die sind, werden wir keine weißen Zonen mehr finden.«
    »Ja«, sagte Christopher. »Ich verstehe.«
    Es war ja auch nicht schwer zu verstehen: Sie würden es nicht schaffen. Ganz einfach.

57 | Für diese Nacht fand die Gruppe um Jeremiah in einem alten Hangar Unterschlupf, der früher einmal Flugzeuge für den Einsatz in der Landwirtschaft beherbergt hatte, die Unkrautvernichtungsmittel und Schädlingsbekämpfungsmittel über den riesigen Feldern versprüht hatten. Der Flugplatz wurde schon lange nicht mehr benutzt, der Hangar stand leer und verlassen und aus ein paar Spuren konnte man herauslesen, dass sich hier ab und zu Jugendliche trafen, um Unfug anzustellen. Dabei schienen Motorradrennen von einem Ende der Halle zur anderen ein beliebtes Freizeitvergnügen zu sein, und den Ausbeulungen an der Wellblechwänden und den Spuren abgeschabten Lacks nach zu urteilen, wurde dabei gern mal zu spät gebremst. Das Dach wies einige Rostlöcher auf, aber es regnete nicht, sodass nur Mondlicht hereinsickerte.
    Natürlich war dies so ziemlich das Gegenteil einer anheimelnden, gemütlichen Unterkunft. Sie hatten zwar die Fahrzeuge zu einer Art Wagenburg geparkt und den Grill in der Mitte aufgestellt, aber irgendwie riefen die flackernden, riesigen Schatten, die das Grillfeuer in den Hintergrund der Halle warf, nur noch mehr das Gefühl hervor, einsam und verloren in der Welt zu stehen.
    Sie waren den ganzen Tag kreuz und quer gefahren, von einem Kontakt zum nächsten, und die Gespräche waren alle mehr oder weniger gleich verlaufen. Sie waren auf sehr große Skepsis gestoßen, auf

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