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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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das sei bloß ein Gerücht«, bekannte er. »Dass es diese T-Shirts gibt, meine ich.«
    Guy lachte. »Von wegen. Am CERN arbeitet ein Typ, der verkauft die in allen Größen und Farben. Sagt, er importiert sie aus Kalifornien.«
    »Irre«, meinte Christopher, und auf eine seltsame Weise, die Serenity nicht verstand, schienen die beiden damit wieder versöhnt zu sein.
    Sie suchten weiter, suchten und suchten und fanden nichts. Und mit jedem Tag, ach was, mit jeder Stunde, die sie sich weiter rückwärts durch das Videomaterial arbeiteten, wurden neue Theorien nötig, warum die Kohärenz so lange gezögert haben sollte, gegen Guy vorzugehen.
    »Du hast gesagt, die Kohärenz handelt blitzschnell«, argumentierte Guy. »Wie verträgt sich das damit, dass wir jetzt schon beim Dienstag davor sind?«
    »Die Kohärenz handelt blitzschnell, sobald sie einen Entschluss gefasst hat«, erklärte Christopher. »Aber sie durchdenkt auch erst alle Eventualitäten. Wie ein Schachspieler, der sieben Züge im Voraus plant. Das kann dauern. Vor allem, weil sie manchmal noch über den achten Zug nachdenkt und den neunten und so weiter.«
    Guy nickte. »Verstehe.«
    »Nein«, widersprach Christopher düster. »Das verstehst du nicht. Das muss man erlebt haben, um es zu verstehen.«
    In seiner Stimme klang Ehrfurcht mit. Die Kohärenz mit ihrer Intelligenz war ihnen derart überlegen, dass sie eigentlich keine Chance hatten: Christopher musste es nicht aussprechen, Serenity wusste auch so, dass er genau das jetzt dachte.
    Plötzliche Wut erfüllte sie. Wenn alles sowieso verloren, sowieso aussichtslos war – wozu machten sie sich dann überhaupt die Mühe? Gab es denn keine bessere Weise, die letzten Monate, Wochen, vielleicht nur Tage zu verbringen, die ihnen in Freiheit blieben? Sie spürte den Impuls, Christopher am Arm zu fassen und zu sagen: Komm, lass es. Wir gehen. Wir verstecken uns irgendwo, vergessen die Welt und hoffen, dass sie uns auch vergisst.
    Sie tat es nicht. Aber sie hätte nicht sagen können, wieso nicht.

69

    Irgendwann am Nachmittag des darauffolgenden Tages – Serenity musste erst überlegen, welchen Wochentag sie hatten: Montag – hielt Guy die linke Hand senkrecht vor sich, legte die rechte waagrecht darüber, sodass beide ein T bildeten, und sagte: »Time out!«
    »Was?«, fragte Christopher verwundert.
    Guy ließ die Hände wieder sinken. »Kennst du den Ausdruck nicht? Der kommt aus dem Sport. Das ist die Geste, mit der der Schiedsrichter eine kurze Unterbrechung des Spiels anzeigt.« Er rieb sich die Augen. »Mir fallen die Pupillen raus, wenn ich jetzt weitermache.«
    »Okay.« Christopher sank in sich zusammen. »Ich hab eh das Gefühl, wir sind auf dem Holzweg.«
    »Würde jedenfalls nicht schaden, ein bisschen auf andere Gedanken zu kommen.« Guy dehnte sich, warf wie nebenbei einen Blick auf die Uhr. »Da fällt mir zufällig ein ... in einer knappen Stunde steigt der Dreh einer großen Szene vor der Kirche. ›Die Sonne scheint‹, steht im Drehbuch.« Er spähte aus dem Fenster. »Passt. Was haltet ihr davon, wenn wir uns das ansehen? Ist bestimmt aufregend.«
    Serenity musste grinsen. Das konnte er jemand anderem weismachen, dass ihm das jetzt zufällig eingefallen war.
    »Ohne mich«, sagte Christopher sofort.
    »Komm. Das wird dir auch guttun. Ein bisschen raus, mal was anderes sehen –«
    Christopher straffte sich. »Schon vergessen, dass Bryson da ist und seinem Star das Händchen hält?«
    »Damit ist er reichlich ausgelastet, glaub mir«, meinte Guy leichthin, während er in ein Hemd aus hellem Leinen schlüpfte. »Außerdem werden wir sowieso in der Menge der Schaulustigen untergehen.« Er schnappte eine Sonnenbrille und setzte sie Christopher mit einer raschen Bewegung auf die Nase. »Wir können dich auch verkleiden. Kein Problem.«
    Christopher nahm die Sonnenbrille ab, begutachtete sie. »Nein. Sonnenbrillen sind Hingucker. Wenn jemand eine Sonnenbrille trägt, denkt man instinktiv, der beobachtet einen.« Er sah Guy an. »Was hast du sonst noch?«
    So trug Christopher, als sie kurz darauf den Wohnwagen abschlossen und sich auf den Weg ins Dorf machten, zum ersten Mal, seit Serenity ihn kannte, kein T-Shirt. Guy hatte ihm ein weites, grün gestreiftes Hemd geliehen und dazu eine Baseballkappe mit dem Logo der New York Yankees. Beides passte so gar nicht zu dem Christopher Kidd, an den Serenity gewöhnt war, dass es ihn geradezu entstellte.
    Im Dorf herrschte tatsächlich der

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