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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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weniger.
    Christopher hängte ein, als nur noch drei Euro auf der Karte übrig waren. »Das hat keinen Zweck.« Er überlegte. »Ich könnte unsere früheren Nachbarn anrufen und sie bitten, sich bei der Polizei zu melden. Mal sehen, ob ich deren Nummer noch zusammenkriege ...«
    Er begann zu tippen. Natürlich kriegte er die Nummer noch zusammen. ComputerKid vergaß keine Zahl, keinen Code, keine Telefonnummer.
    »Ich gehe schon mal raus. Der Gestank hier ist nicht zu ertragen«, verkündete Serenity und quetschte sich aus der Kabine ins Freie.
    Tat das gut! Verglichen damit waren Mobiltelefone ein echter Fortschritt. Das musste sie ihrem Vater mal erzählen. Ihr Vater. Die Fernsehbilder fielen ihr wieder ein. Dad und die anderen in Gefängniskluft. Dass die Kohärenz zusammengebrochen war, hieß ja nicht, dass ihr Vater jetzt freigelassen wurde. Immerhin galt er als Terrorist und war geschnappt worden, wie er einen Bombenanschlag vorbereitet hatte.
    Wie es ihm wohl gerade ging? Und den anderen? Hoffentlich bestand das Gefängnispersonal nicht auch nur aus Upgradern und Lifehook-Trägern!
    Serenity setzte sich auf ein kleines Mäuerchen, während Christopher telefonierte. »Kidd!«, hörte sie ihn rufen. »Christopher! Wir haben nebenan gewohnt, Nummer 42.« Eine Katze schlich die Straße entlang, musterte Serenity skeptisch. Sie wirkte, als frage sie sich, was all die Aufregung der Menschen sollte.
    Christopher kam heraus. »Aussichtslos«, erklärte er. »Unsere früheren Nachbarn sind offenbar weggezogen, der Anschluss ist jemand völlig anderem zugeteilt worden. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, hat mich wahrscheinlich für völlig verr...« Sein Kopf ruckte hoch. »He!«, entfuhr es ihm.
    Wie der Blitz schoss er los, blieb mitten auf der Fahrbahn stehen, den Blick auf einen Punkt am Ende der Straße gerichtet.
    »Was ist los?« Serenity sprang auf.
    »Das war Bryson!« Christopher war ganz aufgeregt. »Der ist grade da unten vorbeigegangen! Die Straße in Richtung Kirche!«
    »Bist du sicher? Ich dachte, er ist ein Upgrader?«
    »Offenbar doch nicht, er läuft ja noch herum. Und das war er, eindeutig.« Kurz entschlossen streckte er Serenity die Telefonkarte hin. »Ich werd ihn fragen, der hilft uns garantiert. Er hat mir ja schon mal geholfen. Hier. Sag Guy Bescheid. Ich komm euch holen.« Damit raste er los.
    »Beeil dich!«, rief ihm Serenity nach.

80

    Christopher rannte, so schnell er konnte. Er hetzte die Straße hinab, ohne sich umzusehen, kam ins Stolpern, als er um die Ecke bog, stürmte weiter, zwischen Menschen und parkenden Autos hindurch. Hunde bellten ihn an, Leute riefen ihm irgendetwas nach, Wortfetzen, die er sowieso nicht verstanden hätte, weil es Französisch war: Er rannte, keuchend, atemlos, das Geräusch seines eigenen Herzens im Ohr. Die meisten wichen ihm aus, manche zuckten zurück, warfen ihm seltsame Blicke zu ... Seitenstechen setzte ein ... doch Christopher rannte weiter. Er durfte Bryson nicht verpassen, auf keinen Fall.
    Sir Richard Bryson war mit seinem Firmenjet hier, garantiert. Und wenn Christopher es schaffte, ihn einzuholen, würde ihn der Produzent bestimmt nach London mitnehmen. Falls er nicht noch andere Möglichkeiten hatte, ihm zu helfen, seine Mutter zu retten. Selbst wenn er es nur tat, weil er darauf spekulierte, doch noch das Vorhaben verwirklichen zu können, das ihn und Christopher einst in Kontakt gebracht hatte: einen Film zu drehen über ComputerKid und seinen großen Coup.
    Seltsame Ironie der Ereignisse, schoss es Christopher durch den Kopf, als er an einem Mann vorbeizischte, der Kartons aus einem Lieferwagen in ein Haus trug. Bryson hatte ihm geholfen, aus England zu fliehen – und nun sollte er ihm helfen, wieder dorthin zurückzukehren!
    Da! Da war er! Unverkennbar die Lederweste, die zum Pferdeschwanz gebundene Mähne weißen Haars ...
    »Mr Bryson!«, schrie Christopher. »Mr Bryson, warten Sie! Halt!«
    Nichts. Der Filmproduzent hörte ihn nicht. Bog um die Ecke und war wieder außer Sicht.
    Christopher versuchte, noch schneller zu rennen, das Letzte aus seinem alles andere als gut trainierten Körper herauszuholen. Er hatte Angst, zu stolpern und zu fallen, aber das musste er riskieren. Er würde es nicht ertragen, mit anzusehen, wie Bryson ihm einfach davonfuhr.
    »Mr Bryson!«
    Und dann tauchte tatsächlich wieder ein Gesicht auf, das um die Ecke schaute. Richard Bryson!
    »Du?«, sagte der Milliardär, als Christopher keuchend bei ihm

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