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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ankam. »Was machst du denn hier?« Er wirkte verblüfft – zu Recht: Er hatte Christopher vor ein paar Monaten in Mexico City abgesetzt, ihm alles Gute gewünscht und ihn mit Handschlag verabschiedet... Er hatte wirklich nicht damit rechnen können, ihm ausgerechnet in einem Fischerort an der Nordküste Frankreichs wiederzubegegnen.
    »Ich...«, brachte Christopher noch heraus, dann musste er sich, völlig außer Atem, vornüberbeugen und mit den Händen auf den Knien abstützen. Ihm war übel, so sehr hatte er sich bei seinem Sprint verausgabt.
    »Sind Sie mit Ihrem Flugzeug hier?«, stieß er schließlich, immer noch atemlos, hervor.
    Bryson nickte. »Selbstverständlich.«
    »Fliegen Sie zufällig demnächst zurück nach London?«
    »In der Tat«, sagte der Industrielle. »Heute Abend sogar.«
    Christopher schnappte nach Luft. »Würden Sie ... mich mitnehmen?«
    Sir Richard Brysons Augenbrauen wanderten aufwärts. »Vielleicht willst du mir – wenn du wieder bei Atem bist, natürlich –«, sagte er, »erklären, was eigentlich los ist?«
    Allmählich verschwanden die schwarzen Schatten rings um Christophers Blickfeld. Er registrierte, dass zwei Männer um die Ecke kamen und sich suchend nach Bryson umsahen. Einer davon war sein Sekretär, den Christopher noch von damals kannte, ihm wollte nur der Name nicht mehr einfallen.
    »Haben Sie das mitgekriegt?«, fragte er. »All die Leute, die sich plötzlich nicht mehr rühren ...?«
    »Ist mir nicht entgangen«, erwiderte Bryson.
    »Die Kohärenz«, erklärte Christopher. »Von der ich Ihnen damals erzählt habe. Ich vermute, sie hat eine kritische Zahl an Gehirnen überschritten. Das muss eine Art Kaskadeneffekt ausgelöst haben ... und sie ist kollabiert.« Er war immer noch kurzatmig, aber es wurde allmählich besser. »Das Problem ist, dass meine Mutter auch der Kohärenz angehört. Ich weiß nicht, ob Sie sich daran erinnern. Sie ist in London, im Emergent Building. Das ist eine Art Hauptquartier der Kohärenz. Ich vermute, dass dort alle paralysiert sind und niemand übrig ist, der Hilfe holen könnte.« Er holte ein paar Mal tief Luft. Jetzt war es nicht mehr der Sprint, der ihm die Brust zusammenschnürte, sondern die Angst um seine Mutter. »Ich habe Sorge, dass meine Mutter verdurstet. Ich muss sie retten. Aber bei dem Chaos gerade erreiche ich dort niemanden. Deswegen muss ich selbst nach London.«
    Brysons Augenbrauen hatten ihre höchste vorstellbare Position erreicht, seine Augen waren weit geworden. »Eine überaus erstaunliche Geschichte, muss ich sagen«, erklärte er bedächtig. »Natürlich nehme ich dich gerne mit.«
    Christopher zupfte an seinem T-Shirt, das ihm nass geschwitzt am Körper klebte. Wo war er hier überhaupt gelandet? Da vorn war die Kneipe, in der sie Guys Universitätsseite entdeckt hatten. Es roch nach gebratenem Fleisch, nach Algen und Meer, irgendwo hörte man einen überlaut gestellten Fernseher. Ein paar Touristen mit Fotoapparaten standen verloren herum, ein Kleinkind plärrte, ein Krankenwagen bahnte sich einen Weg durch die Passanten.
    »Wie kommt es, dass du ausgerechnet hier bist?«, wollte Bryson wissen.
    Christopher atmete allmählich wieder normal. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er.
    Die Männer standen abwartend da. Jetzt fiel Christopher wieder ein, wie der Sekretär hieß: Terence. Der hatte sich damals um den Flug nach Mexiko gekümmert, hatte alles organisiert.
    »Eine lange Geschichte, so, so«, wiederholte Bryson sinnend. »Ich liebe lange Geschichten. Ich denke, wir werden unterwegs genügend Zeit haben, sie uns anzuhören.« Ein Auto kam um die Ecke gebogen, ein silbergrauer Wagen, der unmittelbar neben ihnen hielt. »Steig ein. Wir waren ohnehin zum Flughafen unterwegs.«
    Christopher schluckte. »Ähm, ja«, machte er und deutete in die Richtung, aus der er gekommen war. »Ich bin mit meiner, ähm, Freundin hier und einem alten Freund ... Wäre es vielleicht möglich, dass sie mitkommen?«
    Ungewohnt, von Serenity als von seiner Freundin zu sprechen. Es war das erste Mal, dass er sie jemandem gegenüber so genannt hatte. Es erfüllte ihn immer noch mit Stolz und Freude, wenn er daran dachte, aber trotzdem war das etwas, an das er sich erst gewöhnen musste.
    Einer der Männer öffnete die hintere Tür des Wagens, blieb abwartend stehen. Bryson machte ein kummervolles Gesicht. »Ich fürchte, das wird nicht gehen«, sagte er.
    Christopher nickte. Brysons Jet war ein ziemlich kleines Flugzeug.

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