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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Acht Sitzplätze oder so. Er konnte ja schlecht seine Leute hierlassen. »Okay. Dann sag ich den beiden nur noch schnell Bescheid.«
    In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass Bryson und seine Assistenten einen Ring um ihn gebildet hatten.
    »Ich fürchte, darauf wirst du verzichten müssen«, sagten sie im Chor.

Enthauptungsschlag

81

    Es war ein unwirklich friedvolles Bild, das sich Serenity bot, als sie den Platz vor dem Rathaus erreichte: Die tief stehende Sonne ließ die Blätter der umstehenden Bäume glitzern, Leute standen plaudernd beisammen, als sei nichts. Als sei dieser Abend ein schöner Sommerabend wie jeder andere, Urlaub eben.
    Guy stand auch da, flirtete mit einer kleinen blonden Frau mit aufgeblasenen Brüsten. Dass diese Dinger, die aussahen, als hätte sie sich Luftballons unter das Strickkleid gesteckt, künstlich waren, konnte niemand übersehen. Gefiel Männern so etwas wirklich? Offenbar.
    »Hi«, sagte sie, damit Guy sie endlich wahrnahm.
    »Oh, hi, Serenity!« Er fuhr herum, strich sich die wallenden Musketier-Locken aus dem Gesicht, lachte künstlich. »Alles erledigt. Die Sekretärin des Bürgermeisters hat die Schlüssel und weiß Bescheid. Und bei euch? Hat's geklappt?«
    »Nicht so richtig«, sagte Serenity.
    Guy hörte gar nicht zu, drehte sich zu der Blonden um. »Das ist übrigens Marie«, sagte er.
    Marie warf Serenity einen Blick zu, der mehr als abschätzig, aber noch nicht ganz todbringend war.
    Immerhin.
    »Christopher hat in London niemanden erreicht«, berichtete Serenity hastig, ehe sie Guys Aufmerksamkeit wieder verlor. »Aber er hat diesen Bryson entdeckt und ist ihm nach. Er hat was gerufen von wegen, der kann uns helfen ... keine Ahnung, wie.«
    Guy hob die Augenbrauen. »Ist doch klar«, meinte er. »Sir Richard Bryson reist ausschließlich im eigenen Firmenjet. Der könnte uns nach England mitnehmen.«
    »Ach so.« Firmenjet? Wow!
    »Sollen wir hinterherkommen oder...?«
    Serenity hob die Schultern. »Er ist einfach los wie eine Rakete. Ich nehme an, er kommt hierher zurück.«
    »Okay. Dann warten wir.« Das schien Guy nicht unlieb zu sein, so rasch, wie er sich wieder seiner blonden Flamme zuwandte, um weiter Süßholz zu raspeln – und zwar dicke Stücke!
    Wann er ihr wohl erzählen würde, was es mit seiner Brille auf sich hatte? Serenity ließ ihn stehen. Wenn Guy an einem Tag wie diesem keine anderen Sorgen hatte, als eine Tussi abzuschleppen, die zur Hälfte aus Silikon bestand, dann ... ja, dann wusste sie auch nicht.
    Sie vertrieb sich die Zeit damit, die Passanten zu beobachten. Die meisten davon waren unverkennbar Urlauber. Kinder rannten umher, ausgelassen und sorglos. Wenn man sich umsah, konnte es einem vorkommen, als sei all das, was sie die letzten Monate umgetrieben hatte, überhaupt nicht passiert. Ja, tatsächlich war das Bild, das sich Serenity bot, so überwältigend friedlich, dass sie selber anfing zu zweifeln. Hatte sie das alles wirklich erlebt? Oder erwachte sie gerade nur aus einem bösen Traum?
    Irgendwie beides. Sie reckte den Hals. Wo blieb denn Christopher?
    Das mit der blonden Marie schien doch nichts zu werden. Sie verabschiedete sich von Guy, mit honigsüßem Lächeln und Kusshändchen, aber sie verabschiedete sich.
    Guy kam herüber, seufzte entsagungsvoll und fragte: »Na? Wo bleibt er, dein Christopher?«
    »Das frag ich mich auch allmählich«, gestand Serenity.
    »In welche Richtung ist er denn gelaufen? Vielleicht sollten wir ihm einfach nachgehen.«
    Serenity deutete auf die Straße zu ihrer Rechten. »Dort entlang. In die Gasse nach dem Supermarkt.«
    »Komm«, meinte Guy. »Suchen wir ihn.«
    Entspannte Atmosphäre, wohin man auch schaute. Leute, die die Speisekarten der Restaurants studierten. Ein Motorrad, das vorbeiknatterte, gefahren von einem jungen Typen, der sich ziemlich cool vorkam. Eine Familie, die Koffer in ein Auto packte. Und der Bäcker hatte offen, so spät noch, verkaufte die letzten Baguettes.
    Immerhin: Als sie die Kreuzung am Ende der Straße erreichten, stand da eine Gruppe, von denen einer ein Smartphone in der Hand hielt und den anderen Nachrichten aus dem Internet vorlas. Sie machten alle ernste Mienen.
    »Wohin jetzt?« Guy sah sich um. »Geradeaus zur Kirche oder rechts ab zum Hafen?«
    Serenity hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    Er seufzte. »Warte. Ich frag mal ein bisschen herum.«
    Sie blickte ihm nach. Beneidenswert, wie unerschrocken er auf wildfremde Leute zumarschieren konnte. Und mit

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