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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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seinen wallenden Haaren und seinem breitbeinigen Auftreten sah er aus wie ... Wie hatte dieser Degenfechter aus dem Film »Die drei Musketiere« geheißen? Ah ja: d'Artagnan. Für den hatte ihre Französischlehrerin so geschwärmt.
    Jetzt bedauerte Serenity, dass sie sich damals von dem Kurs wieder abgemeldet hatte. Es ist mir zu viel, hatte sie ihrer Mutter erklärt. Wie dumm von ihr! Und wie dumm von der Schule, dass sie es dort nicht schafften, einem das Allerwichtigste nahezubringen: dass man gar nicht genug lernen konnte. Zu sehen, wie mühelos sich Guy in drei Sprachen verständigte, war einfach nur beeindruckend.
    Bei zwei jungen Typen, die gemütlich an einem der Tische vor der Kneipe hockten, wurde Guy fündig. Sie erklärten ihm gestenreich irgendetwas; einer der beiden deutete in Serenitys Richtung beziehungsweise auf die Häuserecke, vor der sie stand.
    Ein Mann gesellte sich hinzu, der eine Kamera um den Hals hängen hatte. Wie es aussah, hatte er zu dem Thema nicht nur etwas zu sagen, er konnte auch seinen Apparat zücken und Guy etwas zeigen.
    Etwas, das Guys Gesicht auf einmal so beunruhigend anders aussehen ließ, dass Serenity eilig zu ihm ging.
    »Sie erinnern sich an einen Jungen, der die Straße entlanggerannt kam«, berichtete Guy halb laut und zog sie am Arm ein Stück beiseite. »Er hat tatsächlich hier an der Ecke Bryson getroffen. Und dann ist er zu ihm ins Auto gestiegen.«
    »Was?« Serenity sah ihn verblüfft an. Wenn das ein Witz sein sollte, dann war es ein schlechter.
    Der Mann mit der Kamera trat zu ihnen. »Look«, sagte er und hielt ihr das Display hin. »Here.« Sein französischer Akzent, der selbst solch einfache Worte bis zur Unkenntlichkeit verschliff, war irgendwie reizend.
    Serenity betrachtete das Display. Er hatte das gegenüberliegende Haus fotografiert, einen malerischen Andenkenladen, vor dem allerlei Wimpel hingen, ein handgemaltes Firmenschild und ein wurmstichiges hölzernes Steuerrad. Am Rand des Bildes stand ein grauer Wagen, daneben der Mann mit dem Pferdeschwanz und ein paar andere Typen, von denen einer die Tür aufhielt ...
    Und Christopher, der einfach einstieg!
    »Vielleicht hätten wir doch noch warten sollen«, murmelte sie und fühlte sich auf einmal merkwürdig benommen. »Vielleicht sind sie zum Rathaus gefahren und suchen uns jetzt dort ... «
    »Vielleicht«, sagte Guy. »Aber einer der Jungs meinte, seinem Eindruck nach hätten die Männer Christopher gezwungen, mit ihnen zu kommen«
    »Gezwungen? Wie das denn?« Serenity konnte den Blick kaum von dem Foto lösen. Das sah nicht nach Zwang aus. Das sah aus, als sei es Christopher total egal, was mit ihr und Guy passiert. Als habe er sie völlig vergessen!
    »Hat er nicht weiter präzisiert. Sei eben sein Eindruck gewesen. Die anderen haben das nicht bestätigt, nur, dass es ziemlich schnell gegangen sei.«
    Der Mann nahm seine Kamera wieder fort. »Merci«, flüsterte Serenity und sagte dann, an Guy gewandt: »Warum sollte ihn jemand zwingen? Jemand wie Bryson? Das ist doch Quatsch.«
    Ein Ruck ging durch Guy. »Also, komm. Zurück zum Rathaus. Zum Wagen. Entweder er ist dort, oder ...« Er sprach nicht weiter.
    Sie bedankten sich eilig bei allen und hasteten den Weg zurück, den sie gekommen waren. Ohne ein weiteres Wort.
    Serenity brachte keines heraus. Sie hatte das fatale Gefühl, dass sie einfach nur schreien würde, sobald sie den Mund aufmachte, und dass sie nicht mehr aufhören würde zu schreien.
    Niemand war beim Wagen, kein Christopher auf dem Rathausvorplatz.
    »Und jetzt?«, fragte Serenity. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Stimme zitterte.
    Guy sah sie unbehaglich an. »Wenn man die Gasse zum Hafen runter nimmt, landet man auf einer Straße ortsauswärts ... und von dort kommt man direkt auf eine Landstraße, die zu einem kleinen Flughafen für Privatflugzeuge führt. Ich bezweifle zwar, dass wir es schaffen, sie einzuholen, aber versuchen können wir es.«
    Serenity nickte. »Schnell«, bat sie.
    Sie stiegen ein und Guy gab Gas. Er fuhr, so schnell es ging. Das Gefährt wackelte, das Geschirr klapperte in den Schränken, alles knackte und knarzte, dass einem angst und bange werden konnte – aber so richtig in Gefahr, die Tempolimits zu übertreten, kamen sie nicht.
    Irgendwo, mitten auf der Landstraße, bremste Guy plötzlich. »Da«, sagte er.
    In der Ferne sahen sie einen Jet über einer Reihe geduckter Bäume aufsteigen. Ein winziger, wie ein Spielzeug aussehender Punkt, der rasch

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