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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ruhigzustellen, ihn gefügig zu machen.
    Ein wirksamer Trick.
    »Ich vermisse ihn so«, sagte seine Mutter und sah ihn betrübt an. »Es war nicht richtig von dir, ihn mir wegzunehmen.«
    Darauf wusste Christopher keine Antwort. Er fühlte sich beinahe schuldig.
    »Es war auch nicht richtig von dir, wegzulaufen. Ich war sehr traurig deswegen. Sehr, sehr traurig.«
    Zorn wallte in Christopher auf. Er richtete sich ruckartig auf, der Griff der beiden Männer, die ihn immer noch rechts und links festhielten, verstärkte sich sofort.
    »Ich wollte ich selber sein!«, fauchte er. »Das verstehst du nicht.«
    Seine Mutter hob die Brauen. »Nein, das verstehe ich in der Tat nicht. Was hast du davon, du selber zu sein? Du bist allein, allein mit dir und all deinen Unzulänglichkeiten. Einsamkeit – das hast du davon. Unsicherheit. Leiden. Schmerz. Es war so dumm von dir, wegzulaufen, Christopher.« Sie trat näher, strich ihm zärtlich über die Wange, genau so, wie sie es gemacht hatte, als er noch ein Kind gewesen war. Ganz genau so. »Aber nun bist du ja wieder da. Du bist zurückgekehrt. Jetzt wird alles gut.«
    Sie trat zur Seite, gab den Weg frei, damit ihn seine beiden Begleiter in die Schleuse führten, durch die man den gläsernen Klotz betrat.
    Christopher war außerstande, sich zu wehren. Das war seine Mutter. Ihr Körper, ja, aber auch ihr Blick. Ihr Tonfall. Ihre Art, sich zu bewegen. Sie war in der Kohärenz aufgegangen, doch es war alles noch da!
    Vielleicht war es gar nicht so schlimm, in die Kohärenz einzugehen?
    Er ärgerte sich über diesen Gedanken. Natürlich wollte die Kohärenz, dass er das dachte. Sie wollte, dass er kooperierte. Dass er zumindest keine Schwierigkeiten mehr machte. Die Kohärenz sagte sich, dass er gegen seine Mutter nicht gewalttätig werden würde. Bei ihr würde er Skrupel haben, die er gegenüber anderen Upgradern vielleicht nicht hatte.
    Das Perfide war, dass es ihm nichts half, diese Taktik zu durchschauen. Es half auch nichts, dass er wusste, wie schlau die Kohärenz war, wie erfahren und skrupellos in der Kunst der Tarnung und Täuschung. Das war schließlich tatsächlich seine Mutter!
    Sie brachten ihn in die Schleuse aus ringsum dickem Sicherheitsglas. Metalldetektoren gab es keine, aber Taster, über die man Einlass begehren musste. Erst wenn drinnen jemand auf einen Knopf drückte und die Tür freigab, fuhren die beiden gläsernen Flügel auf – automatisch. Wozu die beiden Handgriffe da waren, blieb rätselhaft.
    Das Innere des Glasklotzes war keine Bank mehr, sondern eine Art medizinischer Behandlungsraum. Entlang der gläsernen Wände standen Tische, darauf Mikroskope, Computer, Flaschen mit Chemikalien, Halter mit Reagenzgläsern und andere Gerätschaften. In der Mitte waren drei Liegen installiert, die mit all den damit verbundenen Apparaturen entfernt an Zahnarztstühle erinnerten. Nur waren sie mit Hand- und Fußschellen versehen, mit ledernen Gurten, um Becken und Brust festzubinden, und schließlich mit einer Vorrichtung, die es erlaubte, einen Kopf völlig zu fixieren.
    »Wie gesagt«, erklärte Christophers Mutter sanft, beinahe liebevoll, »diesmal gehen wir mit äußerster Sorgfalt vor. Diesmal erhältst du einen Chip, der tadellos funktioniert. Das neueste Modell selbstverständlich.«
    Christopher erwiderte immer noch nichts. Seine beiden Begleiter drückten ihn auf die mittlere Liege, ein dritter Mann legte Christophers Waden in die Fußschellen und klappte sie zu.
    Christopher wehrte sich nicht. Wozu? Er würde das, was ihn erwartete, im besten Fall hinauszögern; verhindern würde er es nicht. Selbst wenn es ihm gelungen wäre, sich zu befreien, wäre er immer noch in diesem gläsernen Bau gefangen gewesen.
    Die Fußschellen waren gepolstert; sie umschlossen seine Waden fest, aber nicht unangenehm. Die Männer legten den Gurt um sein Becken an und zogen ihn fest, dann kamen seine Handgelenke in die entsprechenden Halterungen, der Gurt um die Brust folgte. Zum Schluss spannten sie seinen Kopf ein, mit Polstern von rechts und links, einem vor der Stirn, alles elektrisch betrieben und automatisch gesteuert, und am Ende konnte er sich wirklich nicht mehr rühren. Seine Augen konnte er noch bewegen, das war alles.
    Die Upgrader standen immer noch entlang der Brüstungen und schauten durch das Glas hindurch auf ihn herab. Hatten sie nichts anderes zu tun? Die Weltherrschaft zurückerobern, zum Beispiel?
    Seine Mutter trat in Christophers Blickfeld. Sie sah

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