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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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diesmal nicht auf einen Trick der Kohärenz hereingefallen war. So war es wenigstens Schicksal, was ihm zustieß.
    »Was ist dann passiert?«, fragte er. »Ich habe mir das so erklärt, dass die Zahl der verbundenen Gehirne eine kritische Größe überschritten haben muss. Ich dachte, die Kohärenz hat sich überdehnt und ist dadurch zum Stillstand gekommen.«
    »So war es auch. So ähnlich«, sagte der Mann, griff nach seinem Sitzgurt und schnallte sich los, genau in dem Augenblick, in dem das Anschnallzeichen erlosch. »Ich habe zum Glück rechtzeitig erkannt, was vor sich geht, und konnte Rettungsmaßnahmen einleiten. Ich musste dazu Teile von mir –«
    Der Mann stand auf, um zur Toilette zu gehen, und die Frau neben ihm, eine ältere Schwarze, führte den Satz weiter.
    » – abkoppeln, was sehr schmerzhaft war, aber leider notwendig.« Die Frau, die dicke knallrote Ohrringe trug, beugte sich zu ihm herüber. »Stell dir das vor wie bei einem Waldbrand. Da schlägt man Schneisen in den Baumbestand, um zu verhindern, dass das Feuer übergreift. Ich musste viel Terrain verloren geben, sehr viel ... Aber ehe du dir Illusionen machst: Ich bin immer noch doppelt so stark wie zu der Zeit, als du mich gekannt hast.«
    Christopher sah die Frau an, bohrte seinen Blick in ihren. »Das heißt«, sagte er nicht ohne Genugtuung, »dass es auch für dich eine Grenze gibt.«
    Mit einer einzigen, grauenerregend gleichzeitigen Bewegung wandten sich ihm die Gesichter aller um ihn herum zu und ihre Münder sprachen im Chor: »Ich akzeptiere keine Grenzen! Es gibt ein Problem, nichts weiter. Und du wirst mir helfen, es zu lösen.«
    Christopher hatte sich bemüht, nicht zusammenzuzucken. Er richtete sich auf. Ihn fröstelte in der kühlen, chemisch riechenden Bordluft; nach wie vor trug er lediglich sein durchgeschwitztes T-Shirt. »Und wie soll ich das machen?«, fragte er, einfach nur, um etwas zu erwidern, nicht, weil es ihn ernsthaft interessiert hätte.
    »Das wirst du sehen, sobald du den Chip trägst«, sagte der Mann, der ihm gegenübersaß, ein breitschultriger Ringertyp, dem die oberen zwei Schneidezähne fehlten. »Diesmal bekommst du einen, der richtig funktioniert. Diesmal gehen wir mit aller Sorgfalt vor, damit nicht noch einmal etwas schiefgeht.«
    »Na, da bin ich ja beruhigt«, sagte Christopher und sah beiseite, aus dem Fenster, hinab auf das Wasser und die Schiffe, die wie Spielzeug darin schwammen.
    Klar, dass ihn das erwartete. Klar auch, dass es diesmal kein Entkommen gab.
    Doch wenn er versuchte, sich das Kommende vorzustellen, musste er an Serenity denken, spürte sie noch, und es zerriss ihn schier. Sein Atem zitterte. Er hielt den Blick nach draußen gerichtet, bis es nachließ. Auch dieser Schmerz würde vergehen, wenn er erst mit der Kohärenz verschmolzen war.
    Aber es machte ihn traurig, daran zu denken. Vielleicht, kam ihm der Gedanke, war Schmerz nicht immer etwas Schlechtes. Nein, es wäre ihm lieber gewesen, wenigstens diesen Schmerz behalten zu können, wenn er schon Serenity selber verloren hatte. Lieber, als sie völlig zu vergessen, nicht mehr zu wissen, dass er sie einst geliebt hatte.
    »Du wolltest mir erzählen, wie es kommt, dass sich unsere Wege gekreuzt haben«, sagte die Kohärenz, nun wieder durch den Mund des Rothaarigen, der aus der Toilette zurückkam. »Ich muss zugeben, dass ich dich nicht ausgerechnet in Nordfrankreich vermutet hatte. Du hast gesagt, es sei eine lange Geschichte ... ?«
    Christopher lehnte sich zurück, starrte geradeaus. »Eigentlich nicht. Ich wollte mich einfach nur verstecken. Ich hatte Angst, dass der Plan von Jeremiah Jones, die Übernahme des Präsidenten zu verhindern, schiefgehen wird. Und bin abgehauen.«
    »Ah ja, Jones«, sagte die Kohärenz durch den Mund des Iren. »Dieser lästige Mensch. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich mir das antun will, ihn zu übernehmen. Und dann hat sowieso der Überladungseffekt zugeschlagen.« Der Mann machte eine wegwerfende Geste. »Egal. So wichtig war Jones nicht. Ich nehme an, die Übrigen hatten ihr Versteck inzwischen ohnehin gewechselt.« Er sah Christopher fragend an. »Aber wieso Frankreich? Wo du doch kein Wort Französisch sprichst? Und wieso der Norden, wo es im Süden so viele angenehme Orte gibt?«
    Christopher zuckte mit den Schultern. »Das war mehr oder weniger Zufall.« Er deutete mit einer Bewegung seines Kinns in Richtung Bryson. »Und warum hast du ihn übernommen? Was bringt dir das?«
    Der

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