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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ihn sorgenvoll an, so, wie sie ihn früher angesehen hatte, wenn er krank im Bett gelegen hatte. Sie hob eine Atemmaske aus hellgrünem Plastik hoch, die an einem Schlauch hing.
    »Das wird es leichter machen«, sagte sie. »Für dich und für mich.«
    Sie drehte an etwas, das metallisch knirschte, dann war ein Zischen zu hören. Ein angenehmer Geruch verbreitete sich.
    Sie hielt ihm die Maske vor das Gesicht, suchte einen Moment nach der besten Position und setzte sie ihm schließlich sanft auf.
    Serenity! Noch nie hatte Christopher solche Sehnsucht gefühlt, solche Trauer ...
    Hoffentlich zogen Serenity und Guy die richtigen Schlüsse aus seinem Verschwinden. Wenn ihm die Kohärenz jetzt den Chip einpflanzte, dann würde sie in spätestens drei, vier Tagen nicht nur alles über Hide-Out wissen, sondern auch, wohin dessen Bewohner geflüchtet waren.
    Sie mussten Madonna verständigen. George. Hoffentlich fiel ihnen das ein. Hoffentlich dachten sie daran. Hoffentlich ...
    Sie mussten einfach. Sonst war alles verloren.
    Christopher sah, wie sich die Upgrader auf den Galerien abwandten, alle auf einmal, und aus seinem Blickfeld verschwanden. Nun sah er nur noch die gläserne Decke des Kubus, darüber die gläserne Kuppel über dem Innenhof und darüber den Himmel, den tiefdunklen Nachthimmel.
    Dann wurde alles schwarz.

84

    Als sie in Roscoff ankamen, begann es gerade zu dämmern. Flutlichter beleuchteten den Fährhafen, der so weitläufig angelegt war, als würden hier stündlich Tausende von Fahrzeugen verschifft. Serenity ließ das Seitenfenster herab, schaute über das geheimnisvoll dunkel glitzernde Meer. Es roch nach Algen und verbranntem Diesel.
    Guy fuhr schweigend, folgte komplizierten Wegweisern und reihte sich schließlich in eine Wartespur für Wohnmobile ein, zwischen den Spuren für Lastwagen und denen für Pkws.
    »Sieht alles normal aus«, meinte er und stellte den Motor ab. »Ich erkundige mich mal.«
    »Okay«, sagte Serenity beklommen. Sie sah ihm nach, wie er zwischen den Reihen parkender Autos hindurchging und schließlich durch eine Drehtür in einem Gebäude mit einer rot verkleideten Front verschwand.
    Die Fahrt hierher hatten sie überwiegend schweigend zugebracht. Guy war in Gedanken versunken gewesen, und Serenity war nicht nach Konversation zumute gewesen. Sie spähte hinaus, musterte den dunkler werdenden Himmel. Was Christopher jetzt wohl machte? Wie es ihm erging? War er schon in London gelandet? Sie hatte keine Ahnung, wie lange so ein Flug dauern mochte.
    Guy tauchte wieder auf, kam an ihr Fenster. »Der Fährbetrieb läuft normal«, berichtete er. »Und es geht heute noch ein Schiff, um dreiundzwanzig Uhr.«
    Serenity musste einen Moment überlegen, was das übersetzt in ihre geläufige Uhrzeiten hieß. Elf Uhr abends. Okay. »Und wann kommen wir da an?«
    »Kurz vor sieben Uhr früh.« Guy deutete auf sein Jackett, das über dem Fahrersitz hing. »Gib mir mal mein Portemonnaie. Und deinen Pass, für den Fall, dass ich den brauche. Ich buch uns einen Platz.«
    Serenity beugte sich hinüber, tat wie geheißen und wusste gar nicht mehr, ob das überhaupt sinnvoll war. Aber sie sagte nichts. Irgendetwas mussten sie ja schließlich tun.
    Guy ging wieder. Serenity beobachtete eine Frau, die neben ihrem Auto stand, rauchte und dabei aufs Meer hinausblickte. Sie hatte hochtoupierte Haare, wie Serenity sie bislang nur auf Fotos aus den Sechzigern gesehen hatte.
    Ein Hund lief schnüffelnd zwischen den Autos herum, wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Ein Lkw-Fahrer las hinter dem Steuer Zeitung und bohrte dabei hingebungsvoll in der Nase. Ein Mann ging am Kai auf und ab und telefonierte.
    Dann kam Guy wieder heraus, schwenkte schon von Weitem die Tickets. Er gab ihr den Pass zurück. »Hat niemand sehen wollen.«
    Auch gut. Schließlich war er gefälscht. Serenity steckte ihn weg. »Und jetzt?«
    »Warten wir, dass das Schiff kommt.«
    Achja. Richtig. Der Kai, auf den alle Fahrspuren mündeten, war noch leer.
    Guy stieg durch die Fahrertür ein, verstaute seine Brieftasche wieder und zwängte sich gleich nach hinten, um den Computer hervorzuholen. »Wollen wir doch mal sehen, ob wir das nicht auch hinkriegen«, meinte er.
    Dann sagte er eine Weile lang nichts mehr. Man hörte die Tasten klappern und ab und zu, wie er unwillig knurrte oder etwas wie »Was soll das jetzt?« murmelte.
    Serenity blieb sitzen, wo sie war. Sie überlegte, das Radio einzuschalten, ließ es aber.
    »Serenity?«
    Sie

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