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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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einigen können, nicht mal darüber, wie viel Miete sie verlangen wollen – also lassen sie's lieber leer stehen! Die Leute, die die Küche und so weiter betreiben, sind angeblich Freunde von Zack, aber in Wirklichkeit sind es, glaube ich, Typen, die sich vor der Steuerbehörde verstecken. Alles ziemlich schräg. Ich könnte jeden Tag ein neues Zimmer beziehen, wenn ich wollte, und wäre in zwei Jahren noch nicht durch! Was ich natürlich nicht tun werde, denn irgendwann würde ich mich verlaufen und wäre darauf angewiesen, dass George mich findet.
    Serenity musste lachen.
    Und du? Schreib mir doch auch mal, meine neue Mail-Adresse hast du jetzt ja. Ich würde so gern wissen, ob endlich was läuft zwischen dir und dem König der Hacker. Oder ob ich ihm ein User Manual für Mädchen schicken muss.
    Alles Liebe
    Deine Freundin
    Madonna Two Eagles
    Serenity ließ das Blatt sinken. Die letzten Worte hatten ihr einen Stich versetzt. Sie wusste gar nicht genau, warum eigentlich. War es Ärger, dass sich Madonna in etwas einmischte, das sie gar nichts anging? Schließlich hatte sie selber auch keinen Freund, wieso versuchte sie dann, andere zu verkuppeln?
    Außerdem war ja nichts zwischen Christopher und ihr. Und vermutlich war das auch gut so. Entschlossen faltete Serenity das Blatt wieder zusammen und schob es in ihr Arbeitsheft.
    Oder war es doch Enttäuschung? Hätte sie es denn nicht gerne gehabt, wenn sich Christopher mehr für sie interessiert hätte?
    Sie wusste es nicht. Immer noch nicht, obwohl sie darüber nachgrübelte, seit ihr Christopher über den Weg gelaufen war.
    Im Grunde war es keine Frage: Christopher lebte in der Welt der Computer, der Bits und Bytes und Betriebssysteme, und nahm kaum wahr, dass andere Menschen um ihn herum existierten. Er war verdammt clever, was Programme anbelangte, und ein Vollidiot, wenn es um Gefühle ging. Er konnte in einem Moment umgänglich und gesprächig sein und im nächsten verschlossen und stumm wie ein Fisch. Mit einem Satz: Er war geradezu das Gegenteil von dem, was man sich unter einem akzeptablen Boyfriend vorstellte.
    Andererseits hatte Serenity sich im Verdacht, dass sie gerade das interessant fand.
    Himmel, war das alles verworren!
    Und dann, als sie versuchte, ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fortpflanzungsverhalten der Seeanemonen zuzuwenden (ob die wohl auch solche Probleme miteinander hatten?), kam ihr ein Gedanke, bei dem sich ihr das Herz im Leib verkrampfte.
    Was, wenn es einen ganz anderen Grund hatte, dass Christopher so förmlich mit ihr umging? Wenn es gar nichts mit Computern zu tun hatte, sondern mit etwas ganz anderem?
    Was, wenn Christopher in Wirklichkeit immer noch in Madonna Two Eagles verliebt war?

13

    »Wie gesagt: Ist eine lange Geschichte«, sagte Clive. »Willst du sie hören?«
    »Na klar.«
    »Okay.« Der Mann mit dem geflochtenen Bart schnaufte, als gelte es, eine schwere Arbeit in Angriff zu nehmen. »Zunächst musst du wissen, dass ich in jungen Jahren im Hide-Out gelebt habe, irgendwann aber fortgegangen bin, genau wie Brian oder viele andere.«
    Christopher nickte. Brian war ein alter Freund und Weggefährte von Jeremiah Jones. Er war es, der die Gruppe überhaupt erst ins Hide-Out geführt hatte.
    »Das ist unser Netzwerk, verstehst du? All die Leute, die mal im Hide-Out gelebt haben. Ohne die hätten wir es schwer, deswegen organisieren wir alles so, dass wir sie notfalls alle wieder aufnehmen könnten. Falls sich doch mal eine bedrohliche Situation in der Welt entwickelt.«
    »Verstehe«, sagte Christopher. So also war das.
    »Bei mir war's die Liebe«, fuhr Clive fort. »Ich hab eines Tages jemanden kennengelernt, der eben nicht irgendjemand war, sondern – Zack! Bumm! Wow! – der eine Mensch, mit dem man zusammenbleiben will, weil alles andere sinnlos wäre. Wie es halt so geht. Sie hieß Mary, war wunderschön und so weiter und so weiter. Aber sie war in Hide-Out nicht glücklich. Also bin ich mit ihr zusammen fortgegangen.«
    Christopher dachte an Serenity und fragte sich dann, warum sie ihm ausgerechnet jetzt einfiel. Eine Freundin zu haben, mit allem, was damit zusammenhing – sich anzufassen, sich zu küssen und so weiter –, war ihm bisher immer vorgekommen wie etwas, das andere Leute betraf, nicht ihn. Er war einfach nicht der Typ dafür. Er mochte Dinge, die Mädchen nicht mochten, benahm sich auf eine Weise, die Mädchen nicht ansprach ... Nicht, dass er's sich nicht gewünscht hätte. Manchmal. Selten eigentlich.

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