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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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den Chip hin und her. »Und das sind ja auch minimale Anschlüsse. Wie verbindet sich das Ding überhaupt mit dem Nervensystem?«
    »Mithilfe einer sogenannten bioaktiven Substanz«, erklärte Christopher. »Das ist eigentlich ein Mittel, um Nervenschäden zu heilen. Es wird eingesetzt, wenn abgetrennte Gliedmaßen wieder angenäht werden. Diese Substanz hüllt den Chip bei der Implantation ein und bildet selbstständig Pseudoganglien, ausgehend von den Kontakten am Chip.« Er nahm Wayne den Lifehook aus der Hand und drehte ihn um, sodass die flache Unterseite mit den kaum sichtbaren Silberstiften nach oben zeigte. »So sitzt das Ding in der Nasenhöhle. Das Implantationsgerät bohrt mehrere winzige Löcher in die sogenannte Siebbeinplatte – das ist einer der Knochen, der Nasenhöhle und Hirnhöhle voneinander trennen –, oberhalb derer der Riechnerv liegt. Mit dem verbinden sich die Pseudoganglien.«
    Wayne runzelte die Augenbrauen. »Ehrlich? Okay, das interessiert mich. Ich will sehen, wie so ein Ding funktioniert.« Er nahm Christopher den Chip wieder ab und ging damit zu einem Labortisch. Er holte eine Art Petrischale aus einer Schublade und legte den Lifehook hinein.
    »Gib mir noch ein paar von den Dingern«, wandte er sich an Clive, der die Plastikbox mit den übrigen fünfzehn Chips in der Hand hielt. »Ich mach sicherheitshalber gleich mehrere Proben. Sagen wir, vier fürs erste.«
    Als vier solcher Schälchen mit je einem Lifehook-Chip vor ihm lagen, mischte er zwei Chemikalien, die eine bläulich schimmernd, die andere tiefrot und von stechendem Geruch. Zusammen ergaben sie ein wasserklares, zähflüssiges Gemisch, mit dem Wayne die Petrischalen bedächtig ausgoss.
    Anschließend stellte er sie in einen kleinen Ofen, schaltete ihn ein und drehte eine Zeitschaltuhr auf fünf Minuten.
    »Ein Ofen?«, fragte Clive. »Kann das den Chips nicht schaden?«
    »Ich erhitze auf höchstens fünfzig Grad. Normale Prozessoren werden im Betrieb heißer.«
    »Diese nicht«, warf Christopher ein.
    Wayne zuckte mit den Schultern. »Riskieren wir es. Bei Zimmertemperatur dauert es eine gute Stunde, bis die Proben ausgehärtet sind.«
    Während sie warteten, unterhielten Clive und Wayne sich angeregt über den »Bau«, wie Wayne Hide-Out nannte; er schwelgte offenbar in Erinnerungen an alte Zeiten. Endlich ertönte das helle Ping! der Uhr am Ofen.
    Mithilfe einer Greifzange holte Wayne die Proben heraus. Ein paar Minuten später waren sie so weit abgekühlt, dass er eine davon einspannen konnte. Es klappte ohne Probleme.
    »Wie ihr seht, habe ich die Probe so eingesetzt, dass die Unterseite des Chips nach oben zeigt. Erfahrungsgemäß ist es besser, mit der Analyse von der Seite her zu beginnen, auf der sich die Kontakte befinden«, erklärte Wayne. Ein bisschen war es, als sei er ein Professor und sie die Studenten und als sei damit zu rechnen, dass das alles in irgendwelchen Prüfungen drankam. »Nun müssen wir das Objekt so genau wie möglich ausrichten. Das ist der heikelste Teil der ganzen Prozedur. Und der entscheidende.«
    Ein Instrument mit einem halbkugelförmigen Ende schwenkte über die Probe. Aus seiner Spitze sprühte ein roter, fächerförmiger Laserstrahl, der das Plastik spurlos durchdrang und ein hauchfeines Gitter auf die kreisrunde Unterseite des Lifehook-Chips zauberte.
    »Die Fräsen müssen exakt parallel zu den Schaltebenen arbeiten, damit es funktioniert«, erklärte Wayne und tippte auf ein paar Tasten. Jetzt erst bemerkte Christopher, dass die gesamte Maschine um die kaum handgroße Arbeitsplattform herum schwenkbar gelagert war. Mit jedem Tastendruck veränderte sich eine von drei langen Zahlenreihen auf einem Bildschirm. Gleichzeitig gingen ruckelnde Bewegungen durch die kolossale Apparatur, die so winzig waren, dass man sie nicht sah – aber man spürte sie! Der Boden erzitterte davon wie von kleinen, kurzen Erdbeben.
    »Okay«, sagte Wayne, als alle drei Zahlenreihen nur noch 00000000 anzeigten. »Los geht's.«
    Eine weitere Taste, eine letzte Sicherheitsabfrage, dann schwenkte der halbkugelige Apparat beiseite und der Rest der Maschine setzte sich in Bewegung: Mit saurierhaftem Zischen schob sich ein kolossaler Arm über die Probe. Das Messer an seiner Spitze schabte eine hauchfeine Lage des Materials ab, so wenig, dass man es kaum sah. Als der Arm wieder zurückfuhr, senkte sich ein anderes Instrument auf die Probe herab, ein zylindrisches Gerät mit einem Kameraobjektiv an der

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