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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Unterseite. Ein Blitzlicht flammte auf, dann erschien auf dem Bildschirm neben der Maschine – nichts.
    »Das dauert eine Weile, bis wir durch sind«, meinte Wayne.
    Eine Weile? Christopher hatte das Gefühl, dass es bei dem Tempo eine Woche dauern würde, bis sie bloß bei dem Chip angelangt waren. Wieder und wieder schabte der riesige Fräsarm über das Kunststoffstück, jedes Mal erzitterte der Boden unter ihnen, aber man hatte nicht den Eindruck, dass die Probe dadurch kleiner wurde. Von Zeit zu Zeit schaltete sich ein Gebläse ein, um die Probe zu kühlen und vielleicht auch um Partikel von der Schnittkante wegzublasen, aber man sah nur hauchfeine Staubschleier davonhuschen.
    »Erregt das eigentlich keinen Verdacht, dass wir so spät noch arbeiten?«, wollte Finn wissen.
    Wayne schüttelte den Kopf. »Das ist hier normal.«
    Finn hob die Augenbrauen. »Normal? Heißt das, irgendjemand könnte plötzlich in der Tür stehen?«
    Wayne lächelte milde. »Keine Sorge. Ich war lange genug in Hide-Out. Ein bisschen hab ich noch was drauf in Sachen Versteckspielen.«
    Und irgendwie ging es schließlich doch voran. Die Maschine trug tatsächlich Schicht für Schicht von dem Chip ab und enthüllte auf diese Weise das Innenleben des Lifehooks. Stück für Stück baute sich auf dem Monitor ein dreidimensionales Bild der Schaltungen auf, mit dem sich etwas anfangen ließ.
    »Aha«, meinte Wayne mit fachmännischem Blick, als sich eine zweite Ebene zeigte. »Kompaktbauweise.«
    Christopher fand es einfach, die Baugruppen zu identifizieren. »Das ist der Mobilfunkteil«, erklärte er Wayne und umfuhr den entsprechenden Bereich auf dem Monitor. »Hier ist der Empfang, da der Sendeteil.«
    Wayne furchte die Augenbrauen. »Und wo ist die Antenne?«
    »Die Antenne ist der Körper.«
    »Ah. Okay. Bietet sich an.«
    Christopher umriss weitere Baugruppen. Die Ähnlichkeit mit dem Kohärenz-Chip war bestürzend. »Das ist die Energieversorgung. Zapft die Bio-Elektrizität des Körpers an. Das ist der eigentliche Prozessor. Hier ist die Schnittstelle zu den Nervenbahnen ...«
    Wayne musterte ihn verwundert. »Woher weißt du das alles?«
    »Ich hab schon einmal den Schaltplan eines ähnlichen Chips analysiert«, sagte Christopher. »Und was die Schnittstelle anbelangt, hab ich an der Entwicklung der Technologie mitgearbeitet.«
    »Ehrlich?«, stutzte Wayne. »Wie das?«
    Christopher zögerte. »Das ist eine lange Geschichte.«
    Damit gab sich Wayne zufrieden. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, fragte Christopher: »Kann man das eigentlich auch ausdrucken? Ich meine, klar, es ist dreidimensional, aber letzten Endes sind es doch nur zwei Ebenen mit Schaltkreisen –«
    »Ja, klar.« Wayne deutete in Richtung einer Ecke. »Dort hinten steht ein AO-Plotter. Du musst nur die Ebene festlegen, die du drucken möchtest, dann ... «
    Er hielt inne. Die Maschine hatte weitergearbeitet, während sie diskutiert hatten, hatte unermüdlich Schicht um Schicht abgetragen und jede neue Schnittfläche fotografiert. Als Ergebnis dieser Bemühungen tauchten gerade weitere Strukturen auf dem Monitor auf, die sich, wie es aussah, dicht unter dem Scheitel der Halbkugel befinden mussten.
    »Wow«, hauchte Wayne. »Eine dritte Ebene. Was ist das jetzt?«
    Christopher betrachtete das Geflecht der Leiterbahnen und Schalttransistoren. Er versuchte, sich an ähnliche Schaltungen zu erinnern.
    »Keine Ahnung«, musste er schließlich zugeben.

    »Diese dritte Ebene ist der einzige wesentliche Unterschied zwischen einem Lifehook und dem Chip, den die Upgrader tragen«, erklärte Christopher am nächsten Tag, als sie wieder in Hide-Out waren.
    Jeremiah Jones hatte die Stellwände in der Werkstatt freigeräumt. Christopher hängte die Ausdrucke daran auf, die er mitgebracht hatte: die sauberen Print-outs der drei Ebenen des Lifehooks – und den zerknitterten, fleckigen, wild bemalten Schaltplan des Ayulin-Chips, den Christopher während seiner Flucht durch Montana analysiert hatte.
    Als schon einmal alles verloren zu sein schien.
    »Im Vergleich sieht man es ganz deutlich«, fuhr Christopher fort und deutete auf die Pläne. Er hatte die einander entsprechenden Areale der Schaltungen mit farbigen Markern umrahmt: Jeder Laie konnte auf diese Weise erkennen, dass sie in beiden Chips identisch waren – sie waren lediglich anders angeordnet. »Hier die Funktionsgruppen des klassischen Chips, hier dieselben Schaltungen, nur auf zwei Ebenen verteilt. Mit anderen

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