Kohärenz 03 - Time*Out
total ein.
»Ich kenne ihn, seit ich acht Jahre alt bin«, gestand Christopher völlig verdattert. »Ich hab immer gedacht, es heißt Pentabyte ...«
»Schon klar«, meinte Patrick schmunzelnd. »Wenn man sich ein Wort erst mal falsch gemerkt hat, liest man es auch falsch, wenn es richtig geschrieben dasteht.«
Christopher starrte den Bildschirm an, den Artikel über Dateigrößenbezeichnungen. Dass ihm so ein doofer Fehler unterlaufen war! Und das seit Jahren! Ihm fiel wieder ein, wie er Madonna großspurig erklärt hatte, »was ein Pentabyte« war. Er wurde beinahe nachträglich rot.
So ein dummer Fehler. So ein dummer, kleiner Fehler.
Er durfte sich keine Fehler erlauben. Und dann so was.
Er sah auf und sah, dass das dicke Mädchen mit den dicken Brillengläsern nicht mehr da war.
Und er hatte nicht mitbekommen, wie sie gegangen war.
Klar, es stimmte schon, was Patrick sagte – aber die eigentliche Frage war, warum sich der PentaByte-Man diesen Namen überhaupt gegeben hatte.
Christopher zog den USB-Stick heraus, beseitigte eilig alle Spuren seiner Tätigkeiten und fuhr den Computer herunter. »Lass uns zurückfahren«, bat er.
31
Die seltsame Mail kam am ersten Juli. Brad schaltete, wie jeden Morgen, seinen Computer ein, um seine Mails und seine Nachrichten im FriendWeb zu checken, die inzwischen immer spärlicher wurden, und da war dieses Ding in seiner Inbox. Der Text klang, als habe ihm das jemand geschickt, den er kannte, aber er kam nicht drauf, wer das sein könnte; die Mail-Adresse jedenfalls sagte ihm nichts.
Der Nachricht war ein Artikel im PDF-Format beigefügt. Brad hatte ihn eigentlich bloß überfliegen wollen, aber dann las er sich fest, las mit zunehmender Faszination, ja es gruselte ihn regelrecht. In dem Text wurde eine Gruppe oder Organisation beschrieben, die der Verfasser »die Kohärenz« nannte und die technisch so ähnlich funktionierte wie die Lifehooks: Die Mitglieder hatten Chips im Kopf, die ihre Gehirne direkt miteinander verband. Nur behauptete der Autor, dass die Mitglieder der Kohärenz geistig alle verschmolzen seien, was sich Brad irgendwie nicht richtig vorstellen konnte. Und diese Gruppe, hieß es, griffe weltweit nach der Macht und stehe unmittelbar davor, sich alle Menschen einzuverleiben.
Schräge Idee, irgendwie.
Aber gleichzeitig klang es nicht unplausibel. Regelrecht erschreckend.
Ob das hinter dieser Lifehook-Kampagne steckte? Brad wusste es nicht, doch es konnte nicht schaden, wenn Pete sich den Artikel auch mal antat. Er klickte auf »Weiterleiten«, und es dauerte keine fünf Minuten, bis Pete anrief.
»Kumpel«, dröhnte er aus dem Hörer. »Was ist denn mit dir los? Glaubst du jetzt an Verschwörungstheorien?«
»Ich fand's einen interessanten Gedanken«, verteidigte sich Brad.
»Also, erst mal brauchst du das Ding nicht weiterzuschicken«, sagte Pete. »Das ist 'ne Spam-Mail, die hat heute echt jeder gekriegt. Wir lachen uns hier schon den ganzen Morgen 'nen Ast.«
Brad verzog das Gesicht. »Okay«, sagte er. »Freut mich, wenn ihr euch amüsiert. Aber falls dich eine Außenseitermeinung interessiert: Mir kommt diese Kohärenz vor wie der Lifehook für Fortgeschrittene.«
»War mir klar«, meinte Pete lässig. »Aber weißt du zufällig, wer den Artikel überhaupt geschrieben hat?«
»Stand nicht dabei.«
»Dann lass dich jetzt mal von Onkel Pete aufklären. Du erinnerst dich doch, dass mein Vater ein Fischfreak ist?«
»Ist mir geläufig«, gab Brad unwillig zu. Wobei »Freak« noch geschmeichelt war: In Petes Elternhaus gab es mehr Aquarien als im Zoo von Santa Cruz.
»Also. Eine der fünfzigtausend Fachzeitschriften, die mein Dad abonniert hat, ist ein Magazin für Garnelen und Krebse; das lag heute im Briefkasten. Und zufällig ist darin derselbe Artikel abgedruckt.«
Brad stutzte. »In einem Magazin über Garnelen?«
»Ulkig, was? Der Herausgeber erklärt das in seinem Vorwort. Ist ein Gefallen für einen alten Freund, der der Welt damit etwas überaus Wichtiges mitzuteilen hat.«
»Und?«
»Und jetzt halt dich fest. Der Artikel stammt von keinem Geringeren als Jeremiah Jones!«
Brad ächzte. »Dem Terroristen?«
»Yep«, sagte Pete. »Bevor der angefangen hat, Firmenkindergärten in die Luft zu sprengen, hat er Bücher geschrieben. Und weißt du, worüber?«
Brad erinnerte sich dunkel. »Unser Englischlehrer hat mal so was erwähnt. Lauter fortschrittsfeindliches Zeug, oder?«
»Aber hallo. Er hat Mobiltelefone zum Teufelszeug
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