Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
aufschlossen. Er war der Erste. Genau, wie Pete es gesagt hatte, prüften sie die Einverständniserklärung der Eltern nicht nach, sondern hefteten sie nur ab – gut, andernfalls wäre es peinlich geworden. Denn natürlich hatte Brad die Unterschriften seiner Eltern fälschen müssen.
    Die Frau hinter der Theke kassierte routiniert die neunzehn Dollar, gab ihm einen Zettel mit einer Nummer und schickte ihn in den Wartebereich.
    Dort saß er dann, mit klopfendem Herzen und feuchten Händen, und wartete. Es roch nach Desinfektionsmittel, ein Geruch, der Brad schon immer nervös gemacht hatte.
    Blöde Idee, unbedingt als Erster da zu sein. Gerade hätte es ihn ungemein beruhigt zu sehen, dass andere durch die Tür des Behandlungszimmers traten und heil wieder herauskamen.
    Reiß dich zusammen, sagte er sich. Du bist doch kein Kleinkind, Brad Wheeler!
    Nach und nach trudelten weitere Kunden ein: ein dickes, zu stark geschminktes Mädchen, ein älterer Mann, der sich hinter einer Zeitung versteckte, ein Händchen haltendes Pärchen, das turtelte, als sei dies das Standesamt.
    Eine Frau im weißen Kittel kam mit einer Spraydose. »Das ist für die örtliche Betäubung«, erklärte sie und steckte eine frische Plastikkanüle auf, ehe sie ihm das Mittel in die Nasenhöhle sprühte. Im nächsten Moment spürte Brad, wie das Innere seines Kopfes begann, sich taub anzufühlen und fast so, als sei es gar nicht mehr da.
    Wie beim Zahnarzt, dachte er, und ihm wurde übel. Worauf hatte er sich da eingelassen?
    Fünf Minuten später wurde er ins Behandlungszimmer gerufen. Der Raum hinter der Tür war klein; ein Sessel vor einem Folterinstrument aus Riemen, Bügeln und verchromten Stangen das wichtigste Inventar.
    »Halb so wild«, sagte der Mann, der ihn hereingebeten hatte. Auch er trug einen weißen Kittel, zu dem seine Piercings in den Augenbrauen nicht recht passen wollten. »Das dient nur dazu, den Kopf so einzuspannen, dass man ihn nicht versehentlich bewegen kann. Wir vermessen erst deine rechte Nasenhöhle mit Laser. Anschließend platziert ein computergesteuerter Greifarm den Lifehook auf den Millimeter genau. Kann nichts schiefgehen dabei.«
    Brad kämpfte immer noch gegen den Impuls an, kehrtzumachen und die Flucht zu ergreifen. »Und was ist, falls ich es mir je anders überlege?«
    »Das wäre die gleiche Prozedur, nur dass der Greifarm den Chip wieder rausnimmt«, sagte der Mann im weißen Kittel. »Haben wir nach mittlerweile über zwei Millionen Implantationen allerdings erst ein einziges Mal gehabt. Und da handelte es sich um eine allergische Reaktion. Nichts Gravierendes, man hat den Lifehook nur sicherheitshalber wieder entfernt. Der Mann war untröstlich, aber er wird warten müssen, bis unser Forschungszentrum eine Lösung gefunden hat.«
    Also gut. Brad dachte an Tiffany und setzte sich vor das Gebilde. Er legte sein Kinn auf den gepolsterten Rahmen, presste die Stirn an einen Bügel und hielt still, während der Weißkittel seinen Kopf mithilfe von Riemen und zwei Polstern, die rechts und links gegen die Wangenknochen drückten, festspannte.
    Als er sich nicht mehr rühren konnte, wurde ein komplizierter Apparat vor ihm aufgeklappt. Eine dünne Röhre, an deren Ende rötlich scharfes Laserlicht flirrte, glitt in sein rechtes Nasenloch, ohne ihn zu berühren. Es piepste, dann wurde die Röhre wieder herausgezogen.
    »Du darfst übrigens ruhig atmen«, hörte er den Mann sagen.
    Ach ja, richtig. Brad merkte, dass er vor lauter Anspannung die Luft angehalten hatte.
    Der Apparat wurde beiseitegeklappt und durch einen anderen ersetzt. Brad sah den Mann am Rande seines Gesichtsfeldes mit irgendwas hantieren.
    »Ich bereite nur den Chip vor«, erklärte er und hielt ihm etwas vor das Gesicht. »So sieht der übrigens aus.«
    Brad blinzelte. Das sollte ein Chip sein? Das sah aus wie ein hellblauer ladybug, wie ein Marienkäferchen mit blauen Flügeln.
    Wieder eine mechanisch anmutende Bewegung, ein leises Summen. Brad spürte einen Druck im Inneren seines Kopfes, dicht unterhalb der Augen. Gleich darauf wurde der Druck zu einem Kribbeln, das sich anfühlte, als wolle an dieser Stelle ein Insekt aus seinem Ei schlüpfen.
    »Fertig.« Der Mann schnallte Brads Kopf wieder los.
    Das war's? Brad betastete sein Gesicht. Sein Kopf fühlte sich seltsam ausgehöhlt an, aber nicht anders als vor dem Eingriff. »Und jetzt?«, fragte er. »Wie geht man mit dem Ding um?«
    »Das erklärt dir gleich meine Kollegin«, sagte der

Weitere Kostenlose Bücher