Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
meinte Brad. »Aber das ist nicht so witzig, wenn ihr euch über Witze schlapplacht, die ich nicht mal mitkriege.«
    »Hmm«, machte Pete. »Verstehe. Allerdings fände ich's echt schade, wenn du nicht kämst. Weil, ich hab nämlich extra deinetwegen Tiffany eingeladen.«
    Brad fiel fast das Telefon aus der Hand. »Tiffany Van Doren?«
    »Wie viele Tiffanys kennst du?«, fragte Pete zurück.
    Natürlich kannte Brad nur diese eine Tiffany. Und zufällig stand er total auf sie. Tiffany sah nicht nur gut aus, sie hatte auch was im Kopf. Sie war ein handfester Typ, warmherzig, konnte herzhaft lachen ... Genau genommen war Tiffany Van Doren das einzige Mädchen, mit dem Brad Wheeler was Ernstes hätte anfangen wollen. Und die Einzige, die bisher so gut wie gar kein Interesse an ihm gezeigt hatte.
    »Da brauchst du jetzt keine Antwort von mir, oder?«
    »Nein, ist klar«, erwiderte Pete lachend. »Ich wollte dir bloß Bescheid sagen.«

30

    Wieder eine endlose Fahrt durch eine Wüstenlandschaft. Wieder auf verlassenen Straßen zwischen dürren Feldern, vorbei an verstaubten Motels und Tankstellen, die aussahen, als hätte man sie aufgegeben und nur vergessen, die Leuchtreklamen abzuschalten.
    Niemandsland. Und trotzdem war hier das Feld stark. An Mobilfunkmasten herrschte kein Mangel.
    Diesmal war es Patrick, der fuhr. Was, überlegte Christopher, zweifellos eine bessere Wahl war als Clive mit seiner doch ziemlich auffälligen Erscheinung.
    »Wir benutzen einen PC in der Bibliothek der Universität von Phoenix«, erklärte Patrick. »Dort gibt's einen großen Computerraum, wo zwar ständig was los ist, aber in einer abgelegenen Ecke im Obergeschoss stehen ein paar Rechner, an denen fast nie jemand arbeitet.«
    »Und an die kann man einfach so ran?«, fragte Christopher.
    »Alles, was man braucht, ist ein Studentenausweis.«
    »Und woher nehmen wir den?«
    »Hier«, sagte Patrick und zog eine Chipkarte aus seiner Hemdtasche. »Ist sogar echt. Ich hab mich extra an der Uni eingeschrieben. Bloß die Heimatadresse, die ich angegeben habe, stimmt nicht; es war die Adresse von einem aus dem Netzwerk, der ohnehin gerade dabei war wegzuziehen. Sprich, es wird schwer sein, mich darüber aufzustöbern.«
    Christopher überlegte. Schwer hieß nicht unmöglich. Aber das Risiko war vermutlich gering. »Okay«, sagte er und befühlte zum zwanzigsten Mal den USB-Stick in seiner Hosentasche. Zwei Dateien waren darauf: erstens der Artikel, den Jeremiah Jones verschickt haben wollte, und zweitens der Text der E-Mail dazu.
    Das Ganze, davon war Christopher überzeugt, würde nichts bringen. Nicht das Geringste. Was die Gefahr betraf, die der Kohärenz durch eine Aufdeckung ihrer Existenz und ihrer Aktivitäten hätte drohen können, war deren Aktion mit dem Lifehook ein geradezu genialer Gegenzug gewesen.
    Aber es hätte auch nichts gebracht, wenn er sich geweigert hätte, das Mailing zu verschicken. Deswegen fuhren sie nun durch die sonnendurchglühte Einsamkeit Arizonas.
    Die Universitätsbibliothek war nagelneu, ein moderner Bau aus viel Glas und Beton, mit großzügigen Treppen zwischen den versetzten Etagen und einem Innenhof, in dem prächtige Palmen wuchsen. Die Bücher wirkten bei alldem fast wie eine Nebensache.
    Im Inneren war es angenehm kühl nach der hochsommerlichen Hitze draußen. Die wenigen Benutzer der Bibliothek verloren sich zwischen den Regalen, und es war so still, wie es nur in Bibliotheken und Kirchen ist. Als Patrick und Christopher sich vor einem der drei einsamen PCs im Obergeschoss niederließen, war die einzige Person in Sichtweite ein dickes Mädchen mit dicker Brille, das dicke Bücher wälzte und sich dabei eifrig Notizen machte; sie wirkte völlig auf ihre Arbeit konzentriert und beachtete sie überhaupt nicht.
    Patrick schaltete den PC ein und schob seinen Ausweis in den Schlitz, wodurch der Zugang freigeschaltet wurde. »Bitte sehr, Mr ComputerKid.«
    Christopher kam es vor, als habe das Mädchen kurz aufgemerkt, als sein Spitzname gefallen war. Aber vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet. Wahrscheinlich.
    Er nahm sich den Rechner vor, checkte die laufenden Prozesse, auch die, die sich verborgen hielten. Wie er vermutet hatte, lief ein Überwachungsprogramm, das den Zugang zu bestimmten Webseiten sperrte und generell alle Zugriffe protokollierte. Er beendete das Programm und veränderte dessen Protokoll so, dass es aussah, als sei es ein Programmabsturz gewesen.
    Dann rief er den Messenger auf.

Weitere Kostenlose Bücher