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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Computer*Kid ruft PentaByte-Man.
    Warten. Christopher hielt den Atem an. Er erinnerte sich ungern an das letzte Mal, als er den PentaByte-Man gerufen und dieser, zu Christophers maßlosem Erstaunen, offline gewesen war, zum ersten Mal überhaupt. Schlimme Dinge waren danach passiert, Dinge, von denen er nur hoffen konnte, dass sie sich nicht wiederholen würden.
    »Dauert, hmm?«, meinte Patrick.
    Christopher sah auf die Uhr. Eine Minute war schon vergangen. Eine Ewigkeit. Dann, plötzlich, eine Antwort.
    Hi. Sorry, war gerade beim Essen. Was gibt's? Du wolltest noch mal die MBM, nicht wahr?
    »Was ist eine MBM?«, wollte Patrick wissen.
    »Das ist die Abkürzung für Massen-Belästigungs-Maschine. So nennt er sein System, über das er Spam-Mails verschickt«, erklärte Christopher, während er seine Antwort tippte: Ja. Wie geht's dir?
    Ganz O.K. Hab gerade bisschen Stress wegen meines großen Projekts, ansonsten ist es ruhig. Das Untertauchen scheint geklappt zu haben.
    »Was für ein Projekt?«
    Allmählich nervte es Christopher, dass Patrick ihm über die Schulter sah und alles kommentierte. »Er trägt eine Brille mit einer eingebauten Videokamera. Darüber nimmt er seit zwanzig Jahren sein Leben auf Video auf.«
    »Nee, echt jetzt?«
    »Jede einzelne Minute davon.«
    »Crazy«, grinste Patrick. »Der ist ja noch verrückter als wir!«
    Was für Sorgen?, tippte Christopher.
    Cybershelter hat Pleite gemacht. Das war die Firma, bei der ich meine Online-Backups hatte. Ist schon vor 'ner Weile passiert, ich hab's nur nicht mitgekriegt vor lauter Abhauen und Untertauchen.
    Heißt das, du hast jetzt keine Backups mehr?
    Nur die Arbeitsdateien und meine eigenen Platten hier. Gefällt mir gar nicht, aber ich trau mich gerade nicht, terabyte-weise Daten woandershin upzuloaden.
    Christopher nickte. Ja, würde ich auch lieber lassen.
    Mir wird schon was einfallen, schrieb der PentaByte-Man zurück, der für Christopher so etwas wie ein großer Bruder war, obwohl er nicht mal wusste, wie er wirklich hieß, wo er lebte oder wie er aussah. Zu dir. Was hast du konkret vor?
    Noch einmal eine Mail an sämtliche E-Mail-Adressen, die es gibt, schrieb Christopher. Soll am ersten Juli ankommen. Diesmal muss ich ein PDF-File mitschicken.
    Wie groß?
    300 KB. Eigentlich nur 287 Kilobyte, aber darauf kam es nicht an. Wichtig war die Größenordnung. Je umfangreicher die Spam-Mail, desto mehr zeitlicher Vorlauf war nötig.
    Kurze Pause. Der PentaByte-Man rechnete bestimmt. O.K., kam dann. Sollte klappen. Aber später hättest du nicht kommen dürfen.
    Ging nicht eher.
    Dann leg am besten gleich los. IP-Adressen und aktuelle Zugangscodes folgen.
    Die Daten kamen mit der nächsten Message, gefolgt von: Muss wieder offline gehen, sicherheitshalber. Mach 's gut.
    Du auch, danke!, wurde Christopher noch los, dann kam schon: PentaByte-Man logged out.
    Er schob den USB-Stick in den Port an der Rückseite des PCs und begann, die Mail vorzubereiten. Währenddessen grübelte Patrick: »Sag mal, wenn der alles auf Video aufnimmt ... jeden Tag ... jede Stunde ...«
    »Genauso macht er es«, sagte Christopher. »Bestimmt ziemlich langweilig, sich das anzuschauen.«
    »Ja. Oder wenn er was Bestimmtes sucht ... wie will er das finden?«
    »Ich glaube, er verbringt viel Zeit damit, die Aufnahmen zu katalogisieren.«
    »Und dabei nimmt er sich auch wieder auf?«
    »Klar. Jede einzelne Minute, Tag und Nacht.«
    »Das müssen doch Unmengen an Daten sein.«
    »Stimmt. Er hat ausgerechnet, dass er irgendwann auf über tausend Terabyte kommt«, erklärte Christopher, während er die IP-Codes eingab und die Zugangskennwörter. »Das wäre dann ein Pentabyte. Deswegen hat er sich wohl so genannt, schätze ich.«
    »Petabyte«, sagte Patrick.
    »Was?«
    »Es heißt Petabyte. Gigabyte, Terabyte, Petabyte, Exabyte. Weiß ich zufällig.«
    Christopher hielt inne, musterte den breitschultrigen Mann mit den kurzen Haaren irritiert. »Ich dachte, Pentabyte.«
    »Nein. Penta kommt vom Griechischen pente für die Zahl fünf. Denk an Pentagon – das fünfeckige Gebäude. Das Pentagramm – den Fünfzack.« Patrick deutete auf den Computer. »Schau in die Wikipedia, wenn du mir nicht glaubst.«
    Das tat Christopher. Die Mail an alle Welt war ohnehin fertig; er schickte sie los, bekam die Rückmeldung MBM has started processing your e-mail, aber da war Christopher schon in der Wikipedia unterwegs. Patrick hatte recht. Und klar, wenn er es so erklärt las, leuchtete es

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