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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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derartige Datenmengen an? Google, klar. Aber die waren nicht betroffen; das hätte man gewusst. Die hatten eigene Serverparks.
    Und was für Daten konnten das sein, die einen derartigen Umfang annahmen? Texte und Zahlen eher nicht. Grafische Daten vielleicht. Bilder. Landkarten. Messwerte wissenschaftlicher Experimente.
    Hmm. Da klingelte nichts bei ihm. Die Sache wurde umso rätselhafter, je länger er darüber nachdachte.
    Es gab noch jemanden, den er fragen konnte – Albert Burns. Den fand Christopher später am Abend in der Küche, als die meisten schon zu Bett gegangen waren. Der Immobilienmakler saß an der Küchentheke, schäkerte mit Irene herum und schien alles andere als begeistert, von Christopher dabei gestört zu werden.
    »Ich hab nur eine kurze Frage«, sagte Christopher. »Ob Sie sich an etwas Bestimmtes aus Ihrer Zeit in der Kohärenz erinnern.«
    »Na gut«, seufzte der grauhaarige Mann, dessen Haut wie altes, rissiges Leder wirkte. »Lauf nicht weg.« Er zwinkerte Irene zu und trat ein paar Schritt zur Seite, um Christopher anzuhören.
    Doch auch er wusste nichts. »Die Anschläge? Keine Ahnung, worum es dabei ging. Damit hatte ich nichts zu tun. Klar, mitgekriegt hab ich was – irgendwie hat man ja alles mitgekriegt –, aber nur am Rand. Ganz weit weg. Ungefähr so, wie wenn's einen am großen Zeh juckt, während man den Super Bowl verfolgt. Da achtet man auch nicht so auf die Einzelheiten, man kratzt sich halt und gut ist es.«
    »Und wenn Sie jetzt daran zurückdenken?«, hakte Christopher ohne große Hoffnung nach.
    Burns schüttelte den Kopf. »Sorry, Junge. Ich erinnere mich bloß an ein Gefühl. Dass es dringend war. Aber dringend – das war damals vieles.«
    »Okay«, sagte Christopher. »Danke.«
    Als er an diesem Abend schlafen ging, plagte ihn immer noch das Gefühl, dass die Frage, welche Daten die Kohärenz aus der Welt hatte schaffen wollen, wichtig war.
    Und was auch nicht verschwinden wollte, war das Gefühl, dass er in diesem Zusammenhang etwas übersehen hatte.
    37 | Schon nach zwei Tagen mit dem Lifehook konnte sich Brad kaum noch vorstellen, wie er je ohne ausgekommen war.
    Egal, ob er kopfrechnen musste oder das Geburtsdatum eines Schauspielers wissen wollte; ob es um das Wetter ging oder darum, was im Fernsehen lief – immer war der kleine, freundliche Kobold zur Stelle und flüsterte ihm alles ein. Es war mehr als praktisch. Es war eine ganz neue Art zu leben.
    Jedenfalls verstand Brad jetzt Pete und seinen Missionierungsdrang.
    Brads Eltern allerdings waren immer noch total gegen den Lifehook, umso mehr, je öfter im Fernsehen irgendwelche Sendungen, Talk-Runden und dergleichen zu dem Thema kamen. Als der berühmte Computerjournalist Dick Poldo, der anfangs äußerst kritisch über den Lifehook geschrieben hatte, am Mittwochabend in einer Late-Night-Show auftrat und sich nur lobend äußerte, regte sich Brads Vater dermaßen auf, dass er schier Atemnot bekam. »Was ist mit deinen Freunden?«, fuhr er Brad an. »Haben die auch schon so ein Ding im Kopf?«
    »Ein paar«, räumte Brad behutsam ein.
    »Nicht zu fassen«, schnaubte sein Dad. »Die Welt wird immer verrückter.«
    Auf der Mattscheibe erklärte Poldo gerade, er lasse sich nicht daran hindern, täglich dazuzulernen, »nicht mal von mir selber«, was ihm herzhaftes Gelächter des Publikums einbrachte.
    Am nächsten Morgen passierte etwas ganz Neues: Eine Werbedurchsage kam über den Lifehook! Ab sofort, flüsterte der Kobold, gäbe es Lifehook-T-Shirts zu kaufen, in allen Farben und Größen, in allen wichtigen Mega-Stores.
    Aha, dachte Brad. Jetzt ging das los. Auf diese Weise also wollten die mit dem Lifehook-Netz Geld verdienen: durch Werbung.
    Andererseits: Warum nicht? Bei Google hatte das schließlich auch niemanden groß gestört.
    Und mit Lifehook-T-Shirts anzufangen, war ein raffinierter Schachzug. Auf die Weise würden in nächster Zeit Millionen Leute für das Netzwerk Reklame laufen. Brad hatte große Lust, sich die Dinger zumindest mal anzuschauen.
    Klar, kaufen würde er sich keines. Wann hätte er das denn tragen sollen? Seine Eltern wären ausgeflippt, so anti, wie die drauf waren.
    Wobei das bestimmt nur eine Frage der Zeit war. Irgendwann würden sie es einsehen. In den Medien häuften sich die positiven Stimmen, und letzten Endes gingen seine Eltern immer mit der Zeit, wenn auch mit Verzögerung.
    Wobei es nicht schaden konnte, ein bisschen nachzuhelfen. Brad stieß in der Zeitung auf ein

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