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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Interview mit einem Rechtsanwalt, in dem dieser über seine Erfahrungen mit seinem Lifehook sprach. Der sagte ganz klar, das sei »natürlich« nicht nur was für Jugendliche; die seien lediglich die technologisch aufgeschlossenste Zielgruppe. Er beschrieb detailliert, wie nützlich ihm sein Lifehook in der täglichen Arbeit war, also legte Brad die Zeitung mit Bedacht so hin, dass sein Vater sie am Abend finden musste.
    Dann fragte Tiffany an und schlug vor, dass sie sich im Mega-Store trafen. Klar, gab Brad zurück, der es toll fand, dass sie mit ihm anstatt mit ihren Freundinnen zum Shopping wollte.
    Tiffany und er waren immer noch nicht übers Küssen hinaus. Tiffany wollte es langsam angehen lassen, und als sie ihm das per Lifehook vermittelt hatte, hatte er ihre Haltung gut verstehen können. Außerdem – ungewöhnlich genug für ihn – ging es ihm genauso. Erstens, weil das mit Tiffany für ihn was Ernstes war und es ihm deshalb nicht auf ein paar Wochen oder Monate ankam. Und zweitens, weil die neue Intensität, die der Lifehook in alles brachte, entschieden gewöhnungsbedürftig war. Er hatte auch so schon, ganz ohne Sex, das Gefühl, eine Kerze zu sein, die an beiden Enden brannte und in der Mitte noch dazu.
    Schließlich fuhren sie gemeinsam zum Mega-Store, und wie sich herausstellte, waren sie nicht die Einzigen. Als sie ankamen, sahen sie bereits die Massen strömen, und die, die aus dem Laden herauskamen, hatten Berge von T-Shirts in den Armen. Der Parkplatz war so voll, dass Brad richtiggehend nach einem freien Stellplatz suchen musste.
    »Hey, wie unverschämt«, meinte Tiffany, als sie drinnen waren und die Preise sahen. »Neununddreißig Dollar für ein T-Shirt? Das ist ja teurer als der Lifehook selber!«
    Brad pflichtete ihr bei, aber Tiffany nahm trotzdem drei T-Shirts, ein weißes, ein blaues und ein rotes. »Muss irgendwie sein«, erklärte sie.
    »Es hat keinen Sinn, wenn ich mir eins kaufe«, sagte Brad. »Meine Eltern würden ausflippen, wenn ich das trage. Die sind total dagegen.«
    »Die wissen nicht, was sie verpassen.«
    »Das ist wahr«, sagte Brad, hielt ein strohgelbes T-Shirt vor sich hin und betrachtete sich damit im Spiegel. Das sah gut aus. Verdammt gut. Er wollte es gar nicht wieder loslassen.
    »Nein«, sagte er. »Ich kann das unmöglich kaufen.« Er legte es zurück. »Komm, lass uns gehen.«
    Es waren alle Kassen geöffnet, und obwohl die meisten einfach per Fingerabdruck zahlten, bildeten sich an allen Kassen lange Schlangen. Je länger sie warteten, desto unangenehmer wurde Brad die Vorstellung, den Laden ohne ein T-Shirt zu verlassen. Schließlich war es so unerträglich, ja richtiggehend schmerzhaft, mit leeren Händen dazustehen, dass er zurück an den Tisch mit den gelben T-Shirts eilte, sich eins schnappte und sich wieder zu Tiffany stellte.
    »Ich trag es halt nicht vor meinen Eltern«, sagte er.
    »Wahrscheinlich manipulieren sie uns über den Lifehook, dass wir die Dinger kaufen müssen«, meinte Tiffany.
    Sie lachten beide, aber als Brad wieder nach Hause kam, wurde er das Gefühl nicht los, dass an Tiffanys Vermutung etwas dran war. Was für eine blöde Idee, sich ein T-Shirt zu kaufen, um es heimlich zu tragen! Auf so etwas würde er nicht noch mal reinfallen, nahm er sich vor und versteckte die Tüte mit dem T-Shirt ganz hinten in seinem Kleiderschrank.

38

    Sie kamen am nächsten Tag zurück, nachmittags kurz nach drei. Serenity war schon vor Beginn der blinden Zeit unten in der Halle, sah zu, wie das Tor aufgefahren und das Besenauto bereit gemacht wurde. Sie fühlte sich wie eine schlechte Tochter, weil sie am Abend zuvor so hässlich über ihren Vater gedacht hatte, und wollte es wettmachen. Mom war auch schon da, wirkte angespannt.
    Zehn Minuten nach Anbruch der blinden Zeit kam der Geländewagen in Sicht. So müde, wie er über die felsige Ebene gerumpelt kam, war irgendwie gleich klar, dass es nicht geklappt hatte.
    Der Wagen rollte auf einen freien Platz, der Motor wurde abgestellt. Während das Besenauto losfuhr, stiegen sie aus. Sie hatten rot geränderte Augen, Schwitzflecken unter den Achseln und wirkten erschöpft.
    »Ich geh erst mal duschen«, brummte Russell, nickte Mom und Serenity nur kurz zu und setzte sich Richtung Treppe in Bewegung. Finn machte sich noch im Inneren des Wagens zu schaffen.
    Dad umarmte sie beide kurz, war aber nicht mit den Gedanken dabei. »Nichts zu machen«, sagte er leise.
    »Was hast du denn erwartet?«, fragte Mom,

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