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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sagen, dass Brad noch keinen Sex erlebt hatte, der so gut gewesen war wie dieser eine Kuss.
    Tiffany löste sich von ihm, hielt ihn auf Armlänge vor sich. »Verstehst du jetzt?«, fragte sie atemlos. »Verstehst du, warum ich das wollte?«
    Brad nickte, noch außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen. »Ja«, stieß er nur hervor. »Absolut.«

35

    Wieder ging ein Tag zu Ende. Serenity wusste nicht mehr genau, welches Datum man schrieb. Man verlor leicht das Zeitgefühl hier in Hide-Out.
    Irgendwie verliefen die Tage alle gleich. Mit viel Arbeit, und wenn sie keine Arbeit hatte, wusste sie auch nichts, mit sich anzufangen. Was denn auch? Sie konnte ja nirgends hin. Also hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, in der Küche und im Speisesaal herumzuhängen. Erst ein paar Stunden lang irgendwas lernen, um die Langeweile zu vertreiben, anschließend ein paar Stunden in der Küche helfen, um sich nützlich zu machen und unter Leuten zu sein: So brachte man die Tage auch herum.
    Abends kamen immer alle zusammen. Um sieben Uhr wurden auf dem großen Fernseher gemeinsam die Nachrichten geschaut, die man anschließend beim Essen diskutierte. Das war noch so ein Ablauf, der sich eingespielt hatte.
    Heute gab es Pizza. In der Backstube knallten die Ofentüren, wurden Bleche scheppernd vom Backofen in die Warmhaltezone verschoben. Es roch nach Hefeteig und Käse. Serenity hatte beim Salatmachen geholfen und war dabei mit Dylan Farrell ins Gespräch gekommen, der auch noch nicht lange in Hide-Out lebte. Serenity fand es spannend zu hören, wie er sich auf seiner Flucht vor dem FBI ohne Geld quer durch die Staaten geschlagen hatte.
    Pünktlich zu Beginn der Nachrichten waren endlich alle da. Die Meldungen waren das Übliche: Krise im Nahen Osten, erhöhte Arbeitslosenzahlen, Streit im Kongress. Serenity hörte kaum zu. Sie hatte Hunger und freute sich auf die Pizza.
    Dann kam eine Meldung, ein gewisser Chuck Brakeman sei zum neuen Stabschef des Weißen Hauses berufen worden. Worauf wie im Chor Dad, Russell, Kyle und noch ein paar Männer ausriefen: »Brakeman!«
    Serenity sah sich irritiert um.
    Finn fuchtelte mit den Händen. »Den Namen hab ich schon mal gehört ... «
    »Als wir in San Francisco waren«, rief Nick Giordano. »Da kam der gerade in den Nachrichten.«
    »Psst!«, machte Dad, und sie verstummten wieder.
    Auf dem Bildschirm sah man, wie ein blasser, schmalgesichtiger Mann um die vierzig an ein Rednerpult trat. Hinter ihm hing das Sternenbanner. Chuck Brakeman, neuer Stabschef des Weißen Hauses, bei seiner ersten Pressekonferenz, verriet ein eingeblendeter Schriftbalken.
    »Guten Tag, meine Damen und Herren«, begrüßte er die versammelten Journalisten. »Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen, von dem ich hoffe, dass Sie es so sachlich und unaufgeregt behandeln werden, wie es der Sache angemessen ist.« Er wirkte überhaupt nicht wie jemand, der seine erste Pressekonferenz abhielt. Im Gegenteil, er wirkte, als sei dergleichen völlige Routine für ihn. »Der Präsident hat beschlossen, sich einer Herzoperation zu unterziehen, zu der ihm seine Ärzte seit einiger Zeit raten. Konkret handelt es sich um die Einpflanzung einer neuen Herzklappe. Der Präsident wird sich hierzu für eine Woche nach Baltimore begeben, in das neue Herzzentrum des Johns Hopkins Hospitals. Während dieser Zeit wird der Vizepräsident die Amtsgeschäfte übernehmen. Er wird Ihnen gleich im Anschluss dazu ein paar Worte sagen.«
    Schnitt auf das markante Gesicht des Vizepräsidenten. Der erklärte, die Regierung werde unter seiner Leitung handlungsfähig und das Land voll verteidigungsbereit bleiben. »Wir werden alles tun, damit der Präsident vollständig genesen und bestens erholt zurückkommt«, sagte er. »In den kommenden Monaten warten große Herausforderungen auf uns. Da will ich mir keine Sorgen um seine Gesundheit machen müssen.«
    Dann kam noch der Präsident selber zu Wort. Der befand sich gerade auf einer Auslandsreise und trat unter dem regnerischen Himmel eines südamerikanischen Landes vor die Kameras der Presse. Er wirkte fit, locker und gut gelaunt und nicht im Mindesten wie jemand, der Herzprobleme hatte. »Ach«, meinte er leichthin, von einer Reporterin auf die bevorstehende Operation angesprochen, »ich denke, falls Jim nach dem Ende meiner Amtszeit selber für die Präsidentschaft kandidieren will, kann es nicht schaden, wenn er schon mal einen Vorgeschmack bekommt, worauf er sich da einlässt.«
    Die Umstehenden

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