Kohärenz 03 - Time*Out
darauf nur antworten. »Er macht es einfach.«
Kopfschütteln in der Runde. Grinsen. Gerunzelte Stirnen bei denen, die sich fragten, was das nun mit dem Thema des Abends zu tun haben sollte.
»Logischerweise hat der PentaByte-Man auf diese Weise im Lauf der Zeit enorme Datenmengen angesammelt«, fuhr Christopher fort. »Als ich das letzte Mal mit ihm darüber gesprochen habe, war er bei über zweihundert Terabyte. Das sind über zweihundert Millionen Megabyte. Wobei das schon eine ganze Weile her ist. Von solchen Daten muss man natürlich Backups haben, und zwar nicht nur auf eigenen Datenträgern, sondern auch off-site, wie man sagt, bei einem File Hoster.«
Er spürte, wie die Leute ungeduldig wurden. Zeit, dass er zum entscheidenden Punkt kam. Er erzählte von den Backups bei Cybershelter und dass die Firma in Konkurs gegangen war. Als er berichtete, wie der PentaByte-Man verfolgt worden war und dass man sein Haus ausgebombt hatte, hörten ihm alle wieder aufmerksam zu. Das war die Chance, sie auf seine Seite zu ziehen.
»Ich habe mir die Firma Cybershelter genauer angeschaut. Ich vermute, der PentaByte-Man hat sie deswegen gewählt, weil es bei ihr möglich war, seine Daten so zu verschlüsseln, dass nicht mal die Firma selbst darauf Zugriff hatte. Cybershelter hat seinen Kunden ein Upload-Programm mit einer AES-256-Verschlüsselung zur Verfügung gestellt, einem der modernsten Kryptosysteme überhaupt. Am interessantesten aber«, erklärte Christopher, »fand ich das Datum, an dem die Firma Konkurs angemeldet hat. Der elfte April. Mit anderen Worten, knapp anderthalb Wochen nach den Bombenanschlägen auf das Taylorsville Data Center in North Carolina, auf den Parasync-Serverpark in West Virginia und auf die Firmen Brown&Caper Back-up Services, SkySpace und Merlin DataSafe in New Jersey.«
»Nach den Anschlägen, die angeblich wir begangen haben sollen?«, rief jemand von Jeremiahs Leuten.
Christopher nickte. »Das hätte Zufall sein können«, sagte er. »Aber es hat mich veranlasst nachzusehen, was von der Firma Cybershelter noch übrig ist. Einen aktiven Server habe ich gefunden. Mehr hat es offenbar nie gegeben. Cybershelter hat gar keine eigenen Server unterhalten, sondern Speicherplatz bei großen File-Hosting-Dienstleistern angemietet. Unter anderem bei den genannten fünf Firmen.«
»Oha«, machte jemand.
Jeremiah Jones runzelte die Stirn. »Und wo ist da der Zusammenhang?«
»Das Ganze hat folgendermaßen funktioniert: Cybershelter hat die verschlüsselten Daten empfangen und paketweise auf die angemieteten Server weitergeleitet. Auf dem eigenen Rechner wurde nur eine Art Lagerliste verwaltet, um die Dateien wieder zusammensetzen zu können, wenn der Kunde sie anforderte. Das lief automatisch ab. Durch die Anschläge hatte Cybershelter aber alle Daten, die bei den fünf Firmen ausgelagert waren, verloren, was dazu geführt hat, dass massenhaft Kunden ihre Verträge kündigten und die Firma auf Schadensersatz verklagten. So blieb nur der Konkurs.«
Er blickte sich um. »So weit alles nachvollziehbar und unverdächtig. Aber dann habe ich mir die Datenbank genauer angesehen, mit der die Lagerorte der einzelnen Backup-Pakete verwaltet wurden.«
»Und?«, fragte Russel.
»Es gibt nur einen einzigen Kunden, dessen Datenpakete ausschließlich bei den fünf von den Anschlägen betroffenen Firmen gespeichert gewesen sind. Nur einen einzigen Kunden, der sämtliche Daten verloren hat. Es waren Daten im Umfang von zweimal zweihundertfünfzig Terabyte. Und der Accountname dieses Kunden lautete PentaByte-Man.«
»Und was bedeutet das?«
»Ganz einfach. Wenn die Kohärenz hinter diesen Anschlägen steckt, dann war die Auswahl der Ziele kein Zufall«, sagte Christopher. »Die Kohärenz hat es auf die Daten des PentaByte-Man abgesehen. Sie sind der Grund, warum sie ihn verfolgt. In seinen Daten muss irgendetwas sein, das sie für gefährlich hält. Das sie fürchtet.«
Einen Moment lang war es so still im Saal, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Dann rumpelte nebenan die Spülmaschine los: Das brach den Bann wieder.
»Interessant«, sagte Jeremiah Jones. »Versuch, darüber mehr herauszufinden. Das sollten wir im Auge behalten.«
»Das reicht nicht«, erwiderte Christopher. »Die Situation ist die, dass der PentaByte-Man mit seinem letzten verbliebenen Datenset auf der Flucht ist. Die Kohärenz ist hinter ihm her. Er ist ein Meister der Tarnung, trotzdem hat sie ihn schon mehrmals
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