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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nicht länger der vom Schicksal auserwählte Retter der Menschheit. Das ist er jetzt selber. Ich bin bloß noch der Schwarzmaler vom Dienst. Der Unkenrufer. Derjenige, der alles nur schlechtredet und alle demoralisieren will.«
    Serenity sah ihn unwillig an. Sie hatte sich gerade eben selber über ihren Vater geärgert, ja. Aber sie war seine Tochter. Sie durfte das. Es ärgerte sie, dass sich Christopher das Recht herausnahm, so über ihn zu reden. »Ich bin sicher, du hast das irgendwie missverstanden«, erklärte sie.
    »Schön wär's.« Christopher spähte den Gang hinab, holte tief Luft, sah sie an. »Ist dir überhaupt klar, was dein Vater vorhat?«
    Das versetzte Serenity einen Stich. Eben nicht. Das war es ja. »Er will den Präsidenten vor der Kohärenz bewahren.« Sie hob die Schultern. »Mehr weiß ich nicht.«
    »Er will das Mobilfunknetz von Cleveland lahmlegen, genau in dem Moment, in dem der Präsident das Krankenhaus betritt. Um damit alle Upgrader dort auszuschalten. Keine Upgrader, kein Chip für den Präsidenten.«
    Serenity hob die Schultern. »Klingt doch wie ein guter Plan.«
    »Klingt wie reiner Selbstmord. Es wird nicht klappen. So einfach lässt sich die Kohärenz nicht aufs Kreuz legen. Nicht in diesem Fall.«
    Serenity verstand nicht, was er meinte. Aber wenn sie ihrem Vater verübelte, dass er ihr nicht zuhörte, durfte sie nicht selber den gleichen Fehler machen.
    »Dann erklär mir, warum«, verlangte sie.
    Christopher rieb sich die Stirn. »Weil es im Grunde genommen scheißegal ist, ob die Kohärenz den Präsidenten jetzt übernimmt oder nicht. Bis zu den nächsten Wahlen wird mehr als die Hälfte aller Amerikaner einen Lifehook tragen. Dann kann die Kohärenz ins Amt befördern, wen sie will. Auf völlig demokratisch aussehende Weise, falls sie bis dahin auf so ein Theater noch Wert legt.« Er sah sie durchdringend an. »Verstehst du?«
    Serenity betrachtete das schmutzige Handtuch in ihren Händen, ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Bisher hatte Christopher immer recht behalten, jedes einzelne Mal.
    Sie nickte. »Okay. Was soll ich meinem Vater sagen?«

43

    Dad tauchte nicht auf, als die Nachrichten kamen, und zum Abendessen auch nicht. »Der arbeitet durch, glaube ich«, meinte Melanie. »Nick und Finn sind gegen halb sieben zurückgekommen, und jetzt hocken sie mit deinem Vater und ein paar Hide-Out-Leuten hinter verschlossenen Türen. Und du hast das Gefühl, es raucht durch die Ritzen.«
    Serenity lief eine Gänsehaut über den Rücken. Nach dem, was ihr Christopher erklärt hatte, beunruhigte es sie, das zu hören.
    Ihr war, als läge Unheil in der Luft.
    Als sei Christophers Auftrag dringlicher, als sie gedacht hatte.
    Deswegen beschloss sie nach dem Abendessen und dem Abräumen, vor Dads Zimmer auf ihn zu warten. Er war früh aufgestanden; irgendwann musste er schließlich mal schlafen.
    Die Erste, die einschlief, war allerdings Serenity selber: Auf der Türschwelle hockend, im Halbdunkel, in einer denkbar unbequemen Position. Sie wachte erst auf, als sie Schritte durch den Stollen hallen hörte, die näher kamen.
    Es war Dad. Endlich.
    »Was machst du denn hier?«, wollte er wissen. Er hatte tiefe Schatten unter den Augen, roch nach Schweiß und Öl.
    »Ich muss mit dir reden«, erwiderte Serenity und rappelte sich hoch.
    Er musterte sie mit einem eigentümlichen Blick. »Warum hast du nicht drinnen gewartet?« Er griff an ihr vorbei und öffnete die unverschlossene Tür.
    Weil es sich nicht gehört, dachte Serenity, aber das wollte sie jetzt nicht diskutieren. Sie musste sich auf das konzentrieren, worum es ging.
    Dads Zimmer war karg eingerichtet: ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl. Ein paar Haken, an denen seine Klamotten hingen. Im Grunde nicht anders als das Zelt, das er im Waldcamp bewohnt hatte.
    Serenity sah sich um und begriff erst in der Bewegung, dass sie nach Spuren weiblicher Anwesenheit suchte. Sie sah keine. Melanie und er hatten wohl tatsächlich Schluss gemacht.
    »Bitte«, sagte Dad und schob ihr den Stuhl hin. Er selber setzte sich aufs Bett. »Was ist los?«
    Serenity ließ sich auf den Stuhl sinken, holte tief Luft und sagte: »Ich habe von Christopher erfahren, was du vorhast. Und ich mache mir Sorgen deswegen.«
    Ihr Vater lächelte. Es war ein Lächeln, das Serenity an früher erinnerte, an einen Vater, der stets diskussionsbereit war und immer wollte, dass sie verstand, warum er etwas tat.
    »Gut«, meinte er. »Dann lass uns das

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