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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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aufgestöbert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn einholt und die Daten unwiederbringlich vernichtet. Wir müssen versuchen, ihm zu helfen, so schnell wie möglich. Am besten wäre es, wir würden ihn hierher ins Hide-Out holen, mitsamt seinen Daten.«
    Jeremiah Jones runzelte die Stirn. »Leicht gesagt. Aber wir wissen ja nicht mal, wo er ist. Wenn ich richtig verstanden habe, irgendwo in Europa. Auf einem anderen Kontinent. Wir haben keine Möglichkeit, dorthin zu gelangen.«
    »Na ja«, warf Clive Tucker ein. »Ein, zwei Leute könnten gehen. Mehr aber nicht.«
    Jeremiah Jones breitete die Hände aus. »Wir haben nicht die Zeit, und wir haben nicht die Kapazität. Wir müssen unsere Kräfte auf den wirkungsvollsten Punkt konzentrieren.« Er sah beschwörend in die Runde. »Lasst uns alle verstehen, worum es geht. Die Kohärenz schickt sich an, den amerikanischen Präsidenten in ihre Gewalt zu bekommen und damit endgültig die Macht zu ergreifen. Das wird in wenigen Tagen passieren – es sei denn, wir tun etwas dagegen. Und das können wir.«
    Christopher musterte die rund zwei Dutzend Gesichter im Raum. Seltsam – es war, als sei »Präsident« eine Art Zauberwort, das Augen glänzen und Köpfe zustimmend nicken ließ.
    »Nein«, widersprach er. »Die Machtübernahme ist der Lifehook. Der Präsident ist unwichtig.«
    »Ich fürchte, da täuschst du dich«, sagte Jeremiah Jones und trat in den Vordergrund, wie um zu signalisieren, dass Christophers Redezeit abgelaufen war. »Es ist genau umgekehrt. Wenn die Kohärenz den Präsidenten übernommen hat, kann sie zum Beispiel den Lifehook zum Gesetz machen und alle Bürger zwingen, ihn sich einpflanzen zu lassen. Und dann?«
    Es war eine rhetorische Frage. Nichts, was Christopher sagte, würde Serenitys Vater von seiner Meinung abbringen. Also setzte sich Christopher wieder und hörte zu, wie Jeremiah Jones die Details des Plans erläuterte.
    »Ihr seht«, fasste er am Schluss zusammen, »dass wir es mit einem relativ simplen Vorhaben zu tun haben. Wir haben Pläne der Mobilfunkanlagen und können Bomben bauen, die wie originale Bauteile aussehen. Wir haben Codes und Schlüssel, werden also problemlos Zugang bekommen, um sie anzubringen. Wir installieren Zündungen, die sich per Mobilfunk – durch Wählen einer bestimmten Nummer – auslösen lassen, was verlässlich funktionieren sollte. Alles, was wir dann noch zu tun haben, ist, auf die Ankunft des Präsidenten zu warten. Wir wissen genau, wann und wo er ankommen wird, weil wir den Ablaufplan besitzen, nach dem der Secret Service vorgehen wird. Und niemand ahnt, dass wir ihn haben. Optimale Voraussetzungen.«
    Christopher wurde mulmig. Alles, was Serenitys Vater vorgetragen hatte, klang gut durchdacht. Perfekt im Grunde.
    Zu perfekt.
    »Und nun überlegt gemeinsam mit mir, was passieren wird«, fuhr Jeremiah Jones fort. »Es werden an diesem Tag eine Menge Upgrader in Cleveland unterwegs sein, davon können wir ausgehen. Was wird geschehen, wenn plötzlich das gesamte Mobilfunknetz ausfällt?« Er machte eine kurze Pause, blickte von einem zum anderen. »Ja, genau. Sie werden alle das Bewusstsein verlieren. Sie werden, wo sie gerade gehen oder stehen, ohnmächtig zu Boden sinken. Das wird Aufsehen erregen. Unsere E-Mail hat zwei Milliarden Menschen erreicht. Wenn nur jeder Zehnte sie gelesen hat, wissen zweihundert Millionen Menschen Bescheid über die Kohärenz, die Upgrader, das Feld und so weiter. Noch gilt das alles als Verschwörungstheorie, aber wenn Hunderte von Leuten im selben Moment, in dem das Mobilfunknetz ausfällt, bewusstlos zusammenbrechen, wird man anfangen, anders darüber zu denken. Eine Menge Leute werden sich fragen, ob nicht doch etwas daran sein könnte. Der eine oder andere wird sich ein Kupfernetz besorgen und beginnen, seine Umgebung so zu testen, wie ich es in dem Artikel beschrieben habe. Und vor allem: Der Präsident wird ohne Chip abreisen. Wir werden den Plan der Kohärenz vereitelt haben.«
    Christopher fing einen Blick seines Vaters auf. Der verzog das Gesicht, hob hilflos die Schultern, schien die Zuversicht, die sich unter den anderen ausbreitete, nicht teilen zu können.
    Unwillkürlich sah sich Christopher nach Albert Burns um. Der hatte die Arme verschränkt und schaute genauso skeptisch drein.
    »Um es klar zu sagen«, beendete Jeremiah Jones sein Plädoyer, »ich erwarte von dieser Aktion einen entscheidenden Sieg gegen die Kohärenz. Ich glaube nicht, dass sie

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