Kohärenz 03 - Time*Out
gleich zusammenbricht; das nicht. Aber wir werden ihr einen empfindlichen Schlag versetzen. Vor allem, weil es uns damit gelingen sollte, die Öffentlichkeit wachzurütteln.«
Für die anschließende Diskussion überließ er Russel den Vorsitz. Doch keiner von denen, die sich zu Wort meldeten, stellte die Aktion als solche infrage. Im Grunde genommen wurden nur Details diskutiert, wobei Jeremiah Jones alle Fragen mit einer Gründlichkeit beantwortete, die selbst Christopher beeindruckte.
Schließlich meldete er sich doch noch einmal zu Wort. Zumindest sagen musste er, was er zu sagen hatte. »Was, wenn der Ablaufplan inzwischen geändert worden ist?«, fragte er. »Was, wenn jemand die Mobilfunkanlagen in Cleveland inspiziert? Was, wenn die Zugangscodes sicherheitshalber ausgetauscht werden? Was, wenn mobile Aggregate in Reserve stehen? Was, wenn –?«
»Was, wenn morgen die Welt untergeht?«, unterbrach ihn Jeremiah Jones. »Entschuldige, Christopher, aber dass eine solche Aktion grundsätzlich mit Risiken behaftet ist, ist uns, glaube ich, allen klar. Wir können nur versuchen, sie so weit wie möglich zu reduzieren. Ab da heißt es dann, Augen zu und durch. Und darauf vertrauen, dass das Schicksal auf unserer Seite ist.«
Die letzte Chance. »Ich glaube, dass der PentaByte-Man irgendwann, irgendwo etwas zu sehen bekommen hat, an das er sich selber wahrscheinlich nicht mehr erinnert, das aber von entscheidender Bedeutung ist«, sagte Christopher. »Doch auf seinen Videos muss es noch sein. Und aus irgendeinem Grund weiß die Kohärenz davon und verfolgt ihn. Ich glaube, dass unsere letzte Chance darin liegt, ihr in diesem Rennen zuvorzukommen.«
Serenitys Vater sah ihn an. »Christopher«, sagte er ernst. »Ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist: Sobald wir den Präsidenten gerettet haben, kümmern wir uns um dein Anliegen. Ganz bestimmt.« Er nickte, dann drehte er sich um. »Okay, Leute«, rief er in den Saal. »Ich glaube, wir haben alle Argumente gehört. Ich schlage vor, dass wir jetzt zur Abstimmung schreiten.«
Christopher, sein Vater und Albert Burns stimmten dagegen. Serenity und ihre Mutter enthielten sich der Stimme. Alle anderen stimmten dafür, Jeremiah Jones' Plan zu folgen.
46
Ausgerechnet Dylan Farrell! Der Sonnyboy, für den alle Frauen von Hide-Out schwärmten! Das war Christopher ausgesprochen unangenehm. Aber er hatte niemand anderen gefunden, der ihn so früh am Sonntagmorgen zu kutschieren bereit war, und Dylan hatte sich so bereitwillig, ja, geradezu begeistert angedient, dass er es schlecht hatte ausschlagen können.
Zu allem Überfluss war Dylan ein total sympathischer Typ. Christopher war eigentlich fest entschlossen, ihn blöd zu finden, doch das gelang ihm nicht. Immerhin, die Musik, die er hörte – schmalzige amerikanische Balladen mit mächtig viel Orchesterbegleitung –, war fraglos grauenhaft. Doch Dylan ließ sie nur als leises Hintergrundgedudel laufen, sodass sich schwer etwas dagegen sagen ließ.
Irgendwie schaffte es Dylan sogar, einem das Gefühl zu geben, ein geselliger, umgänglicher Mensch zu sein, ein sympathischer Zeitgenosse und rasend interessanter Gesprächspartner. Es war Christopher schleierhaft, wie er das anstellte, aber nach kaum einer halben Stunde unterhielten sie sich, als wären sie seit Jahren dicke Freunde.
Und aus den Storys, die Dylan über seine Flucht vor dem FBI quer durch Amerika erzählte und über seine vielen Versuche, mit Jeremiah Jones und seinen Freunden Kontakt aufzunehmen, hätte man eine ganze Filmreihe machen können.
Das brachte Christopher auf eine Idee.
»Sag mal«, forderte er Dylan auf, »angenommen, wir müssten alle Hide-Out verlassen und uns einen neuen Unterschlupf suchen – wie würden wir das am besten anstellen, deiner Meinung nach?«
Dylan lachte auf. »Machst du dir Sorgen? Ich nicht. Das mit Cleveland klappt, du wirst sehen. Weißt du, in der Zeit, in der ich beim FBI herumgeschnüffelt habe, habe ich eines gelernt: Man sollte die Polizei nicht überschätzen. Die meisten Verbrecher werden geschnappt, weil sie sich dämlich anstellen. Ich hab die Akte von einem Bankräuber in der Hand gehabt. Als er das Geld hatte, hat er seine Kundenkarte über den Tresen geschoben und verlangt, dass der Kassierer es auf sein Konto einzahlt ... «
»Nur mal angenommen«, beharrte Christopher. Das war jetzt wichtig. Er konnte Dylan das nur noch nicht sagen.
Immerhin, Dylan hörte auf, lustige Anekdoten zu erzählen,
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