Kohärenz 03 - Time*Out
weil gerade die nächste Message des PentaByte-Man eintraf. Sie lautete: FA23m7b01Xx9.
Das war der Public Key, mit dem Christopher nun die Datei verschlüsselte, in der er seine Theorie beschrieben hatte und auch, was er vorhatte.
Die Sicherheit des Verfahrens lag darin, dass der Private Key aus dem Public Key nicht ableitbar war, es sei denn mit riesigem Rechenaufwand. Selbst falls die NSA oder irgendein anderer Geheimdienst dieses Gespräch zwischen ihm und dem PentaByte-Man mithörte, würde es etliche Tage dauern, ehe sie die chiffrierte Datei, die Christopher nun auf die Reise durch das Netz schickte, entziffert haben würden.
Und in ein paar Tagen würde das, falls Christophers Plan funktionierte, keine Rolle mehr spielen.
Du könntest glatt recht haben, schrieb der PentaByte-Man zurück. Schick mir auch mal einen Key. Und hab ein bisschen Geduld.
Seinen eigenen Public Key hatte Christopher schon vorbereitet; er brauchte ihn nur aus einer Datei in die Message zu kopieren. Der zugehörige Private Key stand in einer anderen Datei, die er erst öffnen würde, wenn er wieder offline war. Sicherheitshalber.
Er schickte die Message ab. Dann hieß es warten. Er aß den Rest seines Burgers, der inzwischen kalt geworden war und nicht mehr besonders gut schmeckte. Dylan stand immer noch an der Theke und redete mit der jungen blonden Kassiererin, die gerade ziemlich wenig zu tun hatte.
Was man so reden nannte. Flirtete Dylan eigentlich mit jedem hübschen Mädchen, das ihm über den Weg lief? Sah ganz so aus.
Christopher schaute wieder auf den Bildschirm. Immer noch nichts. Er blickte aus dem Fenster, über den Parkplatz, dann zurück auf den Computer. Es fiel ihm schwer, sich in Geduld zu fassen, obwohl sie es eigentlich nicht eilig hatten. Heute war einer der seltenen Tage mit vielen blinden Zeiten. Sie konnten es sich fast aussuchen, wann sie wieder zurück sein wollten.
Endlich kam die Message.
O.K., fertig. Alles Weitere anbei. CU!
Gleich darauf meldete das Programm, dass der PentaByte-Man sich ausgeloggt habe.
Das tat Christopher jetzt auch. Er loggte sich aus, kappte die Internet-Verbindung und entschlüsselte dann die Datei, die der PentaByte-Man ihm geschickt hatte.
Er las, was der andere geschrieben hatte. Schluckte. Las es noch einmal.
Ganz gut, dass Dylan immer noch mit dem Mädchen an der Kasse flirtete. Er hätte bestimmt gefragt, was los war.
Und das war eine Frage, die zu beantworten, Christopher gerade absolut keine Lust gehabt hätte.
Er las die Datei ein letztes Mal, um sicher zu sein, dass er sich alles eingeprägt hatte, dann löschte er sie – natürlich so, dass sie nicht auffindbar, geschweige denn wiederherstellbar war – und schaltete den Computer aus. Dylan schäkerte immer noch herum. Das Mädchen lachte, dass man es durchs ganze Restaurant hörte. Ihr Tag war offenbar gerettet.
Schön für sie. Aber hatte Dylan auch mal einen Gedanken daran verschwendet, dass sie sich unter Garantie an ihn und Christopher erinnern würde?
Dylan fing seinen Blick auf und schien sofort zu kapieren, dass Christopher fertig war. Er verabschiedete sich und kam mit seinem Becher zurück an den Tisch geschlendert.
»Na?«, fragte er munter. »Alles klar?«
Christopher sah ihn ärgerlich an. »Geht's nicht noch auffälliger? Der bist du jetzt unvergesslich geworden, schätze ich.«
Dylan glitt gelassen auf seine Seite des Tischs. »Keep cool, man. Es wird sie niemand fragen. Und wenn, wird sie sich nur an zwei Studenten erinnern, die auf dem Weg nach LA. waren. An Alec und Steve.« Er grinste. »Steve bist du. Ich hab ihr erzählt, du studierst Informatik, musst dich aber ziemlich reinhängen, um mitzukommen. Deswegen hängst du die ganze Zeit über deiner verdammten Hausarbeit.«
Christopher starrte ihn an und stellte zu seiner Verblüffung fest, dass er auf einmal daran glaubte. Dieser Typ würde es schaffen, die Gruppe in Sicherheit zu bringen, egal wohin.
»Okay«, sagte er und schnappte den Laptop. »Lass uns aufbrechen. Ich würde gern ein Postamt finden. Ich muss noch einen Brief aufgeben.«
»Einen Brief?« Es klang fast entrüstet.
Christopher befühlte den Umschlag in seiner Hemdtasche. An dem Schreiben darin hatte er die halbe Nacht gefeilt.
»Ja, genau«, sagte er dann. »Einen guten, alten Brief.«
47
Clive Tucker stand im offenen Rolltor, als sie zurückkamen. Er rauchte eine Zigarette und winkte ihnen beim Hereinfahren zu. Zur Abwechslung trug er mal nicht einen seiner
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