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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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kein Glanz. Hinter ihnen, in weiter Entfernung, brach ein Gewitter los. Donnergrollen wurde hörbar. Der Himmel schäumte und tobte und stieß wütende Drohungen aus.
    Pooley verstand den Ruf, obwohl er die Sprache niemals zuvor vernommen hatte. »Vorwärts! Vorwärts, zum Eisernen Turm! Macht schnell, in den Zufluchtsort!«
    Die Hexen trieben die erschöpften Tiere unbarmherzig an, und die Sänger rechts und links der Wagen marschierten auf hölzernen Beinen weiter. Und Jim humpelte ihnen über die endlose Ebene hinterher, während der Wind immer stärker wurde und ihn heulend vorantrieb. »Weiter! Weiter! König Bran kommt!«
    Und dann brachen Blitze aus dem Herzen der dunklen, wogenden Wolken und versengten das Land, und der Donner klang laut wie die Hufe einer heranstürmenden Armee.
    »Beeilt euch! Zum Zufluchtsort!«
    Mit einem Mal ragte der Turm vor ihnen in den Himmel, und eine Zugbrücke fiel herab wie eine segensreiche Hand.
    Die Marschierenden nahmen ihre letzten Kräfte zusammen und rannten los. Eines der Pferde taumelte und brach tot an der Deichsel des führenden Wagens zusammen. Männer und Frauen zerrten es aus dem Weg, rollten den Kadaver beiseite und schoben den Wagen in Richtung der Zugbrücke. »Beeilung, um aller Götter willen, Beeilung!«
    Jim humpelte hinter ihnen her. Ein Wagen kippte um und verstreute seine schreckliche Fracht. Die Hexenfrauen ließen alles zurück und rannten schreiend weiter. Die Reiter rückten näher. Die Reiter des Königs Bran.
    Jim rannte los, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. Plötzlich hörte er, wie jemand seinen Namen rief. Ein Mann und eine Frau stemmten sich gegen den tosenden Sturm und schrien aus Leibeskräften: »Beeilung, Jim, hier entlang!«
    Pooley schirmte die Augen ab. »John!« ächzte er. »Jennifer! Ich komme!«
    Dann packten ihn Hände, zogen ihn zurück, weg von der Zugbrücke und dem Zugang, der Sicherheit versprach. »Halt, geh nicht hinein! Du darfst nicht dort hinein!«
    »Nimm den Flakon!« brüllte Paul Geronimo. »Öffne den Korken!«
    »Jetzt, rasch!« drängte sein Bruder Barry. »Nur du kannst es tun!«
    Jims Gehirn überschlug sich. Er war von Zweifeln zerrissen; Furcht und Unentschlossenheit schnürten ihm den Hals zu.
    Paul schob ihm den silbernen Flakon in die Hand. »Für den Professor! Mach es! Mach es jetzt! Öffne den verdammten Flakon!«
    Pooley starrte auf Omally, der in diesem Augenblick rückwärts im Eisernen Turm verschwand. Nur ein einziger Wagen hatte es geschafft; die anderen standen verlassen herum. Menschen schrien, alles floh, und der Wind nahm immer noch an Gewalt zu. Und dann waren die Reiter des Königs Bran über ihm. Die Zugbrücke wurde hochgezogen. Pooley riß den Korken vom Flakon.

Kapitel 40
     
    Ein Gesicht strahlte auf die Nation herab. »Wir berichten von den Londoner Olympischen Spielen.«
    Der Alte Pete schaltete den Fernseher ab. »Das ist nicht mehr das gleiche ohne Anne Diamond«, murrte er enttäuscht. Das Geräusch der knarrenden ledernen Briefkastenklappe erweckte seine Aufmerksamkeit. »Hallo«, sagte der Alte Pete. »Heute ist doch noch gar nicht Zahltag.« Auf der abstoßenden Fußmatte lag ein Umschlag aus silberner Folie.
     
    IHRE PERSÖNLICHE EINLADUNG
    ZU DEN OLYMPISCHEN SPIELEN
    VON BRENTFORD.
     
    »Goldstaub!« jubilierte der Alte Pete und preßte den Umschlag an die Lippen. »Reiner, dreißigkarätiger Goldstaub.«
     
    »Goldstaub«, sagte Inspektor Hovis. »Überall bei den Säulen, wo es Zwischenfälle gab. Letzte Nacht hing er sogar in der Luft. Ich habe ihn überall auf meinen Kleidern.«
    Rune saß über einer Schale tibetanischen Müslis. Die Kantine des Brentforder Kittchens war überfüllt mit bandagierten Konstablern, die über ihr Frühstück gebeugt saßen.
    »Die alte Suche der Alchimisten«, bemerkte Rune. »Reines Gold. Ein sehr machtvolles Instrument in jedermanns Händen.«
    »Wer auch immer hinter dieser Geschichte steckt, macht sich über mich lustig«, sagte Inspektor Hovis und wandte sich seinen Cornflakes zu. »Und das nehme ich sehr persönlich.«
    »Ich sage nicht gerne, daß ich Sie gleich gewarnt habe«, erwiderte Rune. »Nun ja, genaugenommen doch. Hab’ ich ja schließlich auch.«
    »Ein Bulldozer!« platzte es aus Hovis heraus, was dazu führte, daß der Magier mit halb verdauten Flakes aus goldenem Corn überschüttet wurde. »Ein Bulldozer, der es nicht schafft, durch einen einfachen Maschendrahtzaun zu brechen! Sechs Einsatzfahrzeuge, die nur

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