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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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»Stern« vorsichtig mit den Spitzen auf die Enden. »Voilà«, sagte er dann.
    Lukas griff wieder zu seinem Zeigestock. »Die Säulen werden fünfhundert Fuß hoch sein«, verkündete er stolz. »Der Verkehr wird direkt von der Great West Road in die Nord- und die Südsäule geleitet und vermittels eines Paternosters zu den Parkflächen unterhalb des Stadions geführt. Jedes Areal zwischen Sternspitze und zentraler Sphäre beherbergt ein komplettes Olympisches Dorf. Die Zentralsphäre ist das eigentliche Stadion mit einer Kapazität von fünfhunderttausend Sitzplätzen, Schwimmarena, Leichtathletikbahnen und allem, was man sonst noch so für eine Olympiade braucht.«
    »Langsam, langsam!« brauste Clyde Ffog auf. »Sie wollen dieses Ding allen Ernstes über Brentford aufstellen? Mal ganz abgesehen von den offensichtlichen Gefahren, wird die halbe Stadt in ewiger Dunkelheit versinken!«
    »Meinen Sie?« fragte Julian. »Sehen Sie sich das Modell einmal genauer an.«
    Clyde Ffog tat wie geheißen. Und fand zu seinem Erstaunen, daß der fünfzackige Stern keinerlei Schatten warf. »Der Stern wirft keinerlei Schatten!« rief er auch folgerichtig aus.
    »Das sein Haufen großer Medizin, alle Achtung!« erklärte Barry Geronimo.
    »Ein wissenschaftlicher Durchbruch«, erläuterte Lukas. »Die gesamte Oberseite des Stadions ist mit Solarzellen bedeckt. Diese absorbieren Licht und senden es durch ähnliche Zellen auf der Unterseite wieder aus. Tatsächlich wird das echte Stadion, sobald es einmal fertig ist, von unten buchstäblich unsichtbar sein. Es wird aussehen wie blauer Himmel.«
    »Wenn das nicht sein aus Lendenschurz gezaubert, dann Technologie Mirakel allererster Größenordnung«, sagte Barry und nickte respektvoll. »Nobelpreisverdächtiges Magie, wenn fragen Rotes Bruder.«
    »Dies ist nur das kleinste aller Wunder«, fuhr Lukas fort. »Sie erwähnten offensichtliche Gefahren, wenn ich mich nicht irre?«
    Clyde nickte heftig. »Was, wenn der ganze Kladderadatsch auf Brentford hinunterfällt? Und erzählen Sie mir nicht, daß Sie eine Konstruktion wie diese errichten können, ohne daß irgend etwas herunterfällt!«
    »Julian«, sagte Lukas.
    Julian griff in die Tasche und zog eine kleine schwarze Scheibe von der Größe eines alten Pennystücks heraus.
    »Das hier, Ladies und Gentlemen«, verkündete er, »ist ›Gravitit‹. Ein Polysilikat mit unerhört hohem Auftrieb, das des weiteren über ganz außergewöhnliche physikalische Eigenschaften verfügt.« Er hielt die Scheibe zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ sie dann los. Zum allgemeinen, sprachlosen und ungläubigen Erstaunen der versammelten Ratsmitglieder fiel sie nicht zu Boden, wie jeder vernünftige Mensch jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach angenommen hätte. Statt dessen blieb sie in der Luft, wo sie war, und trotzte damit allen Gesetzen der Natur. Oder zumindest einigen.
    »Das kein großer Haufen Medizin«, ächzte Barry Geronimo. »Das verdammt unmöglich!«
    »Nicht wirklich«, korrigierte ihn Julian Membrane. »Verstehen Sie, die Scheibe trotzt der Gravitation genaugenommen überhaupt nicht. Sie fällt dem Boden entgegen, aber sie fällt so langsam, daß die Bewegung kaum wahrnehmbar ist. Das Stadion ruht in Wirklichkeit nicht auf den Säulen, sondern wird von ihnen lediglich an Ort und Stelle gehalten. Während der zwei Monate oder so, die es in Benutzung sein wird, fällt es vielleicht zwei Zoll, mehr nicht.«
    Obwohl Clyde Ffog fast sicher war, daß es zu nichts führen würde, blieb er stur. »Was, wenn jemand während der Bauphase etwas fallen läßt? Einen Hammer? Nieten? Irgend jemand in Brentford findet den Tod, das ist so gut wie sicher!«
    »Nein, absolut nicht.« Julians Selbstgefälligkeit wurde rundweg unerträglich. »Gravitit besitzt, wie ich bereits erwähnte, eine Reihe weiterer erstaunlicher physikalischer Eigenschaften. Seine Molekularstruktur beispielsweise ist derart, daß man zwei Stücke nur gegeneinander drücken muß, um sie untrennbar zu verbinden. Keine Nieten, keine sichtbaren Schweißnähte, kein Hämmern. Die verschiedenen Abschnitte des Stadions werden an einem anderen Ort konstruiert, mit Hilfe von Luftschiffen an Ort und Stelle geschleppt und während der Nacht zusammengesetzt.«
    Ratsmitglied Ffog wußte, wann er der Geleckte war. (Und zu besonderen Gelegenheiten genoß er es sogar ganz außerordentlich.) Die ganze Geschichte klang auf das Äußerste phantastisch. Wie reinste Science Fiction,

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