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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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besitze.«
    »Das nehme ich mir sowieso.«
    »Warum wollen Sie mich denn umbringen?« heulte Jim los. »Ich habe niemandem etwas getan!«
    »Hier herüber.«
    Pooley ließ den Kopf hängen und ging dort herüber.
    Die beiden bahnten sich ihren Weg durch das malerische Dorf aus Wellblechhütten, zwischen sorgfältig gepflegten Parzellen und wild wuchernden Wiesen hindurch. Nicht ein einziger Schrebergärtner war zu sehen.
    »Halt.«
    »Muß ich?«
    Der abgerissene Bursche zückte seinen Revolver und drückte Pooley die Mündung ins Genick. »Zeit für ein letztes Gebet.«
    Jim wirbelte herum. Er verspürte nacktestes Entsetzen, doch die Panik hatte ihn nicht seiner Geistesgegenwart beraubt.
    »Jetzt warten Sie mal!« sagte er. »Jeder zum Tode Verurteilte hat das Recht auf einen letzten Wunsch. Das weiß jedes Kind.«
    »Na, dann schieß mal los.«
    Jim sank auf die Knie. »Töten Sie mich bitte nicht!« flehte er.
    »Bitte abgelehnt.« Die Waffe hob sich und verharrte an einer Stelle genau zwischen Pooleys Augen.
    »Achtung, hinter Ihnen«, kreischte er. Im Film hatte dieser Trick immer funktioniert. Nun ja, wenigstens meistens.
    Diesmal nicht.
    »Denkste.«
    Jim sah das Schwarz unter dem Zeigefingernagel, als dieser sich langsam um den Abzug krümmte. Es gab einen lauten Knall, und dann wurde die Welt sehr, sehr schwarz.
     
    Omally stand über dem gefallenen Paar, den Spaten noch in der Hand.
    »Hoch mit dir, Jim!« rief er. »Der Fliegende Schwan macht gleich auf.«
    Pooley erwachte aus seinem Alptraum und schlug die Augen auf. Vor sich sah er noch immer das Gesicht seines Möchtegern-Meuchelmörders: Stoppelkinn, Sommersprossen, schlechter Atem und alles.
    »Aaaaaagh!« machte Jim und wollte sich seitlich kriechend aus dem Staub machen. »Aaaaaagh! Und Hilfe!«
    »Du hattest Glück, daß ich euch an meiner Hütte vorbeigehen gesehen habe«, sagte John und bückte sich nach dem zu Boden gefallenen Revolver. »Dieser Mistkerl hätte dich erledigt.«
    Pooley mühte sich auf die zitternden Beine.
    »Was hat das alles überhaupt zu bedeuten?« murmelte er und tastete seinen Körper nach Einschußlöchern ab. »Schließlich habe ich keiner Menschenseele etwas getan!«
    »Ich schätze, Bob der Buchmacher ist da ganz anderer Ansicht.«
    »Wer? Was?« Die plötzliche Erkenntnis überflutete Pooleys Synapsen. »Das ist also der Grund, aus dem du mich die Wette hast plazieren lassen! Du wußtest, daß er so etwas versuchen würde!«
    »Komm schon, Jim, du kannst nicht mir die Schuld für deine mangelnde Voraussicht geben! Du bist das Opfer deiner eigenen Habsucht! Ich habe dir das Leben gerettet, oder vielleicht nicht?«
    »Du bist schuld, daß es überhaupt in Gefahr gekommen ist!«
    »Ich hätte bestimmt nicht zugelassen, daß dir etwas geschieht.«
    »Ich habe ein schwaches Herz.« Pooley deutete auf die falsche Seite seiner Brust. »Ein Schock wie dieser hätte mich umbringen können.«
    »Du wirst es überleben.«
    »Gib mir den Revolver. Ich will diesen Drecksack erledigen.«
    »Wie du meinst, Jim.« Omally reichte seinem Kumpan die Waffe. »Aber es wird dir nicht gelingen.«
    Pooley wirbelte den Revolver um den Zeigefinger. Wut und Rachsucht verliehen ihm unerwartete Geschicklichkeit.
    Er kramte in seiner Brusttasche nach einem Zigarillo und fragte sich, wo er in der kurzen Zeit einen Poncho und einen Cowboyhut herholen sollte. »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?« erkundigte er sich.
    »Weil«, antwortete John, »weil der Revolver unecht ist. Eine Replik.«
    »Was?«
    »Er wollte dich nur erschrecken. Du solltest den Wettschein herausrücken. Bob hat nicht den Nerv, einen richtigen Killer auf dich anzusetzen. Wir sind hier in Brentford, Jim, und nicht in Chicago in den Wilden Zwanzigern.«
    »Ich bin mir da gar nicht so sicher. Bob ist ein verdammt schlechter Verlierer, das weiß jeder.«
    »W-w-wo bin ich?« stöhnte eine abgerissene Gestalt am Boden.
    »Er ist noch nicht ganz tot«, sagte Jim. »Vielleicht kann ich ihm ein paar Tritte versetzen? Um ihm auf den Weg zu helfen, wenn du verstehst, was ich meine?«
    »Wenn du glaubst, daß das nötig ist«, erwiderte John. »Obwohl so etwas nicht in deiner Natur liegt.«
    Pooley warf den falschen Revolver in eine nahebei stehende Regentonne. Dann kam ihm ein Gedanke, und er zog dem abgerissenen Kerl die Stiefel aus, um sie hinterherzuwerfen. »Liegt es nicht«, gestand er.
    »Komm, wir gehen in den Fliegenden Schwan«, schlug John vor. »Ich lade dich zu einem

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