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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Brentforder Konstablerei entfernt, und so schien es offensichtlich, daß die Grüne Minna bald auf der Bildfläche erscheinen würde. Und richtig, kaum war die Frühstückspause zu Ende, kletterten die ritterlichen Jungs von der ordnungshütenden Fakultät in ihre bereitstehenden Einsatzwagen, schalteten die Martinshörner auf Heulen und die Blaulichter auf Blitzen und warteten ungeduldig in der Ausfahrt ihres Wagenparks, bis der stockende Verkehr auf der Straße ein Einfädeln erlaubte.
    Kurz nach zehn erschien Inspektor Hovis auf der Bildfläche. Er betrat das Büro des Brentforder Merkur durch den Hintereingang, stieß den schnatternden Herausgeber vom Fenster weg und wandte sich mit Hilfe eines mächtigen Megaphons an die Menge.
    Seine Ansprache war kurz und präzise. Er informierte die Wartenden, daß ein Modell des Olympischen Stadions zusammen mit allen Plänen und Spezifikationen noch am gleichen Nachmittag in der Stadthalle zu besichtigen sein würde, und zwar ab zwei Uhr. Er erwähnte etwas von ausziehbaren Schlagstöcken und Polizeischilden, Tränengaskanistern, Gummigeschossen und Polizisten zu Pferde und erzählte dann von den harten Strafen, die Aufwieglern und Unruhestiftern und ganz generell allen drohten, die sich in ungesetzlichen Versammlungen trafen. Am Ende, nur zur Sicherheit, verlas er die Notstandsgesetze.
    Alles in allem stellte sich seine Vorgehensweise in dieser besonderen Situation als recht erfolgreich heraus. Die tapferen Brentforder, denen solche Dinge völlig fremd waren, hingen an den Lippen des Mannes von Scotland Yard, durchdachten die Weisheit, die in seinen Worten lag, überflogen die Hundertschaften von Bereitschaftspolizei, die wie aus dem Nichts zu allen Seiten materialisiert waren, und entschuldigten sich schließlich mit »dringenden Einkäufen bei Pesco oder Safeway« bei ihren Kameraden.
    Inspektor Hovis gesellte sich mit einem Glas Fleet Street Comfort zu dem geschlagenen Herausgeber. »Ich werde ein wachsames Auge auf Sie werfen, mein Bester«, sagte er zu dem immer noch stammelnden menschlichen Herausgeberwrack. »Und ich werde ganz gewiß kein Auge zukneifen, wenn ich auch nur eine einzige Schlagzeile in der Art: SCHIESSWÜTIGER INSPEKTOR HETZT POLIZEITRUPPEN AUF HARMLOSE SAMSTAGSEINKÄUFER lesen muß.«
    Der Herausgeber kippte sich einen Dreifachen hinter die Binde. »Ich dachte eigentlich eher an: TAPFERER INSPEKTOR BÄNDIGT WÜTENDEN MOB.«
    »Recht so«, meinte Inspektor Hovis. »Sie werden ein Photo von mir für die Titelseite benötigen. Ich werde Ihnen einen meiner Beamten mit einem Dutzend Hochglanzabzüge im Postkartenformat schicken.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, danke sehr«, sagte der Herausgeber des Brentforder Merkur.

Kapitel 13
     
    Jim Pooley saß auf seiner Lieblingsbank vor der Memorial-Bücherei. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und die Beine lang von sich gestreckt, und auf seinen Knien ruhte die Olympische Sonderausgabe des Brentforder Merkur. Er pfiff leise vor sich hin, entweder ›Money Makes the World Go Round‹ oder sonst einen alten Abba-Hit, doch sein Pfeifen wurde ständig von beglückten Seufzern oder unterdrücktem Kichern unterbrochen. Alle paar Minuten streckte er die Arme mit geballten Fäusten in den Himmel wie ein Wembley-Cup-Spieler, der soeben das Siegtor im gegnerischen Netz versenkt hat. In Jims Himmel schien ohne Zweifel die Sonne, und er sah aus wie ein Mann, der mit sich und der Welt zufrieden ist.
    Doch der Eindruck täuschte. Jim hatte nicht wenig Schwierigkeiten, mit seinem Glück zu Rande zu kommen. In einem Zeitraum von weniger als vierundzwanzig Stunden war er aus den Reihen der Namenlosen in die der potentiellen Millionäre aufgestiegen. Auf eine seltsame Art und Weise ärgerte er sich fast darüber. Hauptsächlich deswegen, weil er den neuen Reichtum nicht seiner eigenen Leistung verdankte. Jahr um Jahr hatte er sein Geld zum Buchmacher getragen, hatte Strategie um Strategie und System um System ausprobiert und nie gewonnen. Und dann war Omally dahergekommen, der, soweit Jim wußte, noch nie im Leben eine Wette abgeschlossen hatte, und das nächste, was man wußte: Heureka! Shazam! Bingo! Und so weiter.
    Doch es war nicht allein das.
    Hinzu kam Johns bemerkenswerte und völlig uncharakteristische Selbstlosigkeit, Jim zu erlauben, daß er die Wette in seinem eigenen Namen plazierte — und das, obwohl John gewußt hatte, daß es eine todsichere Sache war. Wirklich höchst merkwürdig.
    Und so saß

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