Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
und auf seltsam altmodische Weise mit Siegelwachs verschlossen. Es gab keinerlei Begleitschreiben, keine Karte, die Glückwünsche zum Ausdruck brachte oder zu einem falschen Geburtstag gratulierte.
    »Wie eigenartig«, murmelte der Sohn Irlands.
    Er hob das Paket auf und wog es in den Händen. Es maß vielleicht zwölf Zoll im Quadrat und war nicht außergewöhnlich schwer. Omally schüttelte es, und im Innern hörte er ein Rappeln. Also stellte er es wieder auf der Tischplatte ab, um den Inhalt nicht versehentlich zu beschädigen. »Jedenfalls ist es kein Mikrowellenherd«, murmelte er und machte sich auf die Suche nach einem sauberen Messer, mit dem er die Kordel durchtrennen konnte. Da aber kein sauberes Messer in Reichweite war, ging er zurück zu seiner Jacke, wo er sein Schweizer Armeemesser aufbewahrte. Er kehrte zum Küchentisch zurück und wählte eine Klinge, die der Aufgabe gewachsen schien.
    Als er das Paket wieder ansah, bemerkte er ein eigenartiges Phänomen. Es schien ein wenig größer als noch Augenblicke zuvor. John hob es hoch. Schwerer war es auch geworden. John schüttelte den lockigen Kopf. Nevilles Privatbestände besaßen offensichtlich einige ganz besondere, verborgene Qualitäten. Er würde die geschenkte Flasche für eine spezielle Gelegenheit aufbewahren.
    John schnitt die Kordeln durch und schlug das Packpapier beiseite, das den Inhalt in üppigen Lagen umgab. Er griff in die Mitte, um seine Beute herauszuheben, und fand sich zu seiner Überraschung und einem nicht geringen Anflug von Ärger mit einer weiteren Lage Verpackungsmaterial konfrontiert. John warf die erste Verpackung achtlos zu Boden und untersuchte die zweite. Sie war nicht länger quadratisch, sondern mehr tetraedrisch. Und … das Paket war größer!
    Omally kratzte sich am Kopf. Das war einmal ein guter Trick!
    Er hob das Paket an. Es war schon wieder schwerer geworden. Wirklich ein verdammt guter Trick!
    Mit erneuter Vehemenz fiel er über die Verpackung her, durchschnitt Kordeln, riß Papier ab. Die Packung ließ sich bereitwillig öffnen, ja sie schien fast abzuspringen!
    Und darunter kam ein weiteres gut verpacktes Paket zum Vorschein, diesmal deutlich erkennbar pyramidal, sorgsam eingewickelt und verschnürt und wenigstens doppelt so groß wie das ursprüngliche Paket.
    Allmählich kam John ins Schwitzen. Er klappte die Klinge seines Armeemessers ein und riß mit bloßen Händen an der Verpackung. Große Mengen Papier segelten raschelnd durch die Luft und bedeckten bald den gesamten Küchenboden.
    Der ausgepackte Zylinder war fast so groß wie der gesamte Küchentisch, und Omally stand knietief in Papier. Und das Paket war inzwischen so schwer, daß er es nicht mehr heben konnte.
    »Vielleicht ist es ein AGA?« mutmaßte er und wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Na ja, wir werden ja sehen.«
    Wie ein Besessener riß er Packpapier weg, enthüllte Form auf Form, jede größer und schwerer als die vorhergehende. Plötzlich gab der Küchentisch unter gewaltigem Krachen nach. Die wurmstichigen Beine hatten das Gewicht nicht mehr tragen können. Omally stolperte zur Seite und versank in einem Berg von Papier, und das gewaltige Paket prallte mit einem Donnerschlag zu Boden.
    Etwa um diese Zeit verspürte er ein erstes leises Zweifeln an der Weisheit seines Tuns. Das gewaltige Paket blockierte wirkungsvoll die Küchentür. John erhob sich aus seinem bunten Papiernest und bemühte sich, wieder halbwegs zu Atem zu kommen. Er machte sich daran, das Paket von der Tür wegzuschieben — ohne Erfolg. Das einzige Ergebnis waren weitere Lagen abgerissenes Papier.
    Das Paket platzte unter dem Geräusch lauten Reißens auseinander, und inzwischen konnte man deutlich sehen, wie es wuchs.
    John drückte sich an eine Wand. Er saß in der Falle, und nicht nur das, er schwebte in ernster Gefahr. Die Tür war vollständig blockiert, das Küchenfenster viel zu eng, um sich nach draußen zu quetschen, und eine weitere Reihe reißender Geräusche informierte ihn, daß das Paket mit seiner ungehörigen Sucht nach Expansion noch lange nicht an einem Ende angelangt war.
    Mit einem Peitschenknall platzte das stabile Seil, das die gegenwärtige Kiste der Pandora verschlossen gehalten hatte, und streifte Omally schmerzhaft im Gesicht.
    Der unermüdliche Sohn der grünen Insel spuckte Blut und wandte sich zur Flucht. John verspürte nicht mehr den leisesten Wunsch, die ›Kiste‹ weiter auszupacken.
    Das Paket wölbte sich in den unteren

Weitere Kostenlose Bücher