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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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über den kurzen Kiesweg zur Tür, um zu klopfen. Alles sah ganz genauso aus wie immer.
    Der Porsche stand in der Garage, die Lichter im Erdgeschoß brannten. Bald nach seinem Klopfen ertönten im Innern Geräusche, Schritte näherten sich über Parkettboden, und Riegel wurden zurückgeschoben.
    Die Eingangstür öffnete sich mit vorgelegter Sicherheitskette, und Jennifer blickte kühl, gepflegt und gefaßt auf ihren Besucher.
    »John Omally«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Ich habe dich bereits erwartet. Komm herein.«
    Ach, tatsächlich, dachte Omally, während sie die Kette löste und die Tür ganz öffnete. »Ich habe dir ein paar Blumen mitgebracht.«
    Jennifer nahm die Lilien und blickte sie voller Mitleid an.
    »Sie sterben«, sagte sie. »Wie traurig.«
    Das war eine völlig unerwartete weibliche Reaktion auf ein Blumengeschenk und außerdem eine, die für Omallys reichen Schatz an Erfahrung völlig neu war.
    Omally trat ein, und sie schloß hinter ihm die Tür. »Du siehst aus, als könntest du einen Drink vertragen«, sagte sie. Sie legte die Blumen vorsichtig auf den kleinen Tisch in der Diele und führte John ins Wohnzimmer.
    Er folgte ihr mit einem Gefühl der Beklommenheit und musterte aufmerksam seine Umgebung. Als er keines der mörderischen Pakete entdecken konnte, atmete er innerlich auf.
    Doch er fand keine Ruhe. Irgend etwas war ganz und gar falsch, obwohl John nicht sagen konnte, was es war.
    »Setz dich.«
    Omally nahm Platz. Er beobachtete Jennifer aus den Augenwinkeln. Sie schien einige Schwierigkeiten zu haben, ihre Hausbar zu finden. Sie öffnete die Türen des Fernsehschranks und schüttelte ihren wunderschönen Kopf.
    »Alles in Ordnung?« erkundigte sich Omally. »Kann ich dir vielleicht helfen?«
    Jennifer wirbelte unnatürlich schnell zu ihm herum. »Schon gut, alles ist genau so, wie es sein sollte«, sagte sie mit eisiger Stimme.
    »Du scheinst ein wenig, nun, verwirrt zu sein.«
    Jennifer Naylor lächelte breit, doch es war ein Lächeln ohne jede Wärme.
    »Ich bin nur ein wenig müde, vielleicht würdest du dich selbst bedienen …?«
    »Aber selbstverständlich. Wie unhöflich von mir!«
    Omally stand auf und ging zum Barschrank. Langsam und zielgerichtet nahm er eine Flasche Whisky und zwei Gläser heraus. Jennifer stand wie eine Statue mitten im Zimmer und starrte ins Leere. John gefiel es nicht, wie sie aussah.
    Sie befand sich in einem Schockzustand, das war mehr als wahrscheinlich. Was immer sie im Gasometer gesehen hatte, es hatte ihren brillanten Verstand aus der Fassung gebracht. Er würde sehr behutsam zu Werke gehen müssen.
    John schenkte zwei doppelte Gläser Scotch aus und fügte Eis hinzu. »Hier, bitte sehr«, sagte er und näherte sich ihr vorsichtig. »Ein Goldener on the Rocks.«
    Jennifer nahm ihr Glas und starrte hinein. Sie klapperte mit den Eiswürfeln. »Was willst du hier?« erkundigte sie sich.
    »Ein Freundschaftsbesuch, weiter nichts«, log John. »Es ist schon eine Weile her, daß wir uns das letzte Mal gesehen haben. Komm, setz dich zu mir auf das Sofa.«
    Er nahm sie sanft beim Arm, doch sie entzog sich seinem Griff und blieb stehen, wo sie war.
    »Na schön, wie du meinst.«
    John setzte sich vor ihr in einen Sessel und nippte an seinem Drink.
    »Glaubst du an Gott?« fragte Jennifer unvermittelt.
    Omally starrte sie über sein Glas hinweg an. Ihre smaragdfarbenen Augen hielten seinen Blick gefangen. »Ich bin von Geburt Katholik«, sagte er langsam.
    »Du bist von Geburt aus gar nichts, außer Mensch. Bitte beantworte meine Frage.«
    John nippte erneut an seinem Glas.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Weil ich es wissen will.«
    »Dann muß ich in aller Offenheit gestehen, daß ich es nicht genau weiß.«
    »Was weißt du nicht? Ob es einen göttlichen Schöpfer gibt?«
    »Es gibt viele Religionen, und jede von ihnen nimmt für sich in Anspruch, die einzig wahre zu sein. Ich wurde im Geiste einer dieser Religionen aufgezogen, ihr zu folgen, ohne Fragen zu stellen. Aber ich stellte Fragen, und niemand war imstande, mir befriedigende Antworten zu liefern. Ich weiß es nicht.«
    »Dir mangelt es an Wissen.«
    »Wie uns allen, fürchte ich. Ich existiere, dessen bin ich mir relativ sicher. Du existierst ebenfalls, denn all meine Sinne informieren mich über diese Tatsache. Was darüber hinausgeht, daran sind größere Geister als der meine gescheitert.«
    »Geister von Menschen«, sagte Jennifer verächtlich. »Beschränkte, erbarmungswürdige

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