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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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den Sattel und radelte auf der Suche nach einem Eingang am Zaun entlang. Er war noch keine hundert Yards weit gekommen, als er Jennifers Porsche erspähte. Er stand geparkt im Schatten des Gasometers hinter dem Zaun. Die Fahrertür stand weit offen, und von Jennifer war keine Spur zu sehen.
    Omally geriet in Hektik. Er strampelte wie wild, weiter und weiter. Der Zaun schien kein Ende zu nehmen. Nirgendwo war ein Eingang zu sehen. Innerhalb weniger Minuten war Omally wieder an der Stelle angelangt, wo er angefangen hatte.
    »Das ist eigenartig«, brummte er atemlos. »Ich kann nicht sagen, daß es mir auch nur eine Spur gefällt.«
    Er spitzte die Ohren, doch die Nacht ringsum war still, schwarz und dunkel. Logik und Vernunft traten ihm vereint entgegen: Wenn der Porsche hineingekommen ist, dann muß es auch einen Eingang geben. Das war jedoch auch schon alles, was sich Logik und Vernunft zu dieser Sache beizutragen bereit fanden.
    »Verdammt!« fluchte John. »Verdammt und zugenäht!«
    Nun gibt es meist mehrere Wege, einer Katze das Fell über die Ohren zu ziehen — nicht, daß John je irgendeine einigermaßen befriedigende Technik gesehen hätte —, doch aus dieser Erfahrung folgte auch, daß es mehr als eine Möglichkeit gab, einen fünfzehn Fuß hohen elektrischen Zaun zu überwinden. Omally machte sich auf der Stelle an die Formulierung und Ausführung eines Plans, der so vollkommen undurchführbar und unwahrscheinlich klang, daß allein die Schilderung die Glaubwürdigkeit des Autors bis an die Grenzen strapaziert hätte. Und so muß Omallys Plan, wie er den elektrischen Zaun überwand, mit Rücksicht auf die Nerven des Lesers, Übersetzers und Lektors ungeschildert bleiben. 15
    Auf der anderen Seite des Zauns ließ er sich fallen und steckte die Fahrradpumpe wieder weg. Sodann huschte er in der Art der vielgepriesenen SAS oder GSG 9 oder was weiß ich nicht alles von Deckung zu Deckung und von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt vor. Er kroch hinter Jennifers Porsche und spähte hinein. Der Wagen war leer. Omally schlich um die Gebäude, peilte in Fenster und durch Schlüssellöcher. Nichts. Nirgendwo. Auf tauben Beinen näherte er sich schließlich dem Gasometer. Vor ihm ragte der weite Zylinder aus viktorianischem Gußeisen in die Höhe, das berühmteste Wahrzeichen Brentfords.
    John war dem Gasometer noch nie so nah gewesen, und ihm war niemals bewußt geworden, wie groß er tatsächlich war. Das Ding war gewaltig. Eine eiserne Treppe führte an der Seite zu Laufstegen und Galerien hinauf, die den gesamten Gasometer umrundeten.
    John fiel nichts anderes ein, als hinaufzuklettern und einen Blick in die Umgebung zu werfen. Vielleicht fand sich alles andere danach. Er packte das Geländer und erfuhr fast im gleichen Augenblick die Irrungen seines Tuns. Wenn der Zaun heiß gewesen war, dann war das Geländer kalt. So unwahrscheinlich kalt, daß er fast kleben geblieben wäre.
    Omally zuckte schmerzerfüllt zurück und blies warme Luft auf die schockgefrosteten Finger. Er wußte, daß sich ausdehnende Gase kalt wurden, aber das hier war unglaublich. Irgend etwas ganz, ganz Merkwürdiges war hier im Gange, und er steckte bis zum Hals darin.
    John schätzte, daß seine patentierten Doctor-Martens-Luftsohlen die Kälte für einige Zeit abhalten würden, und so steckte er die Hände in die Taschen und trat vorsichtig auf die unterste Stufe.
    Er erreichte die erste Galerie und huschte flink weiter, während er die Gegend unten am Boden absuchte und die Augen angesichts möglicher Schwierigkeiten offenhielt. Alles lag still, dunkel und unergründlich unter ihm. Schwer atmend näherte er sich der zweiten Treppe. Plötzlich und ohne jede Vorwarnung (aber ist das nicht immer so?) erklang unter ihm ein polterndes Geräusch, das Knirschen von Zahnrädern und das Kreischen von Eisen auf Eisen.
    Omally drückte sich eng gegen die eiserne Wand und fluchte lästerlich, als er mit den Händen das arktische Metall berührte. Unter ihm glitt ein großer Ausschnitt des Gasometers beiseite. Grelles weißes Licht drang aus dem Innern nach draußen. Omally beugte sich vor, um einen Blick auf das Geschehen zu werfen, und trennte sich unfreiwillig von einem Büschel angefrorener Haare, die wie eine indianische Trophäe an der Gasometerwand zurückblieben. Unten verließ eine einzelne Gestalt die eiserne Festung und stapfte nach vorn in Johns Blickwinkel. Es war niemand anderes als Jennifer Naylor.
    Omally beobachtete, wie sie zu ihrem

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