Kohl des Zorns
Stuhl zurück.
»Die Spiele«, sagte Kaleton. »Das Stadion und die Olympischen Spiele sollen mein Epitaph werden. Ich werde vielleicht nicht lange genug leben, um sie zu sehen, doch durch sie werde ich unsterblich sein.«
»Posthumer Ruhm für jemanden, der seine Identität nicht der Öffentlichkeit preisgeben will? Wie stellen Sie sich das vor?«
»›Ihr werdet Sie an ihren Taten erkennen.‹«
»Aber zu welchem Preis?«
»Preis?«
»Es hat bereits Tote gegeben! Ich denke, Sie sind dafür verantwortlich.«
Aus Kaletons Mund kamen Geräusche, die der Professor mit Müh und Not als spöttisches Gelächter identifizierte. »Niemand ist gestorben, Professor«, krächzte er. »Sind Sie tatsächlich so leicht hinters Licht zu führen?«
»Nicht so leicht, wie Sie vielleicht glauben.«
»Holographische Bilder als Sicherheitssystem. Wachhunde ohne Zähne und Substanz, heraufbeschworen aus dem Unterbewußtsein der unbefugten Eindringlinge. Sehr wirkungsvoll, meinen Sie nicht auch?«
»Die Chimäre auf dem Kahn und der Greif von Griffin Island?«
»Fortgeschrittene optische Täuschungen, weiter nichts.«
»Das kaufe ich Ihnen nicht ab, Kaleton.« Professor Slocombe griff unter seinen Schreibtisch und brachte Pooleys Paket zum Vorschein. »Was ist das hier?«
»Also schön«, gestand Kaleton. »Der Bau des Stadions ist zu wichtig, als daß ich eine Unterbrechung durch sich einmischende Taugenichtse dulden könnte.«
»So einfach ist das also? Sie sind bereit zu töten, um Ihre Interessen durchzusetzen. Um Ihre Unsterblichkeit zu gewährleisten.«
»Jeden Tag sterben Menschen. Menschen ohne Visionen, Menschen ohne jeden Wert. Mein Genius wird Generationen befruchten.«
»Größenwahn. Sie sind nicht nur körperlich krank, sondern auch im Kopf.«
»Wenn Sie nicht für mich sind, sind Sie gegen mich!«
»Dann bin ich eben gegen Sie, mit Geist und Körper. Ich verstehe ihre wirklichen Motive nicht ganz, doch ich vermute, daß sie alles andere als ein Segen für die Menschheit sein werden. Ich möchte Sie bitten, mein Haus auf der Stelle zu verlassen.«
Kaleton erhob sich mühsam aus dem Kaminsessel und stellte sich mit dem Rücken zu Professor Slocombe.
»Sie sind ein Ärgernis, weiter nichts«, sagte er. »Ich denke, daß ich Sie besser gleich erledigen sollte.«
»Das könnte schwieriger sein, als Sie im Augenblick vielleicht glauben.«
»Das sagen Sie, nachdem Sie erfahren mußten, wie leicht ich den schützenden Zauber überwunden habe, der Ihr Haus umgibt?«
»Das wird Ihnen in Zukunft nicht noch einmal gelingen, das kann ich Ihnen versichern.«
Kaletons Kopf drehte sich langsam auf den mißgestalteten Schultern, bis er genau nach hinten und auf Professor Slocombe sah.
»Sie haben keine Zukunft«, sagte er mit einer Stimme, die wie ein Chor aus vielen Stimmen klang. »Sie sind erledigt, alter Mann.«
»Bitte gehen Sie jetzt, solange Sie noch dazu imstande sind.«
»Das denke ich nicht, Professor.« Kaletons Mund weitete sich, wurde zu einem klaffenden Schlund, in dem weder eine Zunge noch Kiefer zu sehen waren. Ein eisiger Sturm brach daraus hervor, erfaßte den Professor in seinem Stuhl und fegte ihn gegen die Wand. Doch der Effekt war augenblicklich wieder vorüber, denn der Gelehrte erhob sich und starrte seinen Angreifer herausfordernd an, während über seine Lippen die Worte einer uralten Formel drangen.
Über dem Arbeitszimmer entspannte sich Jim Pooley in rosenduftendem Badewasser.
Nicht weit entfernt in einem anderen Haus räkelte sich John Vincent Omally auf seidenen Bettlaken mit nichts als seinen Boxershorts am Leib. Vor ihm schälte sich Jennifer Naylor leise summend aus ihren Kleidern.
Kaleton hob eine verkrüppelte Hand, um die Lanze aus Feuer abzuwehren, die auf ihn zuschoß. Die Flammen erstarrten zu glasigen Splittern, die wirkungslos auf den persischen Teppich purzelten und sich in Nichts auflösten. Auf Professor Slocombes Gesicht breitete sich Verblüffung aus, und der alte Gelehrte nahm Zuflucht zu Mächten, die durch größere Worte heraufbeschworen wurden.
Kaleton vollführte eine einzelne Bewegung, und Professor Slocombes Arbeitszimmer und die Welt ringsum verschwanden, wichen einer dunklen Kugel, in der es nur noch ihn selbst und den Magus gab.
»Es gibt keine Zukunft«, krächzte der verkrüppelte Mann, »weder für Sie noch für irgendeinen Ihrer Helfer.«
Jennifer Naylors Büstenhalter glitt zu Boden und entblößte ein Paar Brüste, von denen die
Weitere Kostenlose Bücher