Kohl des Zorns
bis dahin, was halten Sie von der Idee, ein paar meiner starken Freunde anzurufen, damit sie uns ein Loch in die Wand schlagen? Es würde schließlich nicht schaden, ein wenig frische Luft zu genießen, was meinen Sie?« Jim erhob sich, um das Telephon zu nehmen, doch der Professor zog es hastig aus seiner Reichweite.
»Soweit ich weiß, ist der heutige Tag inoffiziell zum Feiertag erklärt worden«, sagte er. »Es könnte schwierig werden, so kurzfristig jemanden zu erreichen.«
»Ich kenne jede Menge Leute, die das erledigen können«, sagte Jim gutgelaunt. »Außerdem habe ich nichts anderes zu tun. Geben Sie mir den Apparat, es dauert nur ein paar Minuten.«
»Ich denke nicht, Jim. Dies hier ist ein denkmalgeschütztes Haus. Wir dürfen nicht einfach Löcher in die Wände schlagen, oder?«
»Hmmm«, sagte Jim. »Aber es handelt sich doch um einen Notfall, Professor. Vielleicht sollte ich die Polizei oder die Feuerwehr rufen?«
Professor Slocombe schüttelte den Kopf. »Ganz definitiv nicht, Jim«, sagte er. »Das ist das letzte auf der Welt, was wir wollen. Ehrlich gesagt habe ich lange und breit nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß wir besser nicht von Inspektor Hovis und seinen Jungs in Blau belästigt werden sollten.«
»Aha?« fragte Jim ohne Begeisterung. »Und wie sind Sie zu diesem Schluß gekommen?«
»Durch einen gewissen schachspielenden Freund meinerseits. Einen Mister Rune.«
»Oh«, sagte Jim und blickte sich suchend um. »Ich liebe das Schachspiel. Ich wußte gar nicht, daß Sie ein Brett besitzen.«
»Ich besitze auch gar kein Brett.«
»Dann spielen Sie also bei Ihrem Freund zu Hause?«
»Nein.« Der Professor tippte sich an die Stirn. »Mentales Schach, Jim. Telepathisch.«
»Ach so. Klar, selbstverständlich«, sagte Pooley. »Wie dumm von mir. Aber was ist jetzt mit dem Telephon?«
»Nein«, sagte Professor Slocombe.
Die Konstabler hatten im Besprechungsraum Platz genommen. Sie hatten einen schlechten Tag voller Enttäuschungen hinter sich, und als wäre das nicht bereits genug, hatte Inspektor Hovis eine weitere Besprechung einberufen. Aus der letzten waren sie alle mit einem einzigen Gedanken im Kopf geschlichen: wie sie jede weitere Verwicklung in die Geschichte vermeiden konnten.
Weil sie nämlich — und nicht ganz ohne guten Grund — fürchteten, daß in Situationen wie der Verhaftung von Goldräubern wahrscheinlich Schießeisen geschwenkt werden und die schießwütigen Zeigefinger an den Auslösern irgendwelchen Polizeioffizieren gehören würden.
Vor ihnen pflanzte sich Inspektor Hovis auf den Tisch wie ein hagerer Raubvogel. »Sitzen wir alle bequem?« erkundigte er sich. »Dann kann ich ja anfangen.«
»Sir?« fragte Konstabler Meek.
»Ja, Mister Meek?«
»Sir, wegen dieser Gasometergeschichte … die Kollegen und ich haben uns gefragt …«
»Ja, Meek?«
»Wie kommen wir hinein, Sir? In den Gasometer, meine ich.«
Hovis zog seine Regal-Taschenalarmuhr hervor und klappte den Deckel auf. »Ich erwarte noch einen Gast«, sagte er, »der Ihnen sämtliche Einzelheiten darlegen wird. Er müßte jeden Augenblick eintreffen.«
Wie auf ein Stichwort schwang die Tür des Besprechungsraums auf und gab den Blick auf einen merkwürdig aussehenden Mann frei. Er war gut über sechs Fuß groß, kahlköpfig, mit buschigen Augenbrauen, massigem Doppelkinn und einem wilden Blick in den Augen. Seine mächtige Gestalt war in eine weit fließende Robe gehüllt, die über dem gewaltigen Bauch von einem purpurnen Kummerbund gehalten wurde.
»Meine Herren, erlauben Sie mir, Ihnen Mister Hugo Rune vorzustellen.«
Der selbsternannte Vollkommene Meister und Logos des Äons verbeugte sich in Richtung seiner zweifelnden Audienz.
Konstabler Meek sprang wie von der Tarantel gestochen auf. »Hugo Rune, ich verhafte Sie im Namen des Gesetzes. Sie können die Aussage verweigern, aber falls Sie aussagen, wird alles, was Sie sagen, protokolliert und kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«
»Nicht jetzt, Meek«, sagte Hovis.
»Aber Sir! Dieser Mann wird im Zusammenhang mit zahlreichen Verstößen gegen die Betrugsgesetze, die Hexengesetze von 1307, die … die …«
»Nicht jetzt, Meek.«
»Sir, es ist meine Pflicht, diesen Mann zu verhaften. Er ist ein Scharlatan und Trickbetrüger!«
»Nicht jetzt.«
»Sir, wir haben eine Akte über diesen Kerl, die einen Yard dick ist.«
»Meek, setzen Sie sich!«
»Aber Sir!«
»Setzen Sie sich! Mister Rune hat sich bereit
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