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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Brauereibesitzers.
    Ein dumpfes Dröhnen erfüllte die Luft über Brentford: das Schlagen von Helikopterrotoren und das Surren von Propellern. Aus Richtung Heathrow näherte sich eine ganze Armada von Hubschraubern und Luftschiffen.
    Laute Jubelrufe ertönten von der versammelten Masse, ein Jubel, der fast genauso rasch verklang, wie er eingesetzt hatte. Schweigend beobachtete die Menge, wie die Maschinen näher kamen, über ihren Köpfen vorbeiflogen und anscheinend im Nichts verschwanden, als sie hoch oben im Stadion zur Landung niedergingen.
    »Sie sind durch die Luft gekommen«, stellte jemand fest, und die Festtagsstimmung von Brentford war mit einem Schlag zu Ende. Kein goldener Triumphzug, kein großer Vorbeimarsch, kein Willkommen, kein Gelage, kein verdammtes Garnichts. Sie waren durch die Luft gekommen. Die Gemeinde war um ihr Fest betrogen worden.
    Die Menge stand in verlegenem Schweigen und löste sich dann auf, als hätte es sie nie gegeben. Die Durstigen zogen sich in ihre Stammkneipen zurück, die Frauen in ihre altmodischen Küchen, und die Kinder, die wenigstens einen schulfreien Tag erhalten hatten, zu fröhlichen Spielen auf der Straße. Der Bürgermeister stieg in seine glänzende Limousine und winkte dem Chauffeur, nach Hause zu fahren.
    Der Kupferstecher, der über den Brentforder Annalen saß, steckte seinen Stift wieder ein, schrieb mit einem Kugelschreiber die Rechnung für seine Wartezeit aus und machte sich auf den Heimweg. Die Fahnen und Wimpel hingen schlaff und bedeutungslos von den Laternenmasten, Hot-dog-Verkäufer und ihresgleichen schlurften mürrisch davon, und dann war der ganze Spuk vorüber.

Kapitel 38
     
    »Laßt mich raus!« schrie Jim Pooley mit neu erwachter Energie.
    Draußen im magischen Garten des Professors summten Bienen zwischen den schweren Blüten, und Libellen schwebten reglos in der Luft mit Flügeln, die verschwommen in Regenbogenfarben schimmerten. Hinter dem Gartentor trotteten mehrere Mitglieder der Brentforder Olympiaabordnung mit grimmigen Gesichtern vorüber. Sie ließen alle die Köpfe hängen.
    »Ich glaube, es gibt allmählich nach«, ächzte Jim. »Helfen Sie mir doch bitte kurz.«
    »Jim, es wird nicht nachgeben. Du wirst dir nur Blasen an den Händen holen.«
    Pooley stellte sein fruchtloses Hämmern gegen die unsichtbare Barriere ein und musterte seine abgeschürften Fäuste.
    »So unternehmen Sie doch irgend etwas!« flehte er. »Sie sind schließlich der Zauberer!«
    »Setz dich und beruhige dich erst einmal ein wenig«, entgegnete der Professor. »Wir haben noch genügend Zeit zu reagieren.«
    Jim schlich zu einem der Sessel am Kamin hinüber und ließ sich mutlos hineinsinken. »Das gefällt mir ganz und gar nicht, Professor. Ganz und gar nicht, das können Sie mir glauben.«
    »Ich habe einen Plan«, sagte der alte Mann. »Falls du interessiert bist, ihn zu hören …«
    Pooley musterte den Gelehrten mit nicht wenig Bitterkeit im Blick. »Mir scheint, ich habe heute ohnehin nicht viel anderes zu tun.«
    »Er wird dir nicht gefallen.«
    »Das ist aber mal eine Überraschung. Bisher habe ich jede Minute aus vollen Zügen genossen.«
    »Jim, ich kann nicht mehr für dich tun, als dir mein tiefstes Beileid für deinen Verlust auszudrücken. Ich erwarte nicht, daß du so bald darüber hinwegkommen wirst, wenn überhaupt jemals. Aber wenn du wenigstens dein eigenes Leben retten willst, dann schlage ich vor, du arbeitest mit mir zusammen anstatt gegen mich.«
    »Mein eigenes Leben retten? Wovor? Ich weiß ja noch nicht einmal, gegen was wir eigentlich ankämpfen.«
    »Ich werde dir alles erzählen, was ich weiß. Und heute abend werden wir die fehlenden Steine des Puzzles zusammensetzen.«
    »Heute abend? Wir?« fragte Jim voller Zweifel.
    »Heute abend werde ich eine Beschwörung vollführen. Es wird eine komplizierte Angelegenheit, und ich benötige dabei deine Hilfe. Ich plane, unseren Feind in unsere Sphäre zu beschwören, ihn sichtbar zu machen und mit Hilfe von Magie so lange festzuhalten, bis wir ihn dazu gebracht haben, uns zu verraten, wie und womit wir ihn zerstören können.«
    »Einfach so, wie?«
    »Alles andere als einfach so, Jim. Es wird äußerst gefährlich werden. Ich bezweifle stark, daß er bereit ist, freiwillig mit uns zusammenzuarbeiten. Und allein werde ich vielleicht nicht imstande sein, ihn festzuhalten. Wirst du mir helfen oder nicht?«
    »Bleibt mir eine Wahl?«
    »Nicht wirklich.«
    »Dann also schön, mit Freuden. Und

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