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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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ungewöhnlichen Zeiten, alles, was recht ist.«
    Professor Slocombe rollte die Karte zusammen und warf sie auf den Schreibtisch. »Das Stadion in Birmingham ist vom Pech verfolgt und wird am Ende durch ein Feuer vollständig zerstört. Und innerhalb eines einzigen Tages — denk nur, Jim, eines einzigen Tages! — wird ein Ersatzstadion hier in Brentford vorgeschlagen. Es wird augenblicklich akzeptiert, und die Konstruktion beginnt fast noch am gleichen Tag. Ein paar Wochen später ist es fertiggestellt, und die Athleten treffen ein. Was sagt dir das?«
    »Schnelles Handeln?« schlug Pooley vor. »So funktioniert die Welt eben heutzutage.«
    »Unmöglich schnell, Jim. Die ganze Geschichte ist vom Anfang bis zum bitteren Ende unmöglich. Wäre das Stadion mit normalen Mittel vorgefertigt worden, hätte das immer noch die Arbeit von Jahren bedeutet. Aber es entsteht vor unseren Augen innerhalb weniger Tage. Wo wurden die Teile gefertigt? Wie kommt es, daß der Bau genau zu dem Zeitpunkt begonnen werden kann, zu dem er erforderlich ist? Wie kommt es, daß die Grundstücke, auf denen die Pfeiler stehen, genau zum richtigen Zeitpunkt den Besitzer gewechselt haben? Woher stammt das Geld? Wie kann ein so gewaltiges Projekt in derartiger Verschwiegenheit vorbereitet werden? Wie wurde das alles angestellt, Jim?«
    »Das sind gute Fragen, Professor, aber irgendwie wird man es gemacht haben. Sie können es schließlich mit eigenen Augen sehen.«
    »Ich habe durch bittere Erfahrung gelernt, mich nicht auf meine Augen allein zu verlassen.«
    »Oh, jetzt bleiben Sie aber fair, Professor! Sie sind ein Mann der alten Schule, und Ihr Wissen ist das hier.« Pooley deutete auf die antike Bibliothek und wurde sich zum ersten Mal der Tatsache bewußt, daß das Arbeitszimmer vollständig wiederhergestellt worden war, als hätte niemals eine Zerstörung stattgefunden. »Dieser ganze, äh, alte Kram hier«, fuhr er fort. »Aber die Welt hat sich geändert. Heute arbeiten alle mit Computern und Mikrochips und Silizium, Sie wissen schon. Wer will schon sagen, wie sie es gemacht haben? Ich weiß es zum Beispiel wirklich nicht. Sie interpretieren zuviel Mystizismus in alles.«
    »Und das ist deine wohlüberlegte Meinung?«
    »Nun ja, so ähnlich. Ich gebe gerne zu, daß ich nur das weiß, was man in den Zeitungen lesen kann oder im Fernsehen zu sehen kriegt. Aber das ist alles an Informationen, was den meisten von uns zugänglich ist. Falls diese Informationen verfälscht oder sogar dreiste Lügen sind, woher sollen wir das wissen? Wir können nur glauben, was man uns sagt. Und irgend etwas müssen wir schließlich glauben, Professor.«
    »Warum, Jim? Warum sollen wir glauben, was man uns sagt?«
    »Nun ja. Das ist es, was man uns von Kindesbeinen an beibringt. Irgend jemand erzählt dir, daß eins und eins zwei ergibt, und du glaubst es. Und es ergibt doch zwei, oder vielleicht nicht?«
    »Die meiste Zeit über, ja.«
    »Sehen Sie?«
    »Ich sehe. Und du hast mir bereits die meisten Argumente selbst geliefert. Wenn ich dir sage, daß irgend etwas geschieht, das ganz und gar nicht zu dem paßt, was dir an Informationen zugänglich ist, was schließt du daraus?«
    »Gar nichts. Sie haben mir nichts erzählt, Sie haben mir nur Fragen gestellt, die ich nicht beantworten kann.«
    »Dann will ich dir nun etwas verraten. Das Stadion ist nicht einfach nur ein Stadion. Es wurde von einem Mann errichtet, der nicht einfach nur ein Mann ist. Wenn er überhaupt ein Mensch ist, was ich ernsthaft bezweifle. Und dieser Mann, der kein Mensch ist, hat …« Der Professor unterbrach sich und starrte Pooley mit einem Ausdruck tiefsten Mitleids an.
    »Ja?« fragte Pooley langsam. »Was hat er?«
    »Dieser Mann hat deinen besten Freund ermordet.«
    Jims Kinnlade klappte herunter. »Er hat was?« fragte er mit beinahe unhörbarer Stimme. »Er hat John ermordet? Was reden Sie da?«
    »Ich bedaure, das sagen zu müssen. Ich hätte alles in der Welt darum gegeben, diese Worte nicht aussprechen zu müssen, doch ja, Jim: John Omally ist tot.«
    Jim sprang auf. Tränen standen in seinen Augen. »Nein!« rief er. »John ist nicht tot! Wäre er tot, würde ich das irgendwie spüren. Es kann nicht sein. John ist nicht tot! Warum sagen Sie das?«
    »Jim, hinter diesem Stadion verbirgt sich eine dunkle Macht, eine Macht, die wir zerstören müssen! Ich habe ihr hier in meinem Arbeitszimmer von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Du hast ihr Werk auf Griffin Island und

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