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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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erkennen konnte. Sie waren dunkelbraun und schüchterten mich ein
mit ihrem eindringlichen Blick.
    Unwillkürlich
lehnte ich mich zurück. Der Rauch im Raum störte mich, doch ich wagte nicht,
mich zu beschweren.
    Kellmann lehnte
sich ebenfalls zurück und drückte die Zigarette aus. »Ich höre!«
    Also erzählte ich,
wie ich Hanning an jenem kühlen Ostersonntag vorgefunden hatte.
    »Was ist Ihnen
aufgefallen? War es kalt oder warm in der Wohnung? Roch es merkwürdig?«
    »Die Wohnung war
nicht geheizt. Komisch, dass die alte Dame nicht gefroren hat, sie hatte nur
ein dünnes Kleid an, wenn ich mich recht erinnere …«
    Kellmann nickte.
»Ich muss das zu Protokoll nehmen.« Er erhob sich, ging zum Schrank und entnahm
diesem mehrere Blatt Papier sowie einen Bogen Kohlepapier. Er spannte zwei Blatt
und das Kohlepapier in die Schreibmaschine und begann, im Zweifingersystem auf
die Tastatur einzuhacken. Dabei zündete er sich den nächsten Glimmstängel an.
    Ich fasste mir ein
Herz. »Könnten Sie für einen Moment das Fenster öffnen, bitte?«
    »Wir sind gleich
fertig!«, erklärte Kellmann, ohne auf meine Bitte einzugehen.
    Er sah mich an,
die Hände immer noch auf der Tastatur. »Die Leiche? Wie sah sie aus? Wie war
die Beschaffenheit der Haut?«
    Ich fand seine Art
zu fragen nicht besonders pietätvoll, doch vermutlich lag das an seinem Beruf.
    »Sie waren doch
da, bis der Arzt kam! Sind Ihnen die Flecken auf der Haut nicht aufgefallen?«
    »Flecken? Die Haut
war rot, aber ich dachte nicht, dass das etwas zu bedeuten hat. Es war nicht
besonders hell im Raum.«
    Kellmann maß mich
mit einem Blick, als wollte er sagen: Besonders helle bist du auch nicht, und
das Denken ist eben Glücksache, besonders bei Frauen. Zu meiner Erleichterung
verkniff er sich jeglichen Kommentar.
    In diesem Moment
klopfte es an der Tür, und ein junger Mann betrat den Raum, ohne eine Antwort
abzuwarten.
    »Wer hat Sie denn
reingelassen, Luschinski?«, bellte Kellmann. »Sie haben mir gerade noch
gefehlt!«
    »Ja, Ihnen auch
einen schönen Tag, Herr Kommissar«, erklärte der Eindringling mit einem
fröhlichen Grinsen.
    »Vergiftung«,
berichtete ich. »Wahrscheinlich Kohlenmonoxid, aber das ist noch nicht sicher.
Es gibt noch eine Obduktion.«
    Kaminski hatte am
Haupteingang auf mich gewartet und ließ sich auf dem Rückweg Bericht erstatten.
»Hat es nach Gas gerochen?«
    Er hatte Mühe,
seinen Schritt dem meinen anzupassen. Ich war das Laufen gewöhnt und legte ein
rasches Tempo vor.
    »Das hat mich der
Kommissar auch gefragt. Ich kann mich nicht erinnern. Nachdem Schwester Käthe
gesagt hatte: ›Der ist tot‹, war ich ziemlich durcheinander.«
    Mittlerweile waren
wir am Wall angelangt und warteten darauf, dass die Fußgängerampel umsprang.
    »Das kann ich
verstehen.« Kaminski redete gegen den vorbeibrausenden Verkehr an. Er trat
einen Schritt näher und sagte etwas dicht an meinem Ohr.
    Ganz
nah am Ohr hörte ich die Stimme meiner Mutter: »Komm weg hier, schnell …«
Zerfetzte Menschenleiber lagen auf den Straßen, blutig und kalt. Ohrenbetäubend
die Stille nach der Explosion. Trümmer. Und Nacht, dann Morgengrauen. Ich war
sieben Jahre alt, es war Spätherbst, und der Krieg dauerte schon viel zu lange.
Es roch nach Verwesung. Ich hatte keine Angst, damals nicht und danach nie wieder.
Nur Beklemmungen. Manchmal. Jetzt. Wir liefen und liefen. Meine Mutter zerrte
mich weiter, wenn ich mich hinsetzen wollte, müde und der Erschöpfung nah.
    Automatisch
setzten sich meine Füße in Bewegung.
    »Halt! Es ist
rot!«, rief eine Stimme von hinten.
    Bremsen
kreischten, ein Auto hielt, der Fahrer schimpfte aus dem Fenster: »Fräulein!
Sind Sie verrückt? Beinahe hätte ich Sie umgefahren!«
    »Entschuldigung.«
    Ich wollte
weiterlaufen und die Kreuzung überqueren, doch eine Hand am Oberarm hinderte
mich daran. Mit überraschender Kraft hielt mich der junge Lehrer zurück und
führte mich zum Bürgersteig.
    »Geht es wieder?«,
erkundigte er sich mitfühlend.
    Ich atmete durch.
»Danke. Es ist schon in Ordnung. Vorbei.« Tatsächlich waren die Bilder
verblasst und die Stimmen verschwunden.
    »Brauchen Sie
einen Arzt?«
    Ich schüttelte den
Kopf. »Mir geht es gut. Lassen Sie nur!« Ich versuchte mich ihm zu entwinden.
    Er löste seinen
Griff und trat zur Seite. »Ich bringe Sie nach Hause!«
    »Ach nein, das ist
nicht nötig.«
    Unbeeindruckt von
meinem Einspruch begleitete Kaminski mich zu meiner Pfarrwohnung und bettete
mich auf das

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