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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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ihm auf der Wache an. Bei der Spurensicherung war die Ausbeute
eher mager. Im Keller hatte die Polin alles weggeputzt, bevor die Polizei kam –
auf Anweisung Ihres dicken Kollegen übrigens! Kellmann hat getobt vor Wut. Das
können Sie mir glauben!«
    »Marie war da? Die
Frau von Idschdi, dem Hausmeister? Die habe ich gar nicht gesehen.«
    »Die hat Ihr
Kollege gerufen. Da waren Sie wohl schon weg. Damit sie sauber macht. Im
Treppenhaus waren auch noch Spuren von Erbrochenem zu finden, allerdings
teilweise auch schon weggewischt. Die Polin schwor bei der heiligen Maria, dort
hätte sie Putzeimer und Aufnehmer nicht eingesetzt. Also muss es jemand anders
gewesen sein. Möglicherweise der Mörder. Wahrscheinlich der Mörder.«
    »Oh«, machte ich.
»Das sind ja schlimme Neuigkeiten!«
    »Und Sie wussten
wirklich von nichts?«
    Ich schaute auf
die Uhr. »Hören Sie. Ich würde gerne noch weiter mit Ihnen reden. Aber jetzt
muss ich los. Mein Kollege wartet auf mich! Vielleicht können wir das Gespräch
ein anderes Mal fortsetzen.«
    »Wann denn? Heute
Nachmittag im Pfarrhaus bei Ihnen?«
    »Woher wissen Sie …?«
    Doch da war er
schon verschwunden.
    Als ich das
Gemeindebüro betrat, sagte Kruse anstelle einer Begrüßung: »Martha, Martha, du
hast viel Sorge und Mühe!«
    Seit wann duzten
wir uns? Und wie kam er dazu, mich mit Vornamen anzureden?
    »Eins ist Not:
Maria hat das gute Teil erwählt, das soll nicht von ihr genommen werden«,
deklamierte er.
    Jetzt erst sah ich
Marie, die im Hintergrund das Regal abstaubte.
    Aha. Ich hatte
verstanden. Maria und Martha. Maria war die Gute, die Jesus lobte, und Martha
wurde zurechtgewiesen. Kannte ich, die Geschichte. War mir oft genug auf das
Butterbrot geschmiert worden. Schließlich hieß ich schon länger Martha.
    Marie quittierte
Kruses pathetische Ausführungen mit einem Lächeln, das nicht erkennen ließ, ob
sie die Anspielung verstanden hatte. Die junge Polin – laut Aussage des
Reporters nicht nur zuständig für Büroarbeiten, sondern auch für das Beseitigen
von Unappetitlichem – sprach und verstand gut Deutsch. Besser als ihr Mann
Idschdi.
    Vage lächelte sie
meinen Kollegen an. Der strahlte auf wie eine Hundertwattbirne. Maries Gesicht
begann ebenfalls zu leuchten wie eine Osterglocke vor dem Frühlingshimmel. Doch
ihre Freude galt nicht Kruse, sondern ihrem Mann, der soeben das Büro betreten
hatte.
    Wenig begeistert
begrüßte Kruse den Hausmeister.
    »Ist schlimm mit
dem Pastor«, sagte Idschdi. »Wann ist Beerdigung?«
    Kruse zuckte mit
den Schultern und murmelte Unverständliches.
    »Die Polizei
untersucht den Tod von Hanning gerade. Die Leiche ist noch nicht freigegeben«,
sagte ich automatisch.
    Idschdi schaute
erst mich an, dann seine Frau. Marie übersetzte ins Polnische.
    »Ist noch viel
mehr schlimm«, kommentierte Idschdi.
    Zärtliche Blicke
tauschend verließ das Paar das Gemeindebüro.
    »Herr Kruse?«
    Widerwillig wandte
der Kollege sich mir zu.
    Ich ging gleich in
die Offensive: »Ich habe gerade den Reporter getroffen. Er meinte, jemand habe
bei Hannings Tod nachgeholfen. Die Polizei ermittelt. Waren Sie auch schon auf der
Wache?«
    »Luschinski!«,
brauste Kruse auf. »Dieser Schnüffler! Halten Sie sich von dem fern! Ich
verbiete Ihnen, mit ihm zu sprechen! Machen Sie Ihre Arbeit, und gut ist! Alles
andere geht Sie nichts an!«
    »Sie haben mir
nichts zu verbieten!«
    »Ach was, papperlapapp!
Heute Abend ist Jugendtreff«, polterte er. »Ich rechne mit Ihnen!« Die Tür fiel
hinter ihm in das Schloss.
    Allmählich weckte
der Kollege meinen Kampfgeist.
    Und meine
sprichwörtliche Neugier war auch geweckt.
    »Ein Küppersbusch,
ganz wie früher«, stellte Schwester Käthe mit Kennerblick fest. »Aber Sie
heizen nicht mit Mutterklötzchen, oder?«
    »Mutterklötzchen?«
    »Holzstumpen, die
die Bergmänner früher aus dem Stollen mitgebracht haben. Zum Heizen für die
Mutter, deshalb Mutterklötzchen.«
    »Aha. Wasser kocht
gleich. Kann ich Ihnen etwas anbieten, Bohnenkaffee vielleicht?«
    »Lieber einen
Muckefuck.«
    Doch bevor ich
klarstellen konnte, dass mir diese Labberbrühe von Getreidekaffeeersatz nicht
ins Haus kam, klingelte es.
    Wenig später kam
der Reporter die Treppe herauf. »Ich dachte, ich schau mal rein!« Ohne
Aufforderung betrat er die Küche.
    »Schwester Käthe,
Sie auch hier!«
    Unten knallte eine
Tür.
    Luschinski
bemerkte: »Ach, zofft sich der Alte mal wieder mit seiner Kaline? Dem würd ich
doch glatt zutrauen, dass er

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