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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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Hausherrin.
    »Amen«,
antworteten wir.
    Danach waren wir
für eine Weile beschäftigt.
    »Ich mache mir
Sorgen um Pastor Hanning«, nahm Schwester Käthe schließlich das anfängliche
Thema wieder auf.
    »Vielleicht ist er
ja über Ostern verreist«, mutmaßte Schwester Tabea. »Bei den Junggesellen weiß
man nie, wo sie sich herumtreiben!« Tabea war eine brünette junge Frau, deren
feine Gesichtszüge unter der weiß gestärkten Diakonissenhaube besonders gut zur
Geltung kamen.
    »Wenn er verreist
wäre, hätte er Bescheid gesagt, damit ich mich um seine Mutter kümmere. Er kann
sie höchstens für ein paar Stunden allein lassen«, wandte Schwester Käthe ein.
»Immer muss jemand im Haus sein. Sie ist schon im Nachthemd draußen
herumgelaufen.«
    »Also, ich würde
ja einen unverheirateten Pastor gar nicht auf die Kanzel lassen«, stichelte
Tabea weiter.
    »Zum Glück geht es
nicht nach dir!«, bügelte die Ältere sie ab.
    Ich gab zu
Protokoll: »Gestern Nachmittag habe ich Pastor Hanning noch gesehen. Er hat
beim Abschied zu mir gesagt: ›Bis morgen im Gottesdienst!‹«
    Schwester Käthe
nickte. »Ja, ja, er ist ein treuer Kirchenbesucher.« Dann bot sie mir mit einem
Blick auf meinen schmalen Oberkörper in der Kostümjacke an: »Möchten Sie noch
etwas von dem Braten, Fräulein Gerlach? Sie können es ja vertragen.«
    »Danke, nein.«
    »Vielleicht hat
der Pastor es sich anders überlegt und ist heute Morgen weggefahren«, überlegte
Schwester Tabea.
    »Bei diesem
Wetter?«, fragte ich ungläubig. Draußen schneite es schon wieder.
    »Das ist außerdem
nicht seine Art«, erwiderte Schwester Käthe resolut. »Ich bin seit über vierzig
Jahren in der Gemeinde. Pastor Hanning lebt seit mehr als zehn Jahren hier. Da
weiß man, mit wem man es zu tun hat. Der fährt nicht einfach weg, ohne mir
Bescheid zu sagen.«
    Der obligatorische
Spaziergang, den Schwester Käthe und ich nach dem Essen antraten, führte durch
das Schlesierviertel in die Sudermannstraße.
    Dort residierte
Trudi, die Königin der Trinkhallen, eine auffällige Gestalt mit stark
geschminktem Gesicht und weiß-violettem Zuckerwatte-Haar. Was Trudi nicht
wusste, war nicht passiert.
    »Schwester Käthe«,
rief sie erfreut, »wie geht’s?« Und zu mir: »Tach, Fräulein Pastor!«
    Einige Männer mit
Bierflaschen in der Hand standen am Kiosk. Sie beachteten uns nicht.
    »Haben Sie den
Pastor gesehen?«, fragte Schwester Käthe. Sie ignorierte die umstehenden Männer
ebenfalls.
    »Grad eben ist er
hier vorbeigefahren, mit seiner Frau«, gab Trudi Auskunft.
    »Nein, nicht der.
Nicht Kruse, sondern Hanning«, stellte Schwester Käthe richtig. »Der andere
Pastor.«
    »Ah, der. Nee, der
war heut noch nich hier.«
    »Wann denn dann?«
Schwester Käthe übernahm die knappe Ausdrucksweise von Trudi.
    »Gestern Abend,
hat sich noch Bier geholt.«
    »Mir auch noch ‘n
Bier«, griff einer der Männer das Stichwort auf. Trudi reichte ihm das
Gewünschte.
    Ich fragte mich,
warum diese Männer in der Kälte herumstanden. Hatten sie kein Zuhause? Gerade fing
es wieder an zu schneien, eher ein Schneeregen, unangenehm kühl und nass. Nicht
einmal der Bürgersteig wurde weiß.
    »Wann genau
gestern Abend?«, hakte Schwester Käthe nach.
    »Kann ich nich
sagen. Jedenfalls war’s schon lange dunkel.«
    »Aha. Na, dann
wollen wir mal wieder. Schönen Tag noch!«
    Wenige Minuten
später standen wir vor dem Haus des Kollegen. Es war zwei Uhr, die Zeit der
Mittagsruhe. Schwester Käthe störte das nicht. Energisch betätigte sie die
Klingel. Als niemand öffnete, schellte sie ein zweites und dann ein drittes Mal.
    Schließlich
öffnete sich ein Fenster im ersten Stock, der Kopf einer älteren Frau erschien
im Fensterrahmen. »Wer ist da?«, fragte sie.
    »Schwester Käthe
ist unten!«, rief die Diakonisse mit ihrer kräftigen, sonoren Stimme.
    »Wer?«
    »Schwester
Käthe!«, trompetete meine Begleiterin, dieses Mal noch lauter. »Machen Sie auf,
Frau Hanning!«
    Keine Antwort.
    Die Diakonisse gab
nicht auf: »Frau Hanning, es ist wichtig!«
    »Ach nein, wir
kaufen nichts!«, sagte die ältere Dame mit gezierter Stimme und schlug das
Fenster über uns wieder zu.
    »Und nun?« Ich sah
Schwester Käthe ratlos an.
    »Ich habe einen
Schlüssel! Gehen wir rein.«
    Das Licht im
Treppenhaus funktionierte nicht, und so tasteten wir uns durch das Halbdunkel
über die Holztreppe nach oben. Die Klingel an der Wohnungstür gab keinen Ton
von sich. Die Schwester klopfte mit dem

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