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Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bongardt
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rote Krieger weiter zu verstehen gab, erwarteten sie von uns nichts weiter, als unser Lager unten in der Nähe des Flussufers aufzuschlagen, die Dämmerung abzuwarten und mit dem Einbruch der Dunkelheit ein kleines Feuer zu entfachen. Der Padre und seine Männer, die ja in nördliche Richtung geflohen waren, aber unbedingt nach Süden mussten, würden uns so unweigerlich entdecken. Und wenn der Padre und seine Männer mit uns beschäftigt wären, würden die Rothäute auftauchen, sie überwältigen und, nun ja, nach den Riten ihres Stammes zur Verantwortung ziehen. Ich machte mir daraus keinen Kopf. Bei allem, was Miss Lucille uns damals beigebracht hatte, konnte auf den Padre und seine Männer nur die Hölle warten, da machte es keinen Unterschied, wenn sie kurz vorher schon mal ein wenig vom Höllenfeuer kosten würden. Der Plan hatte dennoch einen Schönheitsfehler: Was war, wenn sie uns einfach ein paar Kugeln verpassten, sobald sie uns erkannten. Mein Leben als Schießbudenfigur zu beenden, das hatte ich nicht vor.

    „Bär wirft nicht einfach Bienennest vom Baum. Bär frisst Honig. Du weißt, wie Padre hat gemacht mit Squaws und Kinder? Du töten seine Männer. Er mit dir machen viel schlimmeres, nicht nur schießen. Aber bevor er machen kann, wir nehmen ihn.“

    Das Argument war nicht von der Hand zu weisen, machte unsere Rolle als Köder aber auch nicht eben verlockender. Wie ich es sah, hatten wir allerdings kaum eine andere Wahl.

    Nun war es an Oscar, der die meiste Zeit geschwiegen hatte, mich zu überraschen. Er sagte: „Nicht wir sind der Honig, ich bin der Honig. Der Padre kennt nur mich, er hat nicht gesehen, wer auf seine Männer geschossen hat. Ich werde mich ans Lagerfeuer setzen, und damit er glaubt, der, der mir geholfen habe, sei bei mir, setzen wir einen von seinen toten Männern dazu und setzen ihm El Lobos Hut auf. Er wird ihn erst aus der Nähe erkennen, und dann seid ihr da. Und wenn etwas anders verläuft, als wir es geplant haben, wird El Lobo mir zur Hilfe kommen, wie er es schon einmal getan hat.“

    „Du tapferer Mann“, sagte der ältere der beiden Indianer, „so geschehe es“, und dann, an mich gewandt „Dein Name El Lobo? Dann wir sind Brüder. Ich bin Schwarzer Wolf.“

    Wie ich außerdem erfuhr, war der Name des jüngeren Indianers Großer Marder, der aber in Gegenwart des älteren offenbar zum Schweigen verpflichtet war. Die beiden waren Mescalero-Apachen, die mit ihrem Dorf flussaufwärts vor ganzen Horden von Skalpjägern geflohen waren. Die Skalpjäger konnten in Chihuahua schnelles Geld machen, wenn sie vor allem die Bewohner von Indianerdörfern niedermetzelten, von denen wenig Widerstand zu erwarten war. Tatsächlich zahlten die Behörden von Chihuahua selbst für die Skalps kleiner Apachenkinder noch 50 Pesos, wie es der Padre Oscar erzählt hatte.

Den „Honigtopf“ für den Padre aufzustellen war, man möge mir das Wortspiel verzeihen, alles andere als ein Honigschlecken. Unsere beiden neuen „Freunde“ sicherten die Umgebung, während Oscar und ich uns eine der Leichen holten. Wir entschieden uns für den zweiten, den ich erschossen hatte, denn er war der einzige, dessen Kopf intakt geblieben war. Es war ein gewaltiges Stück Arbeit, den Toten, der inzwischen steif wie ein Brett war, auf Tylers Rücken zu hieven, der eine solche Fracht nicht gewohnt war. Auch die beiden anderen Toten mussten wir wegschaffen. Dabei machte ich mir freilich weniger Mühe: Ich ließ sie von Tyler bis zu der Fallgrube schleifen, in die ich gestern gestürzt war, und warf sie hinein. Ja, ja, dachte ich, wer anderen eine Grube gräbt...

    Was mir am schwersten fiel, war, dem toten Greaser meinen Hut auf den Kopf zu setzen. Der Schurke hatte wohl schon zu Lebzeiten keinen Rosenduft verströmt, aber tot würde er bald ein Aroma entwickeln, das ich wohl nie mehr aus meinem teuren Stetson heraus bekäme. Endlich hatten wir den toten Banditen, den Rücken an einen Baum gelehnt, dorthin gesetzt, wo Oscar sein Lager aufschlagen würde. Ich nahm ihm noch den Poncho ab, und wären seine Beine nicht in so einer krummen, unnatürlichen Haltung erstarrt, hätte er einen ganz glaubwürdigen Rastenden abgegeben, der an einem Baum vor sich hin döste. Wieder verblüffte Oscar mich: Er packte die Beine des Toten, eines nach dem anderen, und brach sie mit kräftigem Ruck. Danach konnte er sie so zurecht legen, dass keiner so schnell Verdacht schöpfen würde. Seinen Mitmenschen die Zähne aus dem

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