Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Seite, der Hut rollte in den Staub, und die Bastarde erkannten das graue, eingefallene Gesicht ihres Companero. „ Esto es Rodriguez! “ Für einen ganz kurzen Moment waren Kerle wie gelähmt. Oscar nutzte diesen Moment, und sprang in den Rio Grande, um sich mit der Strömung davon zu machen. Ich sah, wie der Mexikaner, der von seinem Pferd abgestiegen war, mit einer langläufigen Pistole in Richtung Fluss zielte. Es gelang mir, vor ihm abzudrücken. Meine Kugel drang rechts in seine Rippen ein, und er sackte laut stöhnend zusammen.
Den Skalpjägern war nicht klar, woher der Schuss gekommen war, und ich hätte gut und gerne noch zwei von ihnen erledigen können, bevor sie das heraus gefunden hätten. Stattdessen hob ich meinen Kopf und rief, so laut es mir meine Lage erlaubte „Werft die Waffen weg und ergebt euch. Ihr seid umstellt!“ Das war so etwa das dümmste, was ich hatte tun können, denn sofort krachten Schüsse in meine Richtung, und hätte ich den Kopf nicht flach auf den Boden gepresst, hätten sie mir wohl den Garaus gemacht. Mein nächster Schuss kam deshalb weniger gezielt, traf aber immerhin einen der Schurken in die Hüfte, der darauf von seinem Pferd zu Boden rollte, wo er, gekrümmt und vor Schmerzen wimmernd, liegen blieb. So langsam fragte ich mich, wo die tapferen Mescalero-Krieger blieben. Waren ihnen die eigenen Skalps am Ende doch wichtiger als die ihrer getöteten Brüder und Schwestern?
Den Mexikanern musste jetzt klar sein, dass sie alles andere als umstellt waren. Ein Schuss nach dem anderen krachte, und früher oder später würde eine ihrer Kugeln ihr Ziel finden. Mein Vorteil war, dass sie auf ihren Pferden blieben. Wer schon einmal versucht hat, vom Rücken eines nervösen Reittiers aus einen sicheren Schuss abzugeben, weiß, dass von dort aus nur reine Glückstreffer möglich sind. Ich rollte seitwärts, und kam fünf Fuß von meiner ersten Position zu liegen. Jetzt bekam ich den Padre selbst ins Visier, doch in dem Augenblick, in dem ich den Abzug drückte, drehte sich sein Pferd, das bei dem Lärm der Schüsse kurz davor stand, durchzugehen. Meine Kugel streifte die Flanke des Tiers, und es stürmte mit dem falschen Gottesmann flussabwärts davon, während dieser vergeblich versuchte, es zum Stehen zu bringen. Noch immer sah ich mich vier Bastarden gegenüber, und langsam gewann ich den Eindruck, mit dem sagenumwobenen Mut der Apachen sei es nicht all zu weit her.
Doch da tat ich den Rothäuten unrecht: Gerade, als die mexikanischen Bastarde auseinander galoppierten und dabei waren, das Gebüsch, das mir als Deckung diente, einzukreisen, ließen Schwarzer Wolf und Großer Marder ihr Kriegsgeheul hören. Das mochte aus den Kehlen von hundert Kriegern furchterregender klingen als aus denen von zweien, von denen einer wohl noch im Stimmbruch steckte, doch es genügte, um die Skalpjäger zu verwirren und gab mir die Gelegenheit zu einem weiteren gezielten Schuss. Doch ich verriss die Winchester, und traf statt des Reiters sein Pferd mitten in die Stirn. Wo er gerade noch galoppiert war, brach der schwarze Rappe tot zusammen, der Reiter fiel seitlich von mir in den Staub, rappelte sich aber gleich wieder auf und legte auf mich an. Den Anblick, der sich mir dann bot, werde ich lange nicht vergessen: Es sah für einen Wimpernschlag lang aus, als strecke er mir höhnisch die Zunge entgegen. Doch was ihm aus dem Mund ragte, war nicht seine Zunge, sondern die Spitze eines Pfeils, der sein Genick durchschlagen und sich durch seinen Mund gebohrt hatte. Er machte ein ziemlich hässliches Geräusch, brach dann zusammen und blieb liegen.
Die drei verbliebenen Skalpjäger sahen sich nun endlich tatsächlich umzingelt: Vom Flussufer her hatte Schwarzer Wolf den Bogen auf sie angelegt, vom der Nordwestseite hatte Großer Marder sie ins Visier genommen, und flussabwärts stand ich ihnen mit der Winchester gegenüber. Alle drei hatten inzwischen ihre Munition verschossen, während die Köcher der Apachen noch wohlgefüllt schienen und ich von den fünfzehn Patronen im Magazin meiner Winchester erst vier verschossen hatte. Mindestens einer von ihnen hatte die Aussichtslosigkeit seiner Lage begriffen, warf seinen Revolver in den Staub und hob die Hände. Die beiden anderen folgten seinem Beispiel.
„Absteigen“, kommandierte ich. Die Mexikaner gehorchten und ließen sich ohne Widerstand von den Apachen die Hände auf den Rücken binden. Ich sah nach den Verwundeten: Zwei waren
Weitere Kostenlose Bücher